Judgement Day 1: Debütanten & Decider

Judgement Day zum Einzug in die Endrunde der WM: Wu Yize, ein junger chinesischer Spieler mit rasiertem Schädel, hält ein Queue in der Hand und schaut auf den Tisch. Im Hintergrund ein Scoreboard mit dem Namen Chris Wakelin.
Der schöne VoKuHiLa ist weg, aber die Qualität seines Spiels ist noch da: Wu Yize. © World Snooker/Tai Chengzhe

Die ersten acht Spieler sind am heutigen Judgement Day in die Endrunde der WM eingezogen. Anthony McGill, Matthew Selt, Fan Zhengyi, Wu Yize, Si Jiahui, Ricky Walden, Jak Jones und Noppon Saengkham.

Schon nach der ersten Session zeichnete sich ab, dass es alles enge Spiele werden würden. Zwischenstände von 4–4, 5–4 und 6–3 versprachen einen spannenden Abend. Und so kam es dann auch.

McGill zieht am Judgement Day nach Rückstand in die Endrunde der WM ein

Anthony McGill war der erste, der am Abend seinen Platz buchte. Am Nachmittag war er gegen Cao Yupeng mit 0–3 in Rückstand geraten. Ab dann machte er praktisch einen Durchmarsch. Holte sechs Frames in Folge, bevor Cao einen kleinen Zwischenstopp einbauen konnte. Aber am Ende gewann McGill mit 10–6. Am Ende meinte er, nach seinem Rückstand dachte er, er könne eh nichts mehr machen und hätte ab da nur noch das Match genießen wollen. Das war offensichtlich ein gutes Rezept.

Matt Selt war der Nächste. Er war mit 10–6 gegen Graeme Dott erfolgreich, der hier seine Terrierqualitäten wegen einer Schulterverletzung nicht anbringen konnte.

Drei Debütanten aus China im Crucible dabei

Fan Zhengyi setzte sich mit 10–6 gegen Stephen Maguire. Er hatte 0–4 zurückgelegen, doch konnte er am Abend Stephen Maguires erstes Fehlen im Crucible seit 20 Jahren besiegeln. European Masters Sieger Fan zieht damit zum ersten Mal in die Endrunde der WM ein.

Wu Yize gewann nach 1–5-Rückstand mit 10–8 gegen Chris Wakelin. Nachdem Wakelin im elften Frame ein 100er Break machte, gewann Wu – ebenfalls mit Centuries – vier Frames in Folge. Wakelin konnte nochmal zum 8–9 aufschließen, doch eine 87 im letzten Frame besiegelte das Endergebnis. Wu darf mit seinen 19 Jahren auch das erste Mal im Crucible spielen.

Beim Match zwischen Si Jiahui und Jordan Brown gab es keine Wendungen. Bis zum 7–7 waren sie auf Augenhöhe. Dann zog Si auf 9–7 davon. Im 17. Frame kam er ins Break und spielte so schnell, als wollte er alle Bälle lochen, bevor er das Muffensausen bekommt. Er verstellte sich. Brown kam heran. Seht selbst, wie Si Jiahui überraschend nervenstark und taktisch klug das Drama um Pink gewann. Si ist der dritte chinesische Debütant, der sich heute einen Platz in der Endrunde sichern konnte. Morgen wird aus der Partie Xu Si gegen Pang Junxu noch einer dazukommen.

Decider-Siege für Walden und Saengkham

Eine enge Kiste mit hin- und herschwingendem Momentum war das Match Thepchaiya Un-Nooh gegen Ricky Walden. Vier Century Breaks, zehn 50+ Breaks und jede Menge Drama boten die beiden. Un-Nooh verfehlte im Entscheidungsframe bei 32 Rot auf die Mitte. Walden kam an den Tisch und spielte ein schönes Break inklusive coolem Triple, schaffte es aber nicht, den Frame sicher zu machen. Doch Un-Nooh konnte keinen zwingenden Snooker legen und so war Walden am Ende der glückliche Sieger.

Im Match Noppon Saengkham gegen Zhang Anda war Ersterer auf dem Papier klarer Favorit. Doch Zhang machte das ganze zu einer engeren Sache als erwartet. Sie arbeiteten sich relativ gleichmäßig vorwärts, mal hatte Zhang die Nase vorn, mal Saengkham. So ging es bis zum 9–9.

Die erste Chance im Decider hatte Zhang, konnte aber nach Rot keine Farbe spielen. Der Tisch sah nicht nach einem großen Break aus, da sich alle Roten in der rechten unteren Ecke versammelt hatten. Zhang erarbeitete sich eine kleine Führung, Saengkham spielte eine grandiosen Einsteiger, verfehlte dann aber eine spätere Rote in die Ecktasche, bevor er nennenswert punkten konnte. Der Frame ging am Ende bis zum letzten Ball: Nach langem Duell auf Schwarz machte Zhang den Fehler und Noppon Saengkham versenkte den Ball zum Sieg. Böse Zungen behaupten, ich hätte kurz vor Freude geweint. Bitte erzählt das nicht Rob Walker.

Barry Hawkins mit Schwierigkeiten, Jak Jones mit Debüt-Sieg

Barry Hawkins hatte sich schon gegen David Lilley nicht mit Ruhm bekleckert. Nach seinen eigenen Worten war dort jeder Frame „a pint of blood“ gewesen. Und heute war es wirklich ein Elend mitanzusehen, was für Fehler er im Spiel gegen Jak Jones machte. Seine Seelenruhe, die im Grunde sein Markenzeichen ist, war ganz offensichtlich dahin, so sehr war er selbst von seinem Auftreten genervt. Trotzdem kämpfte er sich zwar immer wieder zurück, wenn Jones drohte, davonzuziehen. Der letzte Frame gestaltete sich genauso: Fehler und Gepopel, hin- und herschwingende Chancen, Freeball für Jones beim Stand von 43–43 … das war der 10–8-Sieg für den Underdog.

Der gab am Ende zu, dass sie beide nicht besonders gut gespielt hätten, aber freute sich sehr über seinen ersten Einzug ins Crucible.

So toll, wie ich die Judgement Day Übertragung auch finde: Es ist wirklich absolut unmöglich, dass sie jeden einzelnen Spieler im Anschluss an die Spiele interviewen – bis auf die chinesischen. Angeblich liegt es am schlechten Englisch der Spieler. Aber es kann einfach für WORLD Snooker Tour nicht angehen, dass sie keine Übersetzungen auf die Reihe kriegen.

Den Überblick über alle Spiele findet ihr auf unserer Turnierseite. Auch der morgige Judgement Day wird in einer Konferenz auf dem YouTube-Kanal von World Snooker übertragen. Dort könnt ihr dann sehen, wie Rob Walker die Leute im Interview versucht, zum Weinen zu bringen. Aber manchmal sprechen sie dort auch über uns und verpassen dann, was auf dem Tisch passiert.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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2 Gedanken zu „Judgement Day 1: Debütanten & Decider

  1. Lula Witzescher Artikelautor

    Ich denke, das ist ja jeder Person selbst überlassen, sich impfen zu lassen oder nicht. Wegen Long Covid nicht spielen zu können oder an Covid gestorben zu sein wäre auch keine Alternative.

    Und nein, ich schalte keine weiteren Kommentare frei zu diesem Thema und gehe auch nicht weiter darauf ein.

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