Judgement Day 2: Die 16 Qualifikanten fürs Crucible stehen fest

Mark Davis, Joe Perry und Referee Olivier Marteel am Tisch am Judgement Day. Im Hintergrund das Scoreboard. Noch steht es 1 zu 3.
Nach Decider-Drama: Perry im Crucible dabei, Davis verliert Tourkarte © World Snooker/Tai Chengzhe

Am zweiten Judgement Day komplettieren acht weitere Qualifikanten das Line-Up der Weltmeisterschaft im Crucible. Sie sind: Ryan Day, Jimmy Robertson, David Grace, Hossein Vafaei, Pang Junxu, Elliot Slessor und Joe Perry.

Der erste Judgement Day hatte uns mit viel Drama verwöhnt. Wer das verpasst hat, kann in unserem gestrigen Artikel nachlesen, welche acht Spieler sich qualifizieren konnten. Der zweite Tag war durch frühe Führungen geprägt, die dann von den Akteuren drama- und wendungsfrei nach Hause gebracht werden konnten.

Schnellstart von Day und Donaldson gibt auf

Zum Start der Konferenz-Übertragung besprachen Rob Walker und Ken Doherty erstmal alle Matches, obwohl diese schon starteten. Seltsam, man hätte die Konferenz ja auch früher beginnen können. Im Match zwischen Ryan Day und Scott Donaldson verpassten sie dabei den ganzen ersten Frame, in dem Day eine seltene 146 spielte. Das Ende reichten sie noch zweitversetzt nach.

Und viel mehr Frames gab es in dem Match auch leider nicht mehr zu sehen. Wegen eines Tremors entschied sich Scott Donaldson das Match in der Pause beim Stand von 4–0 für Day aufzugeben.

Auch keine Spannung bei Robertson und Slessor

Am ersten Judgement Day gab es viele enge Duelle und manche Wendungen. Jimmy Robertson und Elliot Slessor gelang heute ein Durchmarsch. Als zweiter Qualifikant des Tages stand Robertson fest. Er spielte gegen Anthony Hamilton. Die ersten beiden Frames teilen sich die beiden, die nächsten beiden holte Robertson, im vierten hatte er schon Snooker benötigt. Mit ein paar guten Breaks auf dem Weg zog Jimmy Robertson davon. Am Ende gewann er die letzten sechs Frames in Folge und komplettierte einen stets ungefährdeten 10–2-Sieg.

Elliot Slessor ging nach der ersten Session sogar mit 7–1 gegen Zhou Yuelong in Führung. Zhou hatte sichtlich Probleme mit der Spielball-Kontrolle und ließ sich durch fiese Safeties von Slessor immer wieder in Fehler zwingen. Diese wusste Slessor mit einigen guten Breaks auszunutzen. Bei der Wiederaufnahme am Abend war das Match viel ausgeglichener. Von 2–9-Rückstand gelang Zhou noch ein kleines Comeback bis zum 5–9. Wie Slessor anschließend im Interview meinte, versuchte er jedoch ruhig zu bleiben und auf seine Chance zu warten. Die kam im 15. Frame als Zhou Yuelong beim lochen einer langen Gelben auch der Spielball in die Tasche plumpste. Slessor gewann ungefährdet 10–5 und freut sich, endlich auch mal im Crucible vor Publikum zu spielen. Sein Debüt feierte er 2020 vor leeren Rängen.

Pang Junxu – Der fünfte Debütant

Pang Junxu und Xu Si spielten um den erstmaligen Einzug in die WM-Endrunde. Und zwar gegeneinander. Über die erste Session hinweg nahmen sich die beiden nichts. Pang überzeugte mit guten Breaks, Xu hingegen mit Geduld und guten Kämpferqualitäten. Sein einziges Break über 50 [der ersten Session] spielte er im 7. Frame. Doch diesen konnte Pang noch stehlen. Ein Wendepunkt? Nein, den achten und letzten Frame der ersten Session gewann Xu Si am Ende nach einem spannenden Safetyduelle auf die Farben. Der 4–4-Zwischenstand versprach viel Spannung.

Doch es blieb ein leeres Versprechen. Von Beginn der zweiten Session zeigte sich der WST Classic-Finalist Pang Junxu stark. Mit Breaks von 72, 85, 86 und 102 stürmte er zu einer komfortablen 9–4-Führung. Lediglich Frame 11 war etwas umkämpfter. Pang verschoss Grün und Xu hatte die Chance den Frame zu stehlen, verschoss dann aber selbst Blau. Xu Si gewann danach zwar noch einen Trostframe, aber den folgenden Frame gewann Pang Junxu dann wieder aus einer Chance heraus zum 10–5 Endstand. Damit geht er als fünfter Debütant siegreich am Judgement Day hervor und wird bei der WM im Crucible dabei sein.

Vafaei und Gilbert kehren ins Crucible zurück

Zu einem interessanten Duell kam es zwischen Hossein Vafaei und Jackson Page. Beide hatten im letzten Jahr ihren ersten Auftritt im Crucible hingelegt. Nur einer konnte das in diesem Jahr wiederholen. Nach einem ausgeglichenen Start kam es nach der Pause zu einer kleinen Vorentscheidung, als Vafaei dank Breaks von 62, 64 und 91 vier Frames in Folge gewinnen konnte. Jackson Page gab nochmal alles, um diesen Rückstand auszugleichen, kam aber nie wieder ran. Beim Stand von 8–5 für Vafaei kam es zu einem langen Kampf um die Farben. Dabei gab es wieder alles, was das Snooker-Herz begehrt: Gute Safeties, gut gelochte Bälle und ein paar haarsträubende Fehler. Ein guter Snooker und ein Double auf Blau von Hossein Vafaei machten das mögliche Comeback für Page doch zu schwierig. Am Ende gewinnt Vafaei 10–6 und zieht erneut ins Crucible ein. Sicherlich einer der Qualifikanten, gegen den keiner der Gesetzten in der ersten Runde spielen möchte, auch wenn er sich im anschließenden Interview wie gewohnt klein macht:

David Gilbert und Matthew Stevens mangelt es beiden nicht an Erfahrung. Beide haben schon einige Male im Crucible gespielt. Beide haben auch eine gewisse Erfahrung darin, vermeintlich gute Führungen zu verspielen. Heute bekam keiner der beiden dazu die Gelegenheit. In 17 Frames spielten die beiden beeindruckende 16 Breaks von mehr als 50 Punkten, darunter ein Century von Stevens und drei von Gilbert. David Gilbert erarbeitete sich schon vor dem ersten Midsession Interval einen kleinen Vorsprung. Diesen konnte er im Matchverlauf zwar nicht nennenswert ausbauen, aber er gab ihn auch nicht mehr her. Eine kluge Strategie. Erwarten uns nun schlaflose Nächte im Crucible? Wohl nicht, seinen Walk-On-Song Insomnia kündigt er an, mal ersetzen zu wollen.

Hoffnung auf Theater und Karten

Die meisten spielten heute einfach um den Einzug ins Crucible Theatre. Doch für zwei Spieler ging es sogar noch um mehr. Da 2020 die Q-School parallel zur Endrunde startete, bekamen alle Crucible-Qualifikanten einen Tourplatz garantiert. Ashley Carty und Jackson Page konnten profitieren. Diese Regel ist seitdem als Neuerung übernommen wurden. Und so spielte Mark Davis am Judgement Day um den Erhalt seiner Tourkarte und Andrew Higginson darum, wieder auf die Tour zurück zu kommen. Den Einzug ins Crucible gab es als möglichen Preis obendrauf.

Andrew Higginson konnte zwar den ersten Frame gewinnen, durch den Gewinn der nächsten fünf erarbeitete sich David Grace aber einen Vorsprung, den er bis zum Ende dann auch nicht mehr hergab. Dabei schien sein Selbstvertrauen im Matchverlauf immer weiter anzuwachsen. Absolut amazing beendete er das Match mit zwei Centuries. 10–5 der Endstand.

Tour-Aus für Mark Davis erst auf Schwarz

Die Begegnung zwischen Joe Perry und Mark Davis war das letzte und spannendste des zweiten Judgement Days. Natürlich sollte es hier zu einem Decider kommen. Das Match verlief von Beginn an ausgeglichen. Beide spielten einige gute Breaks, viele Frames wirkten aber auch recht zerfahren.

Beim Stand von 7–6 hatte Mark Davis die Möglichkeit sich vorentscheidend abzusetzen. Auf dem Weg zum Steal gelang ihm keine gute Stellung auf Pink, er verschoss und musste dann einen frechen Fluke von Joe Perry beobachten. Wieder Ausgleich.

Das Momentum konnte Perry dann in eine zwischenzeitige Führung verwandeln. Doch Mark Davis kämpfte weiter, holte die nächsten beiden Frames und führte 9–8. Perry zeigte schon sichtlich Nerven, als er zu Beginn des 18. Frames einen langen Einsteiger bestimmt bald fußbreit verschoss. Später bekam Perry eine leichtere Chance und erzwang den Entscheidungsframe.

Der Decider war kurz, aber voller Wendungen. Perry bekam die ersten beiden Chancen, verschoss aber jeweils Schwarz vom Spot. Dann sah es so aus, als würde Davis zum Steal ansetzen. Er brauchte die Clearance bis Pink, verlor aber die optimale Position. Er verschoss. Perry fand Pink dann vor der Tasche vor. Er lochte sie, gefolgt von einer langen Schwarzen und besiegelte damit vorerst das Tour-Aus von Mark Davis. Joe Perry freute sich über die Rückkehr ins Crucible, aber litt mit seinem Freund mit, den er dafür schlagen musste.

Spielplan für Runde 1 im Crucible

Wir kennen schon die gesetzten Spieler und wann sie spielen. Seit heute kennen wir auch die Qualifikanten. Und morgen erfahren wir dann endlich, wer ab Samstag in der ersten Hauptrunde gegen wen antreten muss. Morgen gibt es die Liveziehung des Draws im britischen Radio. Ja, im britischen Radio. Klingt ein bisschen nach Weltmeisterschaft 1978, geht aber wohl um die Weltmeisterschaft 2023.

Sicherlich, sickert diese Information per Telegram, Post oder Kutsche dann auch zum Rest der Welt durch (oder schaut mal hier). Wir sind gespannt.

AutorIn: Målin

Målin mag Zahlen und Tabellen. Wenn sie gerade kein Snooker guckt, wirft sie wahrscheinlich einen Blick auf die Provisional Rankings. Ist durch Langeweile zum Snooker gekommen und weil sie schon in jungem Alter einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer hatte. Neben Artikeln kümmert sich Målin bei SnookerPRO um die Spieler*innenprofile. Twitter: @esel_freund

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