Weltmeister 2023: Unglaublicher Auftritt von Luca Brecel

junger, weißer Snookerspieler (Weltmeister Luca Brecel) mit dem Pokal, es geht gerade ein Konfettiregen runter
Weltmeister Luca Brecel genießt seinen Sieg. © World Snooker/Tai Chengzhe

Nach einem hochklassigen und spannenden Finale ist Luca Brecel Weltmeister 2023. In seinem ersten WM-Finale gewinnt er im Crucible Theatre in Sheffield mit 18–15 gegen Mark Selby als erster Kontinental-Europäer die Snooker-Weltmeisterschaft und nimmt neben dem Pokal auch £500.000 Preisgeld mit nach Hause. Er beendet die Saison auf Platz zwei der Weltrangliste.

Mark Selby nimmt £200.000 mit. Zusätzlich erhält er die Hälfte des High-Break-Preises von £15.000 und der £40.000 Belohnung für das Maximum Break. Beides teilt er sich mit Kyren Wilson, der in Runde eins ebenfalls ein Maximum spielte.

Grandioser Start am Nachmittag für den Weltmeister

Am Sonntagabend schaffte Selby noch überragend und unter anderem mit einem Maximum den 8–9 Anschluss. Am Montagnachmittag war es aber Brecel, der grandios aufspielte. Die ersten vier Frames der 3. Session gingen allesamt an den Belgier. In den Frames 18, 20 und 21 spielte er mit unkonventionellen Breaks seine ersten Centuries im Finale (113, 101, 141). Eine Antwort auf Selbys Mega-Auftritt vom Vorabend war ihm also gelungen. Mit einer 13–8 Führung für Brecel und einem in diesem Finale erstmaligen Vorsprung von 5 Frames ging es ins Mid-Session-Interval.

Nach dem MSI: Selby kämpft, aber Brecel kontert

Selby ist bekannt dafür, dass er aus einer Pause bzw. einem Mid-Session-Interval stark zurückkommt und genau so war es diesmal auch. Mit 63er und 54er + zusätzlichen kleineren Breaks holte er sich kämpferisch und in gewohnter Manier die Frames 22 und 23. Doch Brecel konterte im 24. Frame mit seinem vierten Final-Century (119) und stahl Selby auch noch den umkämpften 25. Frame. Brecel stellte so seinen 5 Frames Vorsprung wieder her. Mit einer 15–10 Führung ging der neue Weltmeister in die Abend-Session.  

Abend-Session: Keine Spannung? Doch!

Nach dieser deutlichen Führung war es nicht sicher, ob in der Abend-Session noch Spannung aufkommen würde. Erst recht, nachdem sich Brecel direkt auch den 26. Frame mit einem 67er Break schnappte und seine Führung auf 16–10 ausbaute. Jetzt fehlten dem Belgier nur noch 2 Frames zum Titel. Aber Selby machte es nochmal spannend. Nachdem er sich Frame 27 mit einem 78er Break holte, folgte mit Frame 28 der umkämpfteste des Abends: Ein Decider-ähnliches Bild auf dem Tisch führte zu kleineren Breaks für beide. Der Frame bot von allem etwas: lange Einsteiger, vermeidbare Fehler, Snooker, Fouls & Misses und Cross-Doubles. Selby entschied diesen Frame letztendlich mit einem 30er Break für sich und verkürzte auf 12–16. Das gab ihm nochmal Auftrieb: Im 29. Frame gelang Selby eine 122er Total Clearance. 13–16 hieß es plötzlich nur noch zum Mid-Session-Interval.

Selby gibt nicht auf, doch Brecel rettet sich über die Ziellinie

Mit einem Re-Rack wurde der 30. Frame nach dem MSI neu aufgesetzt. Bei Brecel war die Luft raus und Selby machte da weiter, wo er vor dem MSI aufgehört hatte. Zwei Breaks (50, 31) brachten ihm den vierten Frame in Folge zum 14–16. Und Selby schaffte den Anschluss: Im 31. Frame half ihm ein Fluke als Einsteiger zu einem ein 52er Break. Da Brecel auch im dritten Frame hintereinander nichts mehr lochte, entschied Selby den Frame mit einem 43er Break für sich. Der Ausgleich schien nah, doch Brecel riss sich im 32. Frame zusammen. Mit zwei Breaks (51, 15), bei denen auch ein langer Einsteiger endlich wieder saß, stellte er auf 17–15. Jetzt fehlte Brecel nur noch ein Frame zu seinem ersten Weltmeister-Titel. Einen Fehler von Selby nutzte Brecel als Einsteiger in die linke Mitteltasche. Er behielt die Nerven und rettete schließlich den Sieg mit einem 112er Century, seinem 5. im Finale, über die Ziellinie.

Mark Selby fand am Ende nur lobende Worte für Brecel. „Er ist ein Riesentalent, ein großartiger Mensch mit einer liebenswerten Familie und ich wünsche ihm nur das Beste. Genieß das Jahr, du hast es verdient, Kumpel.“

Weltmeister Brecel war sichtlich gerührt und den Tränen nicht nur nahe. „Es ist unglaublich! Ich kann grad gar nichts mehr sehen, ich weiß gar nicht, warum. Ich werde jetzt erstmal alles genießen. Was für eine verrückte Woche.“

Fazit: Die WM 2023 war eine WM der Rekorde

Dass kaum jemand Luca Brecel dieses Jahr als Weltmeister auf dem Zettel hatte, ist nicht besonders überraschend, schied er doch zuvor bei seinen WM-Teilnahmen stets in der ersten Runde aus. Unerwartet war aber die Flut an Rekorden bei dieser WM: Zwei 146er Breaks in einem Match von Neil Robertson, ein Maximum von Mark Selby im Finale (der „Maximum-Fluch“ schlug dann auch bei ihm zu), die unglaubliche Aufholjagd von Luca Brecel mit elf Frames in Folge gegen Si Jiahui im Halbfinale und schließlich drei Centuries in Folge im Finale. Haben wir irgendetwas vergessen? Bestimmt…

Alles rund um die WM im Überblick findet ihr auf unserer Turnierseite.

AutorIn: Ralf

Mag Snooker des Spiels wegen und begeistert sich dafür seit den 90er Eurosport-Anfangstagen. Außerdem: Fußball, Kinofilme und Musik. Twitter: https://twitter.com/Ralf_2206 | Mastodon: https://snooker.uk.to/@Ralf_2206

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