Judgement Days bei der WM-Quali: Endspurt ins Crucible

Ziel am Judgement Day: Das Crucible Theatre, hier in verschiedenen Farben leuchtend.
Die heiligen Hallen des Snooker. © World Snooker/Tai Chengzhe

Wir haben mit 96 Spielen zwar schon mehr als zwei Drittel der WM hinter uns, aber für die meisten geht es mit den Judgement Days erst richtig los. Wenn nicht erst mit der Endrunde im Crucible Theatre, für die sich die Spieler morgen und übermorgen unbedingt qualifzieren wollen. Lula und Målin fieber(te)n mit.

Für manche geht es an den Judgement Days um einen ersten Auftritt im Crucible, für manche um den vielleicht letzten. Und für Neil Robertson um die ungewohnte Notwendigkeit, sich zu qualifizieren, dann das musste er seit über einem Jahrzehnt nicht mehr.

Die Highs and Lows der Quali

Wir haben in den ersten Tagen der Qualifikation schon etwas gelitten. Bai Yulus recht knappe 7–10 Niederlage tat weh, ihre starke Leistung macht aber auch Hoffnung auf ihre erste Saison auf der Tour. Einen guten Kampf leistete auch Mink Nutcharut. Sie lag gegen Adam Duffy zwischenzeitlich mehrmals vorne, doch am Ende ging ihr die Kraft aus. 5–10 lautete hier der Endstand.

Gute Auftritte legten auch die Newcomer mit Wildcard Révész Bulscú und Mohammed Shehab hin. Bulscú setzte sich mit einem Mega-Kommzurück (von 1–6 zum 10–8) gegen Sean O’Sullivan durch und scheiterte in Runde zwei nur knapp an James Cahill. Shehab schaltete ‚Wunderkind‘ Stan Moody aus und musste sich danach Tian Pengfei knapp geschlagen geben.

Eine unerwartete 0–10 Klatsche bescherte Alexander Ursenbacher dem Iulian Boiko. Wir hatten uns ein klein bisschen mehr Gegenwehr erhofft.

Maximum von Noppon Saengkham

Bei seinem Sieg gegen Andy Hicks spielte Noppon Saengkham sein 147. Karrierecentury und das war ausgerechnet ein Maximumbreak – das zweite seiner Karriere. Der folgende Frame war dann auch etwas besonderes, aber in völlig anderem Sinne.

Saengkham führte mit 65-20 auf die letzte Rote und musste eine Safety spielen. Hicks versuchte, ebenfalls sicher zu spielen, ließ aber eine lange Rote liegen. Saengkham verschoss, versenkte aber den Spielball. Hicks war vom Anstoß-D auf die letzte Rote gesnookert, also bekam er einen Freeball. Aus dieser Chance räumte er ab und erzwang eine Respotted Black, die er zum Framegewinn versenkte. Er gewann den Frame, nachdem er drei Snooker brauchte, ohne seinem Gegner einen einzigen hinzulegen!

Zum Glück fing Noppon sich danach aber wieder und konnte das Match mit 10–5 gewinnen.

Auf Wiedersehen, Fergal O’Brien!

Nach 33 Profijahren nimmt Fergal O’Brien Abschied von der Tour. Mit seiner 8–10 Niederlage gegen Mostafa Dorgham beendete der 52-Jährige eine Karriere, die uns mit manchen Höhepunkten versorgt hatte. Und damit meinen wir nicht (nur) den mit 123 Minuten und 41 Sekunden längsten Frame der Snookergeschichte. Bei seinem allerersten Auftritt im Crucible spielte er direkt ein Century im ersten Frame. Er ist der einzige Spieler, dem das bisher gelang. Und dann war da natürlich auch noch …

Fergal O'Brien und Paul Hunter beim Handschlag. Vor ihnen auf dem Snookertisch steht der Goldpokal des Masters 2001.

Fergal O’Brien und Paul Hunter vor dem Finale des Masters 2001.

Wer muss zur Q-School?

Das Toursurvival ist neben den begehrten Crucible-Plätzen in der Endrunde der WM der zweite wichtige Schauplatz der WM-Quali. Matt Huart hält uns wie immer täglich mit der Rangliste auf dem Laufenden. Mit James Cahill, Rod Lawler, Mark Joyce, Andy Hicks und Liam Highfield seien nur einige genannt, die ihren Tourplatz verlieren.

Oliver Lines und Julien Leclercq sind zwar schon ausgeschieden, können sich aber voraussichtlich über die Ein-Jahres-Rangliste ihren Tourplatz sichern.

Ben Mertens kann mit einem Sieg gegen Si Jiahui heute noch seinen Tourplatz endgültig sichern. Sein nervenstarker Sieg gegen Rod Lawler hat ihn vorerst auf den letzten Platz derer gehievt, die sich über die Ein-Jahres-Liste qualifizieren. Dabei hatte Lawler zwischenzeitig schon 8–2 vorne gelegen und beim Stand von 9–7 eine goldene Chance zur Clearance gehabt. Mertens blieb cool und entschied mit zwei guten Breaks das Match am Ende noch für sich.

Weniger glücklich lief es für Lukas Kleckers, der sich gestern Chris Wakelin mit 5–10 geschlagen geben musste und damit seinen Tourplatz verlor. Sein erstes Match hatte er noch mit einer beeindruckenden Leistung auf Schwarz im Decider gewonnen. Taylor verschoss Frame- und Matchball, dann begab sich Lukas auf die Flucht nach vorn und spielte eine 49er Clearance, als wäre es ein Trainingsmatch. Wir haben nachgestoppt: Weniger als 18 Sekunden brauchte er dabei pro Stoß. Schade, dass er daran nicht anknüpfen konnte. Hoffentlich gibt es ihm dennoch Rückenwind für die Q School.

Die großen Überraschungen

Morgen kämpft Jenson Kendrick um einen Einzug ins Crucible und damit eine erneute Zwei-Jahres-Karte für die World Snooker Tour. Kendrick, der in seiner Profizeit bisher nur fünf Spiele gewonnen hatte, setzte sich überraschenderweise gegen Bai Yulu, Ben Woollaston und Jordan Brown durch und trifft nun auf Lyu Haotian.

Noch tiefer in der Rangliste (auf Platz 111) steht Jiang Jun, der nach Siegen über Amir Sarkhosh, Fan Zhengyi und Sam Craigie ebenfalls sehr überraschend die Judgement Days erreicht hat. Der 18-jährige zweitjüngste Profi spielt seine erste Saison auf der Tour.

Auch ein anderer ‚Rookie‘ spielt morgen um den Einzug in die Hauptrunde und hat dabei gar nicht so schlechte Chancen. He Guoqiang gibt bisher einen der stärksten Einstände überhaupt auf die Tour und konnte diese Saison schon Kyren Wilson, Barry Hawkins, Mark Williams und weitere etablierte Spieler besiegen. In der Qualifikation spielte er ein gutes Match gegen Ross Muir, um es dann gegen Crucible-Spezialist Anthony McGill fast ein bisschen leicht zu haben. McGill ist nach der Niederlage das erste Mal seit 2014 nicht im Crucible dabei. He Guoqiang trifft morgen auf Dominic Dale, der nach 10 Jahren Abwesenheit versucht, ins Crucible zurückzukehren.

Matches to Watch an den Judgement Days

Jack Lisowski gegen Matthew Stevens, Dominic Dale gegen He Guoqiang und Stephen Maguire gegen Yuan Sijun sind interessante Paarungen. Sicher werden viele Augen auf Neil Robertson gerichtet sein, der sich heute Abend souverän gegen Zak Surety durchgesetzt hat und entweder auf Jamie Jones oder Alfie Burden treffen wird. Ebenso wie Robertson und Lisowski präsentierte sich auch Hossein Vafaei in seinem ersten Match in guter Form. Er trifft am Mittwoch in einem Goliath-gegen-David-Match auf Jiang Jun.

Für Team SnookerPRO geht es hier am meisten zur Sache: Zhou Yuelong trifft auf Jak Jones. Mark Davis spielt gegen Ricky Walden. Und Si Jiahui spielt hoffentlich auch, und zwar gegen Tian Pengfei oder Wu Yize.

Alle Partien mit Spielzeiten und Zwischenständen im Überblick stehen auf unserer Turnierseite. Die Spiele der Judgement Days sind in einer Konferenzschaltung auf den Facebook– und YouTube-Konten von World Snooker Tour zu sehen. Die erste Session auf YouTube ist hier zu finden.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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2 Gedanken zu „Judgement Days bei der WM-Quali: Endspurt ins Crucible


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