Qualifikation der UK Championship mit Freud und Leid

Qualifikation UK Championship: medial begleitet durch Phil Yates, Steven Hallworth, David Hendon
Steven Hallworth doch bei den UK Championship dabei? Naja, wenigstens am Mikro. © World Snooker/Tai Chengzhe

Die UK Championship haben in diesem Jahr einen neuen Modus. Deshalb gibt es eine vorgelagerte Qualifikation. Diese ist gestern in Sheffield parallel zum Champion of Champions gestartet und läuft in vier Runden bis Donnerstag. Das Hauptturnier im Barbican Centre in York beginnt am kommenden Samstag.

Neuer Modus = zu enger Zeitplan

Die UK Championship wird analog zur WM nun auch im sogenannten ‚tiered system‘ ausgespielt. Dabei steigen die Aktiven je nach Ranglistenplatz früher oder später ins Geschehen ein, die Top 16 sind für die Hauptrunde gesetzt. Die Feinheiten des Modus könnt ihr auf der Seite von WST nachlesen. Alle Spiele bis einschließlich Halbfinale werden Best-of-11 gespielt, das Finale ist wie immer Best-of-19.

Der Zeitraum für die Quali war in dem Sinne keine so gute Idee, denn potentiell gab es mindestens zwei Aktive, die bei beiden Turnieren im Einsatz waren: Mink Nutcharut am Tisch, Stephen Hendry beim Fernsehen. Ok, die Spielerin hat’s zu ihrem Quali-Spiel geschafft, der Experte nicht. Andrew Pagett freute sich über ein Walk-Over, die Medien über die Schlagzeilen, die der Ärger über Hendrys Absage verursachte.

In den letzten Wochen haben wir einige Qualifikationen gesehen, die sich mit nur zwei Spielen pro Session über Tage und Wochen hingezogen haben. Umso unverständlicher ist es, dass die UK Championship Qualifikation jetzt mit so vollgequetschtem Zeitplan an den Start geht. Acht Spiele laufen gleichzeitig, nur vier davon einigermaßen anständig gestreamt. Das wünschen wir uns in Zukunft anders.

Wer (zum Glück) nicht dabei ist

In dem Zusammenhang wurde wieder die Berechtigung für seine Einladungskarte auf die Main Tour diskutiert. Ich zitiere hier aus tiefstem Herzen mal die Kollegin Kathi vom Total Clearence Podcast (ca. ab Minute 19): „Geh doch nach Hause. Ich will den eigentlich gar nicht mehr sehen. Tourkarte weg, und zwar jetzt.“ Dass der Platz nicht nachbesetzt wurde, war besonders bitter für die Top-Ups der Q-School-Liste. Die mussten erst zugucken mussten, wie Krethi und Plethi für die 16 Amateurplätze eingeladen wurden und konnten dann noch nicht einmal hier nachrücken.

Ein Bye ebenfalls aus unschönem Grund bekommt der Sieger der Partie Robbie Williams gegen Fergal O’Brien in Runde drei. Der geplante Gegner Liang Wenbo ist von WPBSA für die Teilnahme an sämtlichen Wettbewerben suspendiert und Gerüchte sagen, dass er auf einer chinesischen Social-Media-Plattform seinen Rückzug aus dem Sport angekündigt hat. Die Suspendierung soll nichts mit dem Fall von Gewalt gegen eine Frau zu tun haben, weswegen er gerichtlich belangt und auf der Main Tour gesperrt war.

Bessere Bedingungen für die Qualifikation und die UK Championship in York

Doch neben den Ärgernissen gibt es auch immer die andere Seite. Das Barbican ist definitiv für 128 Spieler*innen nicht geeignet. So ähnlich wie im Tempodrom, wo wir gerne mehr Aktion vor Ort hätten, es aber räumlich einfach nicht machbar ist. Und ich persönlich finde es auch ganz gut, dass in den ersten Runden mehr ausgeglichene Spiele zu sehen sind. Ich bin ja nicht so ein Fan davon, Neulingen  auf der Tour dabei zuzugucken, wie sie eine Klatsche kassieren.

So haben wir zum Beispiel das Match Mink Nutcharut gegen Fergal O’Brien gesehen, das bei Weitem nicht so knapp war wie das 0–6-Ergebnis. Einige Frames holte Fergal erst auf die Farben. Dadurch konnte Mink einiges an Spielpraxis sammeln, ohne ein ausschließlich frustrierendes Erlebnis zu haben.

Auch Reanne Evans kann trotz einer 3–6 Niederlage gegen Duane Jones stolz auf ihre Leistung sein. Besonders im sechsten Frame, wo sie sich die nötigen Foulpunkte zum Framegewinn erarbeitete, obwohl sie schon mehr als zwei Snooker brauchte.

Qualifikation als Möglichkeit, Selbstvertrauen zu schöpfen

Besonders erfreulich war der 6–4-Erfolg von Ng On Yee gegen Jenson Kendrick. Sie holte damit ihren dritten Main-Tour-Sieg, was hoffentlich so langsam denjenigen das Maul stopfen wird, die ihre Teilnahme hier immer wieder in Frage stellen.

Auch für Spieler wie Peng Yisong (6–4 gegen Himanshu Jain), Mohamed Ibrahim (6–4 gegen Julien Leclercq) und Asjad Iqbal (6–5 gegen Barry Pinches) war es eine gute Gelegenheit. Sie fuhren allesamt ihre ersten Profi-Siege ein. Solche Erlebnisse werden einfach zu selten, wenn alle Turniere im ‚flat draw‘ gespielt werden.

Lukas Kleckers besiegte Amateur Lewis Ullah. Dabei machte er es sich an mancher Stelle wieder selber schwer, aber vielleicht kann er in der nächsten Runde gegen Stuart Carrington auf diesem Resultat aufbauen.

Marco Fu, der sich erst langsam wieder an seine Form heranarbeitet, machte gerade ein beeindruckendes Kommzurück. Vom 0–2 gegen Bai Langning holte er sechs Frames in Folge zum Matchgewinn. Und machte dabei drei Centuries.

Wo ist die Qualifikation zu den UK Championship zu sehen?

An den ersten Tagen werden jeweils vier Spiele im Eurosport Player (oder Discovery+) oder auf Matchroom.live übertragen. Zusätzlich können wir an den letzten vier Tagen auch Streams auf Facebook oder YouTube verfolgen.

Die zweite Runde der Quali startet um 15:30 Uhr. Alle Turnierinfos (Spielpaarungen, -zeiten, Ergebnisse) findet ihr auf unserer Turnierseite.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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