Bai Yulu holt ersten Titel

Bai Yulu, eine junge Chinesin, streckt lächelnd den Pokal der British Open in die Luft.
Lange musste Bai Yulu nicht auf ihren ersten Titel warten. © WWS/Matt Huart

Bai Yulu besiegt im aufregenden Finale der British Open Reanne Evans im Entscheidungsframe und gewinnt ihren ersten Titel. Sie krönt damit ihre aufsehenerregende erste Saison auf der World Women’s Snooker Tour.

Diese war ausgesprochen kurz, aber ebenso erfolgreich. Denn dies war erst Bai Yulus zweites Turnier, nachdem sie im März bei ihrem ersten Auftritt sensationell des WM-Finale erreicht hatte.

Hier bei den British Open war sie sich mit Siegen über Keerath Bhandaal, Ng On Yee und Ploychompoo Laokiatphong ins Finale gekommen. Dabei hatte sie Breaks von 55, 59, 66, 67 und 105 – das einzige Century des Turniers – gespielt.

Ihre Finalgegnerin Reanne Evans hatte sich gegen die starke Bayarsaikhan Narantuya mit einem 3–1 ins Viertelfinale gekämpft, wo sie Maria Catalano „weißwusch“. Im Halbfinale erzielte sie ein 4–1 gegen Rebecca Kenna. Mit ihrem Abschneiden hier sicherte Evans sich ihre Tourkarte für die World Snooker Tour.

Generationenkampf bis zum Decider

Das Finale des Teenagers Bai Yulu gegen Seriengewinnerin der vorigen Generation Evans fand auf Augenhöhe statt. Bai war in Führung gegangen, Evans glich aus, Bai konterte mit einer 66 zur erneuten Führung. Die nächsten beiden Frames gingen an Evans, bevor Bai den Entscheidungsframe erzwingen konnte. Hier hatte Evans die erste Chance, verfehlte aber die übernächste Rote. Auch aus der zweiten Chance konnte sie nur 13 Punkte machen, bevor sie safe spielen musste. Danach folgte viel Klein-Klein, einige gute Snooker von Bai und am Ende lochte sie Blau zum Sieg.

Ab dem Halbfinale gab es Live-Streams. Ihr könnt das Spiel zwischen Yulu und Ploy und das Finale auf der Facebook-Seite von World Women’s Snooker nachschauen.

Bai Yulu ist neben Mink Nutcharut, Jamie Hunter, Reanne Evans, Ploychompoo Laokiatphong und Baipat Siripaporn die sechste Turniersiegerin dieser Saison.

Bai Yulu: Ein Ausnahmetalent macht Hoffnung

Bai Yulu ist in Wettkämpfen in Asien schon mit 14/15 Jahren aufgefallen, doch war es ihr bisher nicht erlaubt, an Wettkämpfen außerhalb Asiens teilzunehmen. Sie legt mit ihren jetzt 19 Jahren ein außergewöhnliches Breakbuilding an den Tag. Bei ihrem WM-Debüt brach sie den jahrzehntealten Century-Rekord. Bei einem CBSA-Event spielte sie kürzlich eine 142.

Sie ist meine größte Hoffnung auf die erste Frau, die sich über ein gendergemischtes Event für die Main Tour qualifiziert. Vor einigen Wochen war sie im oben erwähnten CBSA-Event schon ins Viertelfinale vorgedrungen. Dort ging sie im Best-of-7 mit 3–0 in Führung, verlor dann aber vier Frames in Folge. Ihrem Spiel fehlt noch die Reife und mit hohen Breaks alleine wird sie es nicht schaffen. Aber wenn sie an Taktik und Safe-Spiel arbeitet, traue ich ihr zu, es bald auf die Tour zu schaffen.

Ng On Yee verliert Tourkarte

Für Ng On Yee und Reanne Evans liefen mit dem Ende der Saison ihre Zwei-Jahres-Karten für die Main Tour ab. Nur eine von ihnen konnte sich zum Ende der Saison über die Weltrangliste erneut für die Main Tour qualifizieren.

Auf Platz eins stand vor dem Turnier Mink Nutcharut, die in der nächsten Saison ihr zweites Tourkartenjahr spielt. Ebenso schon qualifiziert waren Weltmeisterin Siripaporn Nuanthakhamjan und Rebecca Kenna (2. Tourkartenjahr). Damit gab es noch eine Tourkarte für die Zweitplatzierte der Weltrangliste. On Yee und Reanne kämpften also in diesem letzten Turnier der Saison um diesen Platz. On Yee unterlag im Viertelfinale der späteren Siegerin denkbar knapp. Ihr Ausscheiden bedeutete, dass sie Evans in der Rangliste nicht mehr überholen konnte.

Ng On Yee hat nicht für die Q-School in England gemeldet, doch für die Asian Q-School. Ich persönlich fände es sehr schade, wenn wir sie nicht weiterhin auf der Main Tour spielen sehen. Für mich hat sie sich dort nicht nur gut präsentiert, sondern sich auch spielerisch gut weiterentwickelt. Wenn ihr die Episode mit ihr beim Framed-Podcast hört, dann könnt ihr miterleben, wie entschlossen und optimistisch sie ist. Ich finde das sehr erfrischend und das ist in meinen Augen genau das, was wir brauchen. Vielleicht habe ich mit meiner Prognose oben Unrecht und Ng On Yee schafft die Quali? Oder WST ringt sich (im Falle des Scheiterns) durch, nach Marco Fu auch ihr eine Einladungstourkarte zu geben.

Bai Yulu auch im Finale des U21-Wettbewerbs

Dort trifft sie auf Sophie Nix. Es ist noch unklar, wann das gespielt werden kann. Da Ploy und Yulu im Hauptwettbewerb so weit gekommen sind, wurde das Halbfinale der U21 erst heute Morgen gespielt. Und Sophie Nix war leider schon abgereist, da sie heute zur Schule musste.

Bei den Seniorinnen gewann Mary Talbot-Deegan das Finale gegen Tessa Davidson.

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Zwei Frauen mittleren Alters stehen an einem Snookertisch und lächeln in die Kamera.

Tessa Davidson und Mary Talbot-Deegan vor dem Finale des Seniors Wettbewerb. © WWS/Matt Huart

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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