Ex-Weltmeister Bingham, Williams und Robertson ausgeschieden

Könnte Weltmeister werden: Mark Allen steht am Snookertisch, kreidet sein Queue und guckt konzentriert.
Konzentriert auf dem Weg zum Weltmeister? Mark Allen steht im Viertelfinale. © World Snooker/Tai Chengzhe

Luca Brecel, Mark Allen, Ronnie O’Sullivan und Jak Jones sind die Ersten im Viertelfinale der WM 2023. Sie haben drei Ex-Weltmeister und Hossein Vafaei besiegt.

O’Sullivan zeigt Vafaei, wo der Hammer hängt

Ach, was hatte ich wieder naiv geträumt, dass das hier ein spannendes Match werden könnte … am Ende war es viel Rauch um Nichts und ein Ronnie O’Sullivan mit einer gesparten Session im Viertelfinale. Vafaei war noch nicht einmal richtig im Spiel angekommen, als er mit seinem fragwürdigen Revanche-Break auch noch den zweiten Frame herschenkte. Am Ende der ersten Session war der Zug für Hossein mit Ronalds 6–2-Führung schon so gut wie abgefahren.

In der heutigen Nachmittagssession kam dann von ihm nichts mehr dazu, außer eine 59, doch O’Sullivan holte den Frame eiskalt mit 60 Punkten. Dieser nutzte das Spiel, um sein 200. Crucible-Century und später noch sein 1.200stes Karriere-Century zu spielen. Er wirkte die ganze Zeit komplett geerdet, machte keinen Unfug und könnte sich jetzt einfach zum achten Titel durchspielen. Irgendwie ist es ja eine ziemliche Verschwendung, ein Best-of-25 einfach schon nach 15 Frames zu beenden. Aber noch mehr Ronnie-Solo-Show hätte ich jetzt auch nicht gebraucht.

Die anschließende Umarmung, ein lachender Wortwechsel zwischen den beiden und das anschließende Interview haben O’Sullivan bei mir wieder ein paar Sympathiepunkte gebracht. Er trifft im Viertelfinale auf Luca Brecel.

Mark Allen ganz entspannt gegen Stuart Bingham

Mit einem ähnlich deutlichen Ergebnis setzte sich Mark Allen durch. Bingham hatte sich mit dem letzten Frame der zweiten Session gerade noch in eine dritte Session gerettet. Aber mehr als einen Frame spielten sie da nicht mehr. Am Ende gewann Allen mit 13–4.

Auch er hat sein Trainingspensum im Vorfeld der WM offensichtlich runtergefahren. Vielleicht nicht so extrem wie Brecel, der ja angeblich nur eine Viertelstunde insgesamt trainiert hat. Aber doch weniger als die Hälfte der üblichen Stunden. Das scheint ihm gut zu tun. Er sagte im anschließenden Interview einen Satz, den ich auch für den Schlüssel zum Erfolg halte. „Du musst dich hier wohlfühlen und es genießen, um Weltmeister zu werden.“ Nicht umsonst haben jetzt ja fast alle Aktiven Mental-Coaches. Die alte Garde um McManus und White hat das noch nicht richtig verstanden, wie an deren permanenter Kritik zu merken ist. Aber ich finde es gut, dass die Spieler ausprobieren, was ihnen gut tut und sich nicht an die ollen Methoden von 1992 klammern.

Allens nächster Gegner ist Jak Jones.

Luca Brecel kämpferisch gegen Mark Williams erfolgreich

Ein knapperes und sehr viel spannenderes Spiel lieferten sich Möchtegern-Weltmeister Luca Brecel und Ex-Weltmeister Mark Williams. Wie sich in der ersten Session schon abzeichnete, waren sie meist relativ gleichauf. In der letzten Session setzte Brecel sich auf 11–8 ab, aber Williams ließ sich nicht so schnell abschütteln. Er gewann die nächsten drei Frames und glich noch einmal aus. Aber die nächsten beiden Frames holte sich Brecel mit Breaks von 84 und 67. Williams war anschließend voll lobender Worte für seinen Gegener. Und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass Brecel hier tatsächlich etwas reißen kann. Ich will nicht sagen, er könnte Weltmeister werden, aber …

Debütant Jak Jones gewinnt gegen mal wieder schwachen Robertson

Er hat es versucht. Aber hat es wieder nicht geschafft. Neil Robertson und die WM werden einfach keine Freunde. Ja, Jak Jones hat hier ein ziemlich solides und beeindruckendes Snooker ausgepackt. Und das Spiel bot neben schönen Breaks auch faszinierendes Safety-Spiel. Aber das wäre kein Grund für Robertson gewesen, so unter seinen Möglichkeiten zu bleiben. Er robbte sich zwar immer wieder heran, aber Jones hatte dieses Spiel von Anfang bis zum 13–7 am Ende komplett unter Kontrolle. So langsam muss Robertson sich mit dem Gedanken anfreunden, dass er ein Einmal-Weltmeister ist – und vielleicht auch bleibt.

Jak Jones darf im Viertelfinale gegen den stark spielenden Mark Allen nicht nachlassen. Aber er wirkt so im Hier und Jetzt, dass ich das auch nicht erwarte.

Lisowski macht den Lisowski

Die nächste deutliche Klatsche bahnt sich in der Partie von Jack Lisowski gegen Anthony McGill an. Hier führt McGill nach der ersten Session mit 7–1. Und wir können trotzdem nur hoffen, dass Lisowski sich hier nicht dem Frust hingibt, sondern nochmal einen Kommzurück-Versuch startet.

It’s all fun and games … sagt der Weltmeister

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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4 Gedanken zu „Ex-Weltmeister Bingham, Williams und Robertson ausgeschieden

  1. Bernd Kiesewetter

    Na ja , Ronnie braucht eigentlich keine Sympathiepunkte mehr, er ist(verdientermassen) sehr vermögend und spielt ( allerdings nicht immer) genial.. Er hat ja schon mehrfach angedeutet, dass er manchmal eben keinen Spass am Spiel hat, was auch so öfter zu sehen was. Na und Hossein Vafaei musste halt mal zeigen, dass er zumindest verbal ein toller Kerl ist, was er ja nach dem Spiel lachend zugegeben hat. Also, nix passiert und Snooker macht Spaß!

  2. ROBERT NAUSCH

    ronny osullivan sehr sympathisch, ich möchte ihm immer sehen, wenn er spielt. Er hat karizma, sehr interessante star.

  3. Lula Witzescher Artikelautor

    Bei mir verspielt der Ronald seine Sympathiepunkte immer mal wieder mit seinen Kommentaren. Aber bei dieser WM macht er erfrischend wenig Unfug. Das genieße ich.

  4. Lula Witzescher Artikelautor

    Ohne Zweifel. Und seit er auch geduldig spielen kann und nicht nur Centuries reindonnert, mag ich sein Spiel noch lieber.

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