Für Favoritenstürze in Runde 2 der UK Championship sorgten David Grace und Alexander Ursenbacher. Außerdem gelang Lu Ning eine besondere Leistung mit 4 Centuries in Folge.
Grace eliminiert den Titelverteidiger
Es war an Ding Junhui, dem Titelverteidiger, die zweite Runde zu eröffnen. Am Samstagnachmittag spielte er auf dem TV-Tisch gegen David Grace. Nach seiner guten Leistung bei den Northern Ireland Open, die ihn dort bis ins Halbfinale brachte, gelang es Grace auch hier, Ding von Beginn an ein hartes Match zu liefern. Nach einem 2–2 Pausenstand konnte sich Ding nach der Pause zunächst auf 5–3 absetzen. Doch David Grace ist derzeit ein Garant für Comebacks. Das bewies er auch wieder. Ding spielte nicht fehlerfrei, Grace bestrafte ihn dafür und behielt auch im Decider die Nerven.
Damit setzt David Grace seinen fantastischen Lauf fort. Auf dem Weg zu seiner zweiten Halbfinal-Teilnahme nach 2015 trifft er auf der nächsten Runde auf Xiao Guodong.
Ursenbacher gewinnt abermals
Die größte Aufmerksamkeit der 2. Runde galt wie so oft dem Match von Ronnie O’Sullivan. Bei der BBC fragte man sich noch, wer eigentlich dessen Gegner, dieser Alexander Ursenbacher, sei. Fragwürdig ist dabei aber vor allem der Überblick einiger alteingesessener BBC-Kommentatoren über die aktuelle Main Tour. Selbst wenn man im Jahr nur die drei Triple Crown Turniere guckt: Spätestens seit Alex Ursenbachers WM-Quali gibt es für niemanden mehr eine Ausrede, ihn nicht zu kennen.
Not to keep moaning about the BBC, but John Parrot has just said that he doesn’t know anything about Alex Ursenbacher. Another reason why Eurosport is infinitely better for snooker
— Snooker Loopy (@SnookerLoopy_) November 29, 2020
Die erste Begegnung der beiden Profis bei den Welsh Open 2019 konnte Alex Ursenbacher für sich entscheiden. Als amtierender Weltmeister war Ronnie O’Sullivan natürlich dennoch Favorit. Doch er verpasste den Start des Matches. Ursenbacher wusste O’Sullivans Fehler zu nutzen und ging schnell 2–0 in Führung. O’Sullivan gewann den 3. Frame und sah auch im 4. Frame wie der Sieger aus. Doch mit 35 Punkten Vorsprung ließ er bei einer Safety auf die letzte Rote den Spielball in die Tasche laufen. Und Alex tat, was er den ganzen Nachmittag tat: O’Sullivans Fehler direkt zu bestrafen.
Nach der Pause ging es ähnlich weiter. Beide Spieler mit offensivem Snooker, beide Spieler mit ein paar Fehlern. Doch Alex gelang unterm Strich mehr. Er ging mit 4–2 in Führung. In den folgenden Frames führten seine Fehler wiederum dazu, dass O’Sullivan Chancen bekam und sie dann auch nutzte. Alex geriet 4–5 in Rückstand. Dennoch blieb er ruhig und gelassen, spielte weiterhin sein offensives Spiel und erreichte damit den Decider.
Nur ein kurzer Spannungsmoment im Decider
Im Decider wollte Alex Ursenbacher nicht auf einen Fehler seines Kontrahenten warten. Direkt zu Beginn lochte er eine lange Rote und stellte perfekt auf Schwarz. Das war eine sehr gute Chance für ein frameentscheidendes Break. Doch es wurde nochmal spannend. Bei 46 Punkten entschied Alex, die Gelegenheit für den Split der Roten zu nutzen. Doch die Bälle liefen nicht glücklich für ihn. Ein etwas kürzerer oder längerer Lauf des Spielballs und er hätte eine gute Stellung auf Schwarz gehabt. So blieb ihm nur eine Safety. Doch schon nach einem kurzen Safetyduell ergab sich für Alex erneut die Chance auf einen langen Einsteiger, den er wieder sauber lochte. Aus der Chance holte er dann die übrigen Punkte, die für den Frame- und Matchgewinn nötig waren.
Im anschließenden Siegerinterview nach seinem Matchplan gefragt, meinte Alex, er wolle einfach nur sein Trainingsspiel auf dem Matchtisch bringen. Damit erklärte er auch sein offensives Spiel. Solche langen Roten wie im Decider loche er regelmäßig im Training. Plötzlich etwas an seinem Spiel zu ändern, könne ihn womöglich aus dem Konzept bringen. Nachdem er 3 Frames in Folge verlor, habe er den Kopf nicht hängen lassen, weil er gesehen hatte, dass Ronnie heute Fehler machte. Er blieb optimistisch, dass er Chancen bekommen würde.
Hört selbst, was er im Interview zu Rob Walker sagte:
Players spend a lifetime trying to beat Ronnie O'Sullivan.@SwissNR1 has managed it twice…
…without losing once #baizeofglory @betway pic.twitter.com/aTt45YlYR9
— World Snooker Tour (@WeAreWST) November 29, 2020
Frühes Aus für einige der Topspieler
Neben den beiden Ersten der Setzliste Ding Junhui und Ronnie O’Sullivan war auch für ein paar der anderen Top-16-Spieler in der 2. Runde Schluss. Samstagnachmittag setzte sich Chen Zifan im Decider gegen seinen Landsmann Yan Bingtao durch. Am Samstagabend überstand Robert Milkins einen Comeback-Versuch von David Gilbert und gewann das Match 6–4. Später am Abend gelang dem 18-jährigen Chang Bingyu ein Achtungserfolg. Gegen Mark Allen errang er in einem umkämpften Match einen Sieg im Decider. Im Verlauf des Matches gelangen ihm sogar zwei Centuries.
Am Sonntagnachmittag spielte Joe O’Connor eine ganze Reihe von 60iger Breaks, die den Grundstein zu seinem Sieg über die Nummer 15 der Weltrangliste Thepchaiya Un-Nooh bildeten. Am Abend konnte Shaun Murphy zwar den ersten Frame gegen Elliot Slessor gewinnen, danach gelang ihm jedoch nicht mehr viel. Slessor machte das beste aus seinen Chancen und spielte darunter auch zwei Century-Breaks zum überraschend deutlichen 6–1-Erfolg.
Was sonst noch geschah
Der erste Spieler in Runde 3 war mein SnookerPRO Geheimfavorit Zhou Yuelong. Mit einer guten Performance schlug er Jimmy White 6–1. Damit komplettierte er am Samstagnachmittag seinen Sieg noch vor Neil Robertson, der sich ebenfalls mit 6–1 gegen Chris Wakelin durchsetzte. Wahrscheinlich waren es die vielen Total Clearances, die ihn einiges an Zeit kosteten. Nicht ganz so glamourös wie Robertson, aber am Ende doch souverän erreichte Judd Trump am Abend mit einem Sieg über Dominic Dale die dritte Runde. Auch John Higgins, Mark Selby, Stuart Bingham, Kyren Wilson und Mark Williams setzten sich durch.
Leider war für Simon Lichtenberg nach seinem Auftaktsieg gegen Scott Donaldson in der zweiten Runde Schluss. Er verlor 2–6 gegen Jak Jones, wobei das Ergebnis deutlicher aussieht, als das Match verlief. Fast alle Frames waren umkämpft. Aber zumeist behielt Jones das bessere Ende für sich. Ebenfalls in Runde 2 geschlagen geben mussten sich Zhao Xintong und Noppon Saengkham. Zhao spielte 2 Centuries gegen Li Hang, dieser setzte sich jedoch 6–3 durch. Im letzten Match der 2. Runde konnte Pang Junxu seiner bisher sehr erfolgreichen ersten Saison einen weiteren guten Sieg hinzufügen: Er besiegte Saengkham mit 6–4.
Lu Ning gelingt die Performance des Tages
An den beiden TV-Tischen kann man in den frühen Runden meist souveräne Favoritensiege beobachten. Oder es kommt zu Überraschungen, wie gestern David Grace und heute Alex Ursenbacher bewiesen. Aber auch auf den sogenannten Außentischen kommt es manchmal zu ganz besonderen Leistungen, bei denen es schade ist, dass sie kaum Aufmerksamkeit bekommen.
So ging es Matthew Selt, als er bei seinem 6–0 Erstrundensieg über Amine Amiri 5 Century-Breaks spielte. Neben Judd Trump und Fergal O’Brien ist er erst der dritte Spieler, dem das in einem ‚best of 11‘-Match gelang. Heute konnte er als einziger Zuschauer der Jagd auf einen ähnlichen Rekord beiwohnen:
Lu Ning ging gegen Matthew Selt mit Breaks von 105, 103, 133 und 134 mit 5–0 in Führung. Damit ist er erst der siebte Spieler, dem es gelingt, innerhalb eines Matches vier Centuries in Folge zu spielen. Die anderen sind: John Higgins, Shaun Murphy, Neil Robertson, Gary Wilson (dem das letztes Jahr ebenfalls bei der UK Championship gelang), Stephen Maguire und Mark Allen. Im letzten Frame hatte er sogar noch die Chance ein fünftes Century folgen zu lassen. Das hat bisher noch niemand geschafft. Die letzten Roten lagen allerdings nicht gut für eine Clearance. Doch mit ein paar guten Pots und gutem Stellungsspiel konnte er sich die Chance erhalten. Leider verschoss er dann bei 81 Punkten Gelb vom Spot.
Lu Ning made three centuries last season. Today he made four in a match, all in succession 👏👏👏
— David Hendon (@davehendon) November 29, 2020
Lula guckt auch und bekommt keine Highlights zu sehen
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