Favoritensiege und Konter-Comebacks

Zhou Yuelong in der Stoßvorbereitung.
Zhou Yuelong bei der Qualifikation zu den Weltmeisterschaften 2015. © Monique Limbos

Judd Trump, Neil Robertson, Kyren Wilson und Mark Selby überstehen alle Runde 3 und kämpfen weiter um den Titel bei der UK Championship. Zhou Yuelong und Pang Junxu beweisen Nervenstärke.

UK Championship Runde 3: Topfavoriten straucheln, aber fallen nicht

In der Runde zuvor hatte sich das Feld der Favoriten etwas reduziert. Die Topfavoriten hielten sich in Runde 3 jedoch schadlos. Sowohl Judd Trump als auch Neil Robertson und Mark Selby zeigten nicht ihr bestes Spiel. Da sie von ihren Gegnern nicht für ihre Fehler bestraft wurden, fuhren alle drei auf dem Papier deutliche Siege ein.

Ein bisschen anders lief es bei Kyren Wilson. Kurt Maflin konnte an seine Leistung aus der Vorrunde anknüpfen und gewann die ersten beiden Frames. Wilson konterte mit zwei Total Clearances. In den ersten Frames der Partie machte Wilson kaum Fehler. Nach der Pause schlichen sich zwar bei beiden Spielern ein paar Fehler ein, dennoch setzte sich Kyren Wilson am Ende mit der wohl besten Leistung der Topspieler gegen Kurt Maflin mit 6–3 durch.

Wir haben für euch einige der Matches beobachtet, unter anderem solche, die ein bisschen abseits der großen Aufmerksamkeit standen.

Hjördis guckt: John Higgins gegen Jak Jones

Jak Jones startete den ersten Frame souverän mit einem Break von 63, ließ sich den Frame dann allerdings von John Higgins stehlen. Auch den zweiten Frame begann er ganz gut, verlor ihn dann aber erneut an Higgins. Der dritte Frame war hart umkämpft und dauerte insgesamt eine gute Dreiviertelstunde. Jones legte gut vor, aber irgendwann sah es so aus, als würde sich Higgins den Frame auch wieder sichern. Higgins brauchte allerdings Snooker. Bei dem Versuch, die Blaue sicher abzulegen, flukte er diese aber leider ins Loch. Jones nutzte diese Chance und verkürzte auf 2–1.

Bis dahin hatte Jones ziemlich gut gespielt und kaum Fehler gemacht. Im vierten Frame änderte sich das allerdings gravierend. Higgins gewann die nächsten drei Frames und führte 5–1. Im siebten Frame zeigte Jones dann wieder, was er kann und verkürzte mit einem Century von 109 auf 5–2. Nützte ihm im Ergebnis aber leider nichts, da Higgins sich den achten und damit letzten Frame sicherte. Endstand 6–2.

Hawkins fliegt

Barry Hawkins hat ein wenig den Ruf immer etwas unter dem Radar zu fliegen. Dem wird er bei der UK Championship 2020 bisher gerecht. Kürzlich aus den Top 16 der Welt gefallen, ist er zuletzt selten am TV-Tisch zu sehen. Am Montag spielte er gegen Robert Milkins. Vor dem Midsession Interval spielte Hawkins praktisch fehlerlos. Er startete mit einem Century und spielte drei weitere frameentscheidende Breaks. Lediglich neun Punkte konnte Milkins in den ersten vier Frames erzielen. Sechs davon kamen durch ein Foul von Hawkins, als der Frame schon sicher war.

Nach der Pause blieb das Niveau des Matches hoch. Hawkins blieb nicht mehr ohne Fehler und Milkins gelang es dann, seine Chancen gut zu nutzen. Die Partie war nun auf Augenhöhe. Doch der Vorsprung von Hawkins war zu groß für ein Comeback. Das Match endete 6–3 für den Hawk.

Drama bei Zhou Yuelong und Chang Bingyu

Nach seinem Überraschungssieg gegen Mark Allen startete Chang Bingyu zunächst mit einigen Fehlern in sein Match gegen Zhou Yuelong. Dieser erwies sich abermals als sehr gründlich, was das Bestrafen von Fehlern anbelangte. Zügig ging Zhou mit 3–0 in Führung und spielte dabei unter anderem eine 135 in Frame 2. Im vierten Frame bekam Chang die erste Chance und spielte daraus eine Total Clearance mit 139 Punkten. Sein neues höchstes Profi-Break.

Nach der Pause unterliefen Zhou ein paar Fehler, Chang hingegen sah plötzlich so aus, als könne er gar nicht mehr verschießen. Mit ein paar weiteren guten Breaks holte er sich Frame um Frame. Erst glich er aus, dann zog er vorbei. Seinen 0–3 Rückstand verwandelte er in eine 5–3 Führung. Im 9. Frame hatte Zhou die erste Chance. Doch schon nach sechs Punkten endete sein Break, indem er Schwarz vom Spot verschoss. Die Ecktasche war damit zwar blockiert, aber für Chang blieb eine schwierige Rote auf die Mitteltasche liegen. Chang verschoss. Und das sollte auch seine letzte gute Möglichkeit in diesem Match gewesen sein. Zhou blieb danach fehlerfrei im Safespiel und er konnte auch sein gutes Scoring wiederfinden. Er erzwang den Decider.

Der Decider begann mit einem langen Safetyaustausch, den Zhou Yuelong am Ende für sich entscheiden konnten. Ihm war deutlich anzumerken, um wie viel es ihm ging. Durch die vielen Safeties lag bei weitem kein Standardbild auf dem Tisch, aber Zhou bewies starke Nerven und spielte daraus ein Break von 72 Punkten, was Frame und Match sicher machte.

Favoritenschreck Pang Junxu schlägt Stephen Maguire

Gar nicht unähnlich verlief das Match zwischen Pang Junxu und Stephen Maguire. Erst seit September auf der Main Tour konnte Pang in kurzer Zeit schon einige namenhafte Spieler schlagen: darunter Barry Hawkins beim European Masters und Mark Allen in der Qualifikation zum German Masters. In den ersten Frames unterliefen Stephen Maguire ein paar Fehler, die Pang Junxu für sich nutzen konnte und mit 3–0 in Führung ging. Doch danach startete Stephen Maguire ein starkes Comeback und gewann fünf Frames in Folge. Diese Serie schloss er mit zwei Century-Breaks ab. Pang bewies, dass er gute Nerven hat. In Frame 9 konterte er ebenfalls mit einem Century und im Anschluss erkämpfte er sich den Decider. Dort nutzte er seine erste Chance. Zwar verpasste er knapp ein weiteres Century, aber der Sieg war ihm sicher.

Gibt es den Begriff Konter-Comeback? Wahrscheinlich nicht, aber nach Runde 3 der UK Championship bin ich der Meinung, dass es den unbedingt geben sollte.

Hjördis guckt: Mark Williams gegen Ricky Walden

Nach anfänglichen Schwierigkeiten und verschenkten Foulpunkten holte sich Mark Williams recht souverän den ersten Frame. Nachdem Walden im zweiten Frame der Einsteiger gelang, herrschte kurz Maximum-Alarm. Walden lochte abwechselnd fünf Rote und vier Schwarze, verzichtete dann aber auf den weiteren Versuch, ein Maximum zu spielen, um sich den Framegewinn nicht zu verbauen. Es folgte ein Safeduell und Walden sicherte sich den Frame. Die beiden folgenden Frames vor der Pause zeichneten sich durch Fehler, aber auch zuweilen gute Bälle auf beiden Seiten aus. Hohe Breaks wurden nicht erzielt. Walden ging nach dem dritten Frame in Führung. Der vierte Frame zog sich ziemlich in die Länge. Bei einem Punktestand von 35–41 hielt Williams es nicht mehr aus und musste ersteinmal einem dringenden Bedürfnis nachgehen. Eine gute Entscheidung, da im weiteren Verlauf dann auch fast 35 Minuten lang kein Ball gelocht werden sollte. Letztlich gelang Willams dann doch noch der Sieg und er glich zum Midsession Intervall aus. 

Nach der Pause ging es genauso zerfahren weiter. Walden sicherte sich die nächsten drei Frames und lag somit 5–2 in Führung. Höhere Breaks wurden erst ab dem sechsten Frame wieder erzielt. Die Unzufriedenheit über das eigene Spiel war Williams deutlich anzusehen. Im achten Frame wendete sich dann aber das Blatt zu seinen Gunsten und ihm gelangen drei Framegewinne in Folge, einmal sogar mit einem Century von 106. Nach dem zehnten Frame stand es wieder 5–5 und es ging in den Decider, den Walden souverän für gewinnen konnte. Somit ist ein weiterer Spieler der Top 16 nicht mehr im Rennen um den Titel der UK Championship.

Lula guckt: Alexander Ursenbacher gegen Jamie Jones

Alexander Ursenbacher hatte nach seinem Sieg über O’Sullivan gesagt, er hoffe, die Spannung halten zu können und in der nächsten Runde wieder genauso fokussiert zu sein. Leider konnte er sich in der Partie gegen Jamie Jones nicht ganz so stark präsentieren wie vorher. Er machte zwar ein Century und zwei weitere 50+ Breaks, doch das reichte nicht gegen den stark spielenden Jones, der nach seiner Sperre erst in dieser Saison auf die Main Tour zurückgekehrt ist. Die Partie endete 6–4. Ursenbachers guter Lauf hier bescherte ihm zum ersten Mal in seiner Karriere den Einzug in die Top 64 der Weltrangliste.

Die weiteren Achtelfinalisten der UK Championship

Darüber hinaus erreichten Xiao Guodong, Jack Lisowski, Anthony McGill, Graeme Dott (mit einem Sieg über Stuart Bingham), Lu Ning und Joe Perry das Achtelfinale. Joe Perry gelang dabei ein starkes Comeback. Den Sieg gegen Joe O’Connor sicherte er sich, nachdem er schon 2–5 zurück gelegen hatte. Die Übersicht über alle Ergebnisse findet ihr auf der Turnierseite.

Ab dem Achtelfinale werden alle Spiele zumindest im Eurosport Player übertragen. Auf folgende Matches können wir uns freuen:

Mittwoch, 14:00 Uhr MEZ:
Neil Robertson – Anthony McGill
John Higgins – Zhou Yuelong

Mittwoch, 20:00 Uhr MEZ:
Mark Selby – Barry Hawkins
Joe Perry – Jamie Jones

Donnerstag, 14:00 MEZ:
Judd Trump – Ricky Walden
Jack Lisowski – Xiao Guodong

Donnerstag, 20:00 MEZ:
Kyren Wilson – Graeme Dott
Lu Ning – Pang Junxu

AutorIn: Målin

Målin mag Zahlen und Tabellen. Wenn sie gerade kein Snooker guckt, wirft sie wahrscheinlich einen Blick auf die Provisional Rankings. Ist durch Langeweile zum Snooker gekommen und weil sie schon in jungem Alter einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer hatte. Neben Artikeln kümmert sich Målin bei SnookerPRO um die Spieler*innenprofile. Twitter: @esel_freund

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