Noch Acht kämpfen um den ersten Saisontitel bei der Championship League

Stage Three Winners Day der Championship League 2021/2022. Gruppe 1: Tom Ford, Mark Allen, Bai Langning und Kyren Wilson. Gruppe 2: Ali Carter, Ryan Day, Cao Yupeng und David Gilbert.
Acht Spieler, zwei Gruppen, ein Finale bleiben bei der Championship League. © Matchroom Championship League

Nach vielen Wochen und noch viel mehr Gruppen ist das Feld der Championship League 2021/22 endlich auf die letzten acht Spieler reduziert. Am Freitag erfahren wir endlich, wie der erste Sieger der Saison lautet.

Das erste Turnier der Saison erstreckte sich über einen langen Zeitraum. Am 18. Juli wurden die ersten beiden Gruppen gespielt. Morgen am 13. August kennen wir endlich den ersten Sieger der Saison. Aus den zwei letzten Gruppen, quasi den „Halbfinalgruppen“, ziehen die Sieger ins Finale ein. Das wird dann zur Abwechslung konventionell als direktes Duell ausgetragen. Um den ersten Platz im Finale spielen Kyren Wilson, Mark Allen, Tom Ford und Bai Langning. In der zweiten Gruppe spielen David Gilbert, Ali Carter, Ryan Day und Cao Yupeng.

Aus 128 mach 32, mach 8

Im vergangenen Snookermonat gab es vor allem eines: Gruppen. Und zwar viele davon. Drei Wochen brauchte es, um in 32 Gruppen 128 Spieler*innen antreten zu lassen, um das Feld auf 32 zu reduzieren. Dabei sahen wir einige der Topstars, die noch etwas eingerostet aus der Sommerpause kamen. Manche von ihnen setzten sich am Ende des Tages dennoch durch, in anderen Gruppen kam es so zu Überraschungen. In einigen Gruppen stand der Sieger schon früh fest, manche blieben bis zum letzten Match offen. Einige Gruppen wurden durch das höchste Break entschieden.

Am Montag ging es dann mit den 32 Siegern der ersten Phase wieder von vorne los. Aber kurz davor kam es nochmal zu Irritationen. Ronnie O’Sullivan musste krankheitsbedingt absagen und wurde kurzfristig durch den Gruppenzweiten seiner ersten Gruppe, Mark Joyce, ersetzt. Für das Publikum, das über Streams zusieht, ist es natürlich schöner, Ersatz in den Gruppen zu haben. Ob es in einem Ranglistenturnier fair ist, wenn jemand nach dem Ausscheiden eine zweite Chance erhält, ist jedoch fragwürdig.

Die acht Siegergruppen haben wir für euch zusammengefasst.

David Gilbert auf dem Weg zum ersten Titel?

Nach dem Zurückziehen von O’Sullivan war David Gilbert der Favorit in Gruppe H. Nur wenige Tage zuvor hatte er sich durch seine erste Gruppe eher durchgestolpert. Doch am Montag erwischte er gleich einen guten Start: Im ersten Frame spielte er eine 131 gegen Chang Bingyu. Danach dominierte er die Gruppe. Alle seine Matches gewann er mit 3–0. Gegen Steadman spielte er dann sogar noch das bislang höchste Break des Turniers: eine 143. Chang Bingyu erholte sich von seiner Auftaktniederlage und konnte noch Zweiter werden. Mark Joyce konnte seine zweite Chance nicht nutzen, er wurde Letzter. Fürs Antreten bekommt er aber (vermutlich) 1.000 Pfund zusätzlich für die Rangliste.

Nach einer Saison zum Vergessen für David Gilbert scheint er nun wieder an dem Punkt einzusteigen, an dem er sich vor der Pandemie befand: auf der Jagd nach seinem ersten Titel. Bei der Championship League hat er es mit guter Leistung schonmal unter die letzten Acht geschafft. Was noch möglich ist, werden wir sehen.

Tour-Rückkehrer Cao Yupeng scheint sich viel vorgenommen zu haben

Gruppe G erwies sich als hart umkämpft. Mit Yan Bingtao, Barry Hawkins, Matthew Selt und Cao Yupeng war sie stark und vor allem sehr ausgeglichen besetzt. Die drei Matches am Nachmittag endeten alle mit einem Unentschieden. Das erste Match am Abend brachte dann schon eine kleine Vorentscheidung. Barry Hawkins ging mit 1–0 in Führung und hatte auch im zweiten Frame schon vorgelegt. Dann lochte Cao Yupeng eine spektakuläre Kombination und legte damit den Grundstein, um nicht nur den Frame, sondern auch das Match zu drehen. Anschließend gewann auch Yan gegen Hawkins, sodass vor dem letzten Match noch drei Spieler die Gruppe gewinnen konnten. Cao Yupeng hielt dem Druck stand und gewann souverän 3–0 gegen Matthew Selt.

Ebenso wie David Gilbert konnte auch Ali Carter seine Gruppe mit drei Siegen gewinnen. Die Vorentscheidung in Gruppe E fiel im vierten Spiel, in dem Carter den Gruppenfavoriten und Geburtstags“kind“ Shaun Murphy schlagen konnte. Parallel lief es in Gruppe F auf ein Duell der beiden etablierten Spieler hinaus. Alex Ursenbacher und Ashley Hugill hatten sich mit guten Leistungen für die Siegergruppe qualifiziert, konnten diese aber nicht wiederholen. Stuart Bingham ging mit sechs Punkten als Favorit ins abschließende Duell gegen Ryan Day. Ein Unentschieden hätte ihm zum Gruppensieg gereicht. Aber Day steigerte sich über den Tag und gewann seine Gruppe am Ende mit einem klaren 3–0 über Bingham.

Bai Langning steht als Amateur unter den letzten Acht

Mit nur 122 Spieler*innen auf der Tour und darunter einigen, die das Auftaktturnier ausließen, gab es einige Amateure, die über die Q School Order of Merit aufrücken und an der Championship League teilnehmen durften. Zwei von ihnen, die erst vergangene Saison von der Tour gefallen und die Rückkehr über die Q School knapp verpasst hatten, konnten ihre Gruppen in der ersten Phase gewinnen: David Lilley und Bai Langning. In Gruppe C trafen beide aufeinander. Außerdem spielten Mark Davis und Noppon Saengkham in dieser Gruppe, die sich in zwei der sehenswertesten und spannendsten Gruppen der ersten Phase durchgesetzt hatten.

Die beiden Amateure konnten jedoch die ersten Akzente setzen. Mark Davis hingegen erwischte keinen guten Start. Erst in seinem letzten Match gegen Saengkham fand er seine Form wieder, besiegte den Thailänder 3–0 und machte das letzte Match der Gruppe damit zum direkten Duell der beiden Amateure um den Gruppensieg. Aufgrund der besseren Vorleistungen reichte Bai Langning ein abschließendes Unentschieden gegen den amtierenden Senioren-Weltmeister David Lilley, um als größte Überraschung am Finaltag dabei zu sein. Mit 17 Jahren konnte er sich 2019 erstmalig für die Tour qualifizieren. Wegen der Pandemie sagte er in der vergangenen Saison alle Starts bis auf die Weltmeisterschaft ab und konnte infolgedessen seinen Platz auf der Tour nicht sichern. Aber schon bei der Weltmeisterschaft hat er sehr beeindruckt und nun als nachgerückter Amateur gelingt es ihm erneut. Ohne Zweifel einer, den wir im Auge behalten werden.

Favoriten setzen sich durch

Kyren Wilson tritt bei dieser Championship League als doppelter Titelverteidiger an. Er hat sowohl dasselbe Format als Ranglistenturnier 2020 gewonnen als auch die Einladungsvariante im Frühjahr 2021. Er war folglich der Favorit in Gruppe D und konnte sich in einer durchaus umkämpften Gruppe gegen Oliver Lines, Matthew Stevens und Ken Doherty durchsetzen. Die kuriosesten Momente der Gruppe waren, dass Peter Lines beinahe ein Maximumbreak seines Sohnes kommentierte (der Versuch endete dann aber nach der 10. Schwarzen, also gar nicht ganz so beinahe) und dass Matthew Stevens, nachdem er die Gruppe nicht mehr gewinnen konnte, plötzlich wie entfesselt aufspielte.

Scoreboard von Walden gegen O'Brien. Walden gewinnt 3-0 und spielt 3 Centuries: 125, 191 und 104. O'Brien erzielt nur einen einzigen Punkt.

Gruppe B entwickelte sich zum Zweikampf der beiden Favoriten. Sowohl Mark Allen als auch Ricky Walden besiegten Peter Lines mit 3–1 und Fergal O’Brien mit 3–0, sodass sie am Ende den Gruppensieg im direkten Duell ausspielten. Im ersten Match des Abends gelang dabei Ricky Walden eine ganz besondere Leistung. Gegen Fergal O’Brien gewann er alle Frames mit Century und O’Brien konnte lediglich eine einzige Rote lochen. Den Schwung konnte er aber nicht ins direkt folgende Match gegen Mark Allen mitnehmen. Walden erzielte dort selbst nur einen Punkt und Mark Allen gewann äußerst souverän und schloss den Gruppensieg mit seinem 500. Karriere-Century ab.

Tom Ford findet gegen Judd Trump plötzlich seine Form

Auch in Gruppe A sah es lange nach einem Favoritensieg für Judd Trump aus. Er startete mit einem Unentschieden gegen Jimmy Robertson und siegte dann gegen Stuart Carrington. Unter den anderen Dreien schien sich zunächst nicht so richtig ein ärgster Konkurrent zu herauszustellen. Tom Ford hatte seine Gruppe in der ersten Phase schon etwas glücklich mit nur mittelmäßigem Spiel gewonnen. Den Start in die Siegergruppe verpasste er komplett. Er haderte mit dem Tisch, vergab jede Menge guter Chancen und verlor sein erstes Match glatt mit 0–3. Dann hörte er auf über die Bedingungen nachzudenken und hatte dank eines 3–0-Sieges gegen Jimmy Robertson vor dem abschließenden Match gegen den Topfavoriten Trump sogar noch die Chance die Gruppe zu gewinnen. Diese Chance nutzte er eindrucksvoll. Er startete mit einem Century (dem insgesamt zehnten des Tages) und nutzte Trumps Fehler in den folgenden Frames für frameentscheidende Breaks. So kam es zum Abschluss der zweiten Phase noch zu einer kleinen Überraschung.

 

 

AutorIn: Målin

Målin mag Zahlen und Tabellen. Wenn sie gerade kein Snooker guckt, wirft sie wahrscheinlich einen Blick auf die Provisional Rankings. Ist durch Langeweile zum Snooker gekommen und weil sie schon in jungem Alter einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer hatte. Neben Artikeln kümmert sich Målin bei SnookerPRO um die Spieler*innenprofile. Twitter: @esel_freund

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