David Gilbert holt ersten Titel bei der Championship League

David Gilbert posiert mit der überdimensional Großen Championship League Trophäe am Ende des Tisches nachdem er den Titel bei der Championship League holt. Die Trophäe steht auf der Bande, David Gilbert stützt sich locker auf den Tisch und lächelt.
Endlich der erste Titel samt Trophäe für David Gilbert. © Matchroom Championship League

Der erste Sieger der Saison 2021/22 lautet David Gilbert. Er holt sich seinen ersten Titel bei der Championship League nach drei Gruppensiegen im Finale gegen Mark Allen.

David Gilbert kämpft gegen Goliath Allen um Titel im Finale

Vier mal zuvor konnte David Gilbert das Finale eines Ranglistenturniers erreichen. Vier Mal endete er als Zweiter, als Runner-up. Mit einem Gruppenseig und einer guten Performance über den Finaltag im Rücken erreichte er heute Abend das Finale der Championship League. Dort musste er aber als Außenseiter gelten. Mark Allen hatte über den Verlauf der drei Gruppenphasen fantastisch gespielt.

Und tatsächlich machte Mark Allen auch genau so weiter, wie er seine Gruppe zuvor am Abend beendet hatte. Nachdem David Gilbert einen riskanten Ball verschoss, ließ er Mark Allen eine gute Chance, die dieser prompt für ein Century nutzte. Die 102 im Finale war matchübergreifend sein viertes Century in Folge und schon sein insgesamt zehntes im Turnier. Auch im zweiten Frame ging es nicht gut los für David Gilbert. Bei einer Safety blieb der Spielball an den Rundungen der Mitteltasche hängen und lief zurück zu den Roten.

Doch dann kam es zu einer frühen Wende in dem Kurzdistanzen-Finale. Mark Allen verschoss einen leichten Einsteiger und David Gilbert konnte 59 Punkte vorlegen. Nach einem misslungenen Split konnte er zwar Rot noch in die Tasche schneiden, aber der außer Kontrolle geratene Spielball beförderte anschließend noch Blau und Grün vom Tisch. Dem selbst gelegten Snooker konnte Gilbert dann aber entkommen. So bekam er kurz danach die Chance den Frame sicher zu machen, was gelang. Auch den folgenden Frame sicherte sich Gilbert in zwei Aufnahmen, sodass er mit 2–1 in Führung ging.

Spannung im letzten Frame

Der Anfang des vierten Frames war durch lange Safety-Duelle bestimmt. Für beide wurde es immer schwerer einige Rote in der Nähe einer der Ecktaschen abzudecken. Mark Allen entschloss sich schließlich dafür, den Spielball an die Kopfbande zu legen. Bei der langsam gespielten Safety lief der Spielball etwas ab, sodass David Gilbert die erste richtige Chance im Frame bekam. Durch das lange Safety-Duell war das Bild auf dem Tisch aber alles andere als einfach. Als noch vier Rote auf dem Tisch verblieben, brauchte er noch eine Rote samt anschließender Farbe. Dann hätte Allen Snooker benötigt. Er konnte jedoch keine der Roten von der Bande lösen und musste eine Safety spielen.

Danach folgte ein etwas nervöser Schlagabtausch von beiden. David Gilbert war immer kurz davor das Match sicher zu machen. Mit noch drei Roten auf dem Tisch und nach einem Foul von Allen versuchte sich Gilbert an einer langen riskanten Roten zum Matchgewinn anstatt zurück legen zu lassen. Doch er verfehlte sie und ließ Allen eine gute Chance zur Clearance. Zu Gilberts Glück verstellte sich Allen dann auf Gelb und verschoss. Gilbert konnte Gelb – Frame-, Match- und Titelball – in die Tasche schneiden. David Gilbert lochte auch die restlichen Farben bis Pink und sicherte damit seinen ersten Titel mit einem 3–1-Sieg über Mark Allen in einem kurzen Finale.

Gilbert: Keine Erfahrung mit Siegerinterviews

Nach dem Gewinn des Titels zeigte sich David Gilbert sichtlich erleichtert. Etwas irritiert war er darüber, wann er die Trophäe nehmen musste und wann und wie das Siegerinterview zu führen war. Es ist immer schön zu sehen, wenn jemand bei Titelgewinnen noch nicht so unglaublich routiniert ist. Anschließend im Interview frotzelte er auch, dass er gar nicht wisse, was er sagen solle, habe er doch bisher nur Erfahrungen mit Verliererinterviews gemacht.

Abschließend durfte er noch für Fotos mit der überdimensionierten Trophäe posieren. Ein schöner erster Titel für David Gilbert. Jetzt bleibt ihm nur noch zu wünschen, dass er als Spieler, der das Publikum liebt, das noch einmal vor selbigem wiederholen kann. Dann kann er die Trophäe nicht nur für die Kamera, sondern auch für die Fans stemmen.

Mark Allen ohne Mühe ins Finale

Vor dem Start der Gruppe waren Kyren Wilson als Titelverteidiger und Mark Allen die Favoriten auf den Gruppensieg. Von allen Spieler*innen hatte Mark Allen in den ersten beiden Gruppenrunden am meisten überzeugt. An seine starke Vorstellung vom Vortag konnte er heute auch direkt anknüpfen. Im zweiten Match des Tages konnte er den ersten Frame noch auf Schwarz gegen Tom Ford stehlen. Danach nutzte er seine Chancen konsequent, spielte ein Century und gewann klar mit 3–0. Im anschließenden Match gegen Bai Langning gewann er zwei Frames aus der ersten Chance heraus. Zwei andere Frames waren umkämpfter. Von diesen konnte jeder der beiden einen gewinnen zum 3–1 Endstand. Nach diesen beiden Siegen stand Allen schon zur Pause sehr gut in seiner Gruppe da.

Das lag auch daran, dass Kyren Wilson bereits in seinem ersten Match gegen Bai Langning zu kämpfen hatte. Bai verpasste ein paar gute Chancen, das Match zu gewinnen. Wilson konnte am Ende noch froh sein, zumindest ein Unentschieden erzielt zu haben. Nach der Pause brauchte er daher dringend einen Sieg gegen Tom Ford, um im direkten Duell gegen Allen im letzten Match noch an diesem vorbeiziehen zu können. Zwar gewann er den ersten Frame, der zweite ging dann jedoch an Ford. In einem umkämpften Frame mit einigen Fehlern von beiden Spielern hatte Wilson die Chance zum Steal, doch er verstellte sich beim Spiel auf die Farben auf Grün. Er brauchte die Spinne, verschoss Grün deutlich, Ford räumte ab und machte so Allen vorzeitig zum Gruppensieger.

Das Abschlussmatch gegen Kyren Wilson war dann nur noch für die Statistik. Für Mark Allen in beängstigend guter Form eine willkommene Gelegenheit, seine Century-Anzahl nochmal um drei zu erhöhen und mit 146 ein neues höchstes Turnierbreak aufzustellen.

Dreikampf um den zweiten Finalplatz mit besserem Ende für Gilbert

Die zweite Gruppe erwies sich als deutlich umkämpfter. Ryan Day verpasste den Start, vergab viele Chancen, rettete dann aber noch ein Unentschieden gegen Ali Carter. Darauf folgte ein gutes Match von Cao Yupeng, in dem er David Gilbert 3–1 besiegte und im ersten Frame sogar versuchte ein Maximumbreak zu spielen. Gilbert bekam in dem Match nicht viele Chancen. Im seinem zweiten Match bewies er dann seine gute Form. Im letzten Match vor der Pause besiegte er Ryan Day schnell und klar mit 3–0 und setzte sich vorerst an Platz 2 der Tabelle hinter Cao. Während Ryan Days Hoffnungen auf das Finale an dieser Stelle endeten, ergab sich ein enger Dreikampf zwischen Cao Yupeng, David Gilbert und Ali Carter.

Am Abend schien Cao Yupeng seinen Vorsprung in der Gruppe zunächst ausbauen zu können. Er gewann den ersten Frame gegen Ali Carter. Als er er bei einer Safety auf die letzte Rote den Spielball lochte und damit Carter eine leichte Chance zum Abräumen des Tisches gab, drehte das Match. Carter spielte stark und nutzte auch in den beiden folgenden Frames Caos Fehler für gute Breaks. Mit dem 3–1 Sieg übernahm er die Führung in der Gruppe.

Das folgende Match zwischen den beiden Topplatzierten der Gruppe, David Gilbert und Ali Carter, brachte dann gewissermaßen die Vorentscheidung. Gilbert gewann den ersten Frame, in dem beide Chancen hatten, im zweiten spielte er eine Total Clearance von 139 Punkten. Carter konnte nochmal verkürzen, doch Gilbert gewann schließlich 3–1. Dann musste er noch kurz warten, denn Cao Yupeng hatte noch Chancen die Gruppe zu gewinnen. Doch Ryan Day gewann den ersten Frame des letzten Gruppenmatches. Damit stand Gilbert als zweiter Finalist fest und spielte anschließend um den Titel.

Die Championship League als Test-Event

Die Championship League erwies sich insgesamt als der ruhige und entspannte Saisoneinstieg, den man erwarten konnte. Das nutzten die Veranstalter von Matchroom Multi Sport auch, um mal ein paar Dinge auszuprobieren. An der Seite von David Hendon und Phil Yates bekamen eine ganze Reihe aktueller Main Tour Profis die Gelegenheit, ein paar der Matches zu kommentieren. Neben einigen, die schon häufiger aus der Kommentatorenkabine zu hören waren, wie Ken Doherty, Peter Lines und Joe Perry, gab es weitere, die bisher nur selten zu hören waren oder erstmalig kommentierten. Das waren: Michael Holt, Tom Ford, Steven Hallworth, Jamie Clarke, Peter Devlin, Gary Wilson, Kyren Wilson, Ryan Day, Mark Davis und Liam Highfield. Es waren so viele, dass ich gar nicht sicher bin, ob ich wirklich alle aufgezählt habe. Das war eine sehr gute Idee der Veranstalter.

Spontan wurde außerdem der Dresscode gelockert. Am ersten Tag traten alle noch in Weste und Hemd an. Aufgrund der extrem hohen Temperaturen in England zu dem Zeitpunkt, wurde zunächst der Zwang zur Fliege aufgehoben, dann durften die Spieler*innen auch im Poloshirt antreten. Das schwarze Poloshirt wurde dann auch als Dresscode bis zum Ende des Turniers beibehalten. Nebensächlichkeiten wie der Dresscode können in der Fangefolgschaft ja schnell zu Verwerfungen führen. Ich für meinen Teil bin zu meiner eigenen Überraschung hier geneigt Raphaëla zuzustimmen:

Und am Montag geht es schon weiter mit Snooker. Auch Eurosport wird das erste große Turnier der Saison übertragen: Wir freuen uns schon auf die British Open. Alle Infos dazu gibt es wie immer auf unserer Turnierseite.

AutorIn: Målin

Målin mag Zahlen und Tabellen. Wenn sie gerade kein Snooker guckt, wirft sie wahrscheinlich einen Blick auf die Provisional Rankings. Ist durch Langeweile zum Snooker gekommen und weil sie schon in jungem Alter einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer hatte. Neben Artikeln kümmert sich Målin bei SnookerPRO um die Spieler*innenprofile. Twitter: @esel_freund

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