Überlebenskämpfe und Abschiede

McManus Ruhestand, Alan bei der WM 2015 in Tartan-Kombination am Snookertisch
Alan McManus ganz in Tartan-Look. © Monique Limbos

Alan ‚Angles‘ McManus geht in Ruhestand – zumindest was Turniere betrifft. Der Kampf um den Verbleib auf der Tour geht in die nächste Runde. Hier mein Rückblick auf die wichtigsten Ereignisse der ersten beiden WM-Qualifikations-Runden, am und neben dem Tisch.

McManus gibt das Ende seiner Spieler-Karriere bekannt

Das war es also, das letzte Profi-Spiel von Alan McManus. Nach seinem WM-Aus gegen Bai Langning gab er bekannt, dass er nach 31 Jahren sein Profi-Queue niederlegt. Ich gebe zu, dass ich für einen Augenblick richtig niedergeschlagen war. Doch heute bei Licht besehen kann ich gut damit leben, besonders, wenn ich den gut gelaunten Angles im Interview sehe.

Die Entscheidung hat McManus schon im Dezember getroffen. Gerade jetzt mit der Pandemie war es für ihn immer schwieriger geworden, die Doppelrolle am Tisch und im TV-Studio zu bedienen. Seit Monaten hat er nicht mehr gespielt und er sei einfach nicht mehr in der Lage, bei Turnieren eine angemessene Leistung zu zeigen.

McManus still brings snooker to life

Doch natürlich geht McManus nicht wirklich in Ruhestand. Er wird er uns Snookerfans erhalten bleiben: als Kommentator und Spielerklärer. Wir freuen uns auf viele weitere Folgen von Alan’s Angle.

Im Interview wirkte McManus glücklich und entspannt. Von Rob Walker darauf angesprochen, dass viele Menschen seine Medien-Arbeit sehr schätzen, versuchte er in gewohnt bescheidener Art abzuwiegeln. Doch auch ich gehöre zu den bekennenden Fans seiner Arbeit. Wer mehr darüber wissen möchte, kann es hier erfahren.

Tour-Survival

Durch ihr Ausscheiden in Runde zwei haben Spieler wie Billy Joe Castle, Fraser Patrick, Brandon Sargeant, Si Jiahui und David Lilley nicht mal mehr eine theoretische Chance auf den Tour-Verbleib. Auch James Cahill, der 2019 noch den Favoritenschreck im Crucible gab, hat seinen Tourplatz verloren. In Runde eins traf es schon Spieler wie Jimmy White, Sohail Vahedi, Barry Pinches und Yuan Sijun.

Andy Hicks und Jamie O’Neill sind über die Ein-Jahres-Rangliste momentan noch sicher, obwohl sie schon ausgeschieden sind. Und natürlich gibt es auch noch viele Spieler wie Lukas Kleckers, Oliver Lines und Ashley Carty, die sich erst im ersten Jahr ihrer Zwei-Jahres-Tourkarte befinden und deshalb trotz Ausscheiden sicher sind. Hier die provisorische Rangliste für den Überblick, wer im nächsten Jahr sicher auf der Tour dabei sein wird.

Die letzten Spiele der Runde zwei

Heute geht es bei Lei Peifan gegen Chris Wakelin auch nicht nur um die WM-Qualifikation. Wakelin ist noch sicher über die Ein-Jahres-Liste, allerdings sind noch einige Spieler im Rennen, die ihn dort aus den Top-Rängen verdrängen könnten. Lei muss hier gewinnen, um sich eine theoretische Chance zu erhalten. Doch auch in den Partien Ian Burns gegen Simon Lichtenberg und Chen Zifang gegen Mitchell Mann kämpft mindestens ein Spieler um den Tourplatz. Fast entspannt kann Mark King gegen Florian Nüßle sein.

Um 15:30 Uhr beginnt Runde drei der Qualifikation. Auch hier geht es in vielen Spielen um alles. Alle Spielpaarungen, -zeiten und (Zwischen)Ergebnisse findet ihr wie immer auf unserer Turnierseite.

Rebecca Kenna und Reanne Evans raus

Keine der beiden Spielerinnen konnte in diesem Jahr ihr Erstrundenmatch gewinnen. Doch kann nicht davon die Rede sein, dass sie hier chancenlos waren und einfach untergegangen wären. Evans spielte gegen Andy Hicks nervös und unter ihren Möglichkeiten, was auch auf ihre mangelnde Spielpraxis zurückzuführen ist. Insgesamt war das Spiel von vielen Fehlern bestimmt und mit einer 65 spielte Evans das zweithöchste Break des Spiels. Hicks machte eine 69. Das 6-2 für Hicks war am Ende ok, doch es hätte auch knapper ausfallen können.

Besser schlug sich Rebecca Kenna beim 4-6 gegen Brandon Sargeant. Sie brauchte zwar auch etwas, um ihr Spiel zu finden. Doch zeigte sie einige gute Pots in schwierigen Situationen, die durchaus von Selbstvertrauen zeugten. Am Ende war sie mit ihrem Scoring nicht zufrieden. Obwohl sie extra daraufhin trainiert hatte, gelang ihr kein Break über 50. Trotzdem kann sie auf ihre Leistung bei ihrem Debüt stolz sein. Wir wissen, dass sie schon seit Tagen ihr Spiel analysiert und sind sicher, dass sie alles daraus lernen wird, um beim nächsten Mal noch stärker aufzutreten.

7T ohne Chance auf 8T

Nach großem Brimborium um das Erstrundenmatch zwischen Altmeister Stephen Hendry und Altfastmeister Jimmy White haben sich beide schon aus der Quali verabschiedet. Hendry hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert. Das erste Spiel hat bei so manchem Fan Schmerzen hervorgerufen. Es sei denn, jemand hatte Freude daran zu sehen, wie Hendry einen Frame mit einem Highbreak von 7 gewann. Und seine 1–6 Niederlage gegen Xu Si war aus der Kategorie ’sang- und klanglos untergegangen‘. Nicht ein einziges 50+ Break gelang dem siebenfachen Weltmeister (also weniger als Reanne Evans) und so wird er wohl frühestens im nächsten Jahr seinen achten WM-Titel holen.

Trump möchte Snooker ohne Westen …

Judd Trump hat die Langeweile vor der WM-Endrunde genutzt, Phil Haigh ein aufschlussreiches Interview zu geben. Snooker wäre zu altbacken, um junge Leute anzuziehen. Das ewige Herumreiten auf der goldenen Ära würde junge Leute abschrecken. Das Spiel müsste moderner und lockerer präsentiert werden, Poloshirts statt Westen, fixe Frames statt stundenlangem Gepopel. All so Zeug. Er hat dabei ein paar schlaue Dinge gesagt, ein paar Sachen, die ich kurzsichtig finde und insgesamt hat er sich oft wiederholt.

Ich könnte hier jetzt noch weiter ausholen und noch mehr Senf zu dem Thema abgeben. Aber ich finde, hier gibt’s dazu schon eine ganz gute Stellungnahme. Bei der Klamottendiskussion fällt mir ehrlich gesagt immer als Erstes ein: Was für eine verschenkte Marketingchance! Wir sehen die beflockten Trikots vom Shoot-Out doch schon in Auktionen, wo sie meist für einen guten Zweck versteigert werden. Wenn die mit Namen versehenen Trikots Standard wären, könnten wir sie für wesentlich kleineres Geld kaufen, damit draußen rumrennen und somit Werbung für den Sport machen. Ich frage mich immer wieder, warum darauf noch niemand gekommen ist.

Gute Ideen gibt es viele

Mein snooker.org-Kollege Marko machte auf Twitter einen in meinen Augen sehr guten Vorschlag. Denn wenn wir immer nur alte, weiße Männer spielen sehen, kommt ja kein Mensch auf die Idee, dass der Sport auch für andere geeignet wäre. Das würde auch völlig neue Marketing- und Sponsoringkonzepte ermöglichen, aber auch benötigen. Wir hätten da noch mehr Ideen … und zwar bessere als „Markenbotschafter für Telefone“.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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