Der Topfavorit und Titelverteidiger Judd Trump hat das Viertelfinale des German Masters erreicht. Aber eine Reihe von Spielern, darunter Ding Junhui, Jack Lisowski, Stuart Bingham und Barry Hawkins lauern noch. Die Chance ist günstig die Liste der Saisonsieger um einen neuen Namen zu ergänzen. Wir schauen voraus.
Ein Topfavorit und ein paar tapfere Außenseiter
Schon in der Qualifikation hatte sich das Favoritenfeld fürs German Masters dramatisch reduziert. Nur sieben Spieler der aktuellen Top 16 waren überhaupt ins deutsch-dekorierte Milton Keynes angereist. Vor und im Verlauf der ersten Runde reduzierte sich das dann auf vier. Viele munkelten, das Fehlen der anderen Topfavoriten, wie Robertson, Selby oder Wilson, bedeute Judd Trump würde einen Durchmarsch hinlegen. Aber auch für alle anderen Viertelfinalisten bedeutet das eine selten gute Gelegenheit auf einen Turniersieg.
Im Viertelfinale des German Masters stehen nun neben Titelverteidiger Judd Trump noch Ding Junhui, Stuart Bingham und Jack Lisowski. Mit Barry Hawkins und Tom Ford zwei weitere Spieler, die keine Unbekannten in der Endphase eines Turniers sind. Die beiden Überraschungsviertelfinalisten sind Jordan Brown und Joe O’Connor.
Der Titelverteidiger trifft auf Dr. Ding oder Mister Junhui
Das Topduell im Viertelfinale findet am Nachmittag statt. Titelverteidiger Judd Trump trifft auf Ding Junhui. Die Nummer 1 der Welt gegen die derzeitige Nummer 10. Trump ist erstmals seit der Weihnachtspause wieder im Einsatz. In den ersten beiden Runden präsentierte er sich solide, aber noch nicht wieder ganz in alter Form. Kein Century bisher von ihm, für seine Siege gegen Mark Davis und Joe Perry war viel Arbeit nötig.
Die beiden Matches von Ding Junhui auf dem Weg zum Viertelfinale hätten kaum unterschiedlicher sein können. In der ersten Runde gegen Kacper Filipiak spielte er nicht wirklich überzeugend, streute mehrere Fehler ein und lag mehrmals zurück. Am Ende gewann er einen Decider, in dem beide mehr als eine gute Chance liegen ließen. Gestern gegen Dominic Dale stand dann ein anderer Ding Junhui am Tisch. Er nutzte die Fehler seines Gegners konsequent und schickte ihn mit einem glatten 5–0 nach Hause. Dabei spielte er auch zwei Centuries. Im Interview nach dem Match unterstrich er seine Ambitionen, bald eine weitere Trophäe gewinnen zu wollen.
Welcher dieser beiden Ding Junhuis tritt nachher gegen Judd Trump an? Wenn Ding Junhui seine Topform auch mal wieder gegen einen Topspieler zeigt, stehen seine Chancen heute gar nicht so schlecht.
Duell der Kommzurück-Spezialisten
Dass für das TV-Match immer die gleichen Spieler gewählt werden, heißt oftmals auch, dass immer die gleichen Spieler nicht an diesem Tisch spielen. Ein bisschen unter dem Radar durchzugehen ist ja quasi Barry Hawkins Spezialität. Hätte er die sichere Bubble im Komplex in Milton Keynes verlassen dürfen, hätte er am Mittwoch im Midsession Interval vielleicht schonmal die Sitzheizung in seinem Auto auf dem Parkplatz angeschmissen. In der ersten Runde gegen Ryan Day lag er schon 0–4 zurück. Doch wie so oft im Snooker wechselte nach der Pause das Momentum. Hawkins konnte sich endlich warm spielen und Day streute mit steigendem Druck immer mehr Fehler ein. Durch dieses gelungene Comeback und durch ein 5–2-Sieg gegen Jak Jones erreicht Hawkins erstmals diese Saison ein Viertelfinale.
Sein Gegner heute Nachmittag ist Jordan Brown. Der Nordire gab im Sommer sein Debüt im Crucible Theatre. Beim German Master ist ihm nun auch erstmalig der Einzug ins Viertelfinale eines Ranglistenturniers gelungen. In der ersten Runde besiegte er den derzeit etwas formschwachen Graeme Dott. Darauf folgte ein nervenstarker Arbeitssieg gegen Jamie O’Neill. Mit 3–0 und 4–1 hatte O’Neill schon in Führung gelegen, aber Brown gelang es das Match noch zu drehen.
Luca sollte sich das gelegentlich mal von Jordan Brown zeigen lassen, wie man Snooker legt. Dass er das kann, hat Jordan beim Comeback jedenfalls deutlich geholfen. Freu mich. Dass Jordan weiter ist. Und dass der andere endlich raus ist.#147sf
— Raphaëla (@llarocdo) January 28, 2021
Neue Chance auf den ersten Titel für Lisowski?
Am Abend treffen zwei weitere noch verbliebene Top-16-Spieler im Viertelfinale des German Masters aufeinander: Stuart Bingham spielt gegen Jack Lisowski. Das Duell ist auch deswegen so interessant, weil beide dringend Ranglistenpunkte brauchen, um ihren Status in den Top 16 zu halten. Beiden droht bei der Weltmeisterschaft die Qualifikation spielen zu müssen. Für beide, ebenso wie für Barry Hawkins und Tom Ford, bietet sich beim German Masters eine gute Gelegenheit einige Punkte gut zu machen.
Auf dem Weg ins Viertelfinale haben beide einen Decider gespielt, Lisowski gegen Heathcote, Bingham gegen Robbie Williams. Ihr anderes Match gewannen sie deutlicher. Im Interview nach der ersten Runde sagte Lisowski, dass er sich nach der Trainingspause während der Quarantäne noch etwas eingerostet fühle. Doch inzwischen hat er sich ja etwas warm spielen können. Eigentlich spricht nichts dagegen an seine starke Form vor Weihnachten anzuknüpfen und gleich eine weitere Finalteilnahme folgen zu lassen. Vielleicht klappt es ja dieses Wochenende mit dem ersten – von hoffentlich vielen – Ranglistentiteln.
Ein Leicester-Duell im Viertelfinale des German Masters
Am Streaming-Tisch kommt es zu einem reinen Leicester-Duell. Tom Fords Weg ins Viertelfinale war recht souverän. In der ersten Runde verpasste er Yuan Sijun in Nullkommanix einen Whitewash. Gestern in der zweiten Runde streute er gegen Stuart Carrington allerdings ein paar Fehler ein. Da dieser sie nicht für sich nutzen konnte, entschied Ford das Match mit 5–2. Damit ist Tom Ford neben Judd Trump der einzige Spieler im Viertelfinale, der noch keinen Decider spielen musste. Tom Ford sorgte bisher beim German Masters auch für die meisten Centuries. Insgesamt drei. Eigentlich ist ein Maximum Break bei ihm auch mal wieder fällig. Vor vier Jahren spielte er eins im Tempodrom, das Lula unnachahmlich eingefangen hat und mir einen willkommenen Vorwand gibt, ein „richtiges“ German Masters Bild in den Artikel zu packen.
Für Joe O’Connor ist es das erste Viertelfinale seit seinem Halbfinale bei den Welsh Open 2019 und damit eine willkommene Gelegenheit Ersatz für die bald entfallenden Ranglistenpunkte zu sammeln. In der zweiten Runde verpasste er Fergal O’Brien einen Whitewash. Zuvor hatte er aber einen Decider überstehen müssen.
Bei 4–2 Führung gegen Mark Joyce hatte O’Connor den Frameball gelocht und dann eine Safety auf die letzte Rote gespielt. Joyce brauchte Snooker, aber es gelang ihm nicht einen zu legen. Beim Versuch die letzte Rote zu lochen, versenkte O’Connor dann den Spielball. Er vergab die benötigten Foulpunkte und Mark Joyce gewann dann diesen und auch den folgenden Frame. Zwei deutliche Führungen hatte Joe O’Connor diese Saison schon verspielt, dieses Mal blieb ihm das aber erspart. Den Decider gewann er mit dem höchsten Break des gesamten Matches. Heute Abend geht es um den Halbfinaleinzug. Beide Spieler konnten bisher für sich nutzen, dass sich ihre Sektion des Draws weit geöffnet hat. Auch wenn Tom Ford hier der Favorit ist, Joe O’Connor hat gute Aussichten, der Überraschungs-Halbfinalist zu werden.
Ein Blick in die Kristallkugel
Welche Spieler gewinnen die Viertelfinals, wer gewinnt dieses Jahr das German Masters? Wer das wissen will, wird wohl abwarten und ein paar hoffentlich sehr unterhaltsame Stunden Snooker gucken müssen. Für Ungeduldige gibt es schonmal eine kleine Prognose. Die ist aber ungefähr so zuverlässig wie die Wettervorhersage von heute für den Bank Holiday Monday, an dem das Weltmeisterschafts-Finale stattfindet.
Nach einem nervösen Abtasten vor der Pause findet Ding Junhui nach dem Midsession Interval endlich sein gutes Breakbuilding und schickt den Titelverteidiger nach Hause. Jordan Brown erkämpft sich gegen Barry Hawkins zwar einen Decider, dort setzt sich dann aber die Erfahrung durch. Im Halbfinale hat Ding dann aber keine Probleme mit Hawkins. Heute Abend gehen Tom Ford und Jack Lisowski zwar mit einer Führung ins Midsession Interval. Doch danach halten sie mit einigen Fehlern ihre Gegner im Rennen, die am Ende auch siegreich sind. Im Halbfinale schlägt Joe O’Connor dann Stuart Bingham und sorgt damit für die Überraschung des Turniers. Im Finale gegen Ding erwischt er jedoch einen schlechten Start und rennt einem Rückstand hinterher. Ding Junhui gewinnt das German Masters.
Oder es kommt doch ganz anders. Schaut es am besten doch einfach selbst. Viel Spaß dabei!
Alle Spielpaarungen, -zeiten und (Zwischen)Ergebnisse wie immer auf unserer Turnierseite.
Hallo,
die Mehrzahl von Finale lautet Finale. Das Finale, die Finale. Sie standen sich schon in mehreren Finale gegenüber.
Finals gibt es nicht.
Ich weiß wirklich nicht, was der Unsinn mit Finals soll.
Wir richten uns nach dem Duden. Und dort steht unter https://www.duden.de/rechtschreibung/Finale „Plural: die Finale, im Sport auch: Finals“.