German Masters, 1. Tag: Trump und Robbo sicher, Selby knapp, Hawkins und Higgins raus

Hawkins, King
Barry Hawkins und Mark King mit passendem Gesicht zum Spiel © Monique Limbos

Das Wichtigste zuerst: Ich habe ein tolles Spiel gesehen und am Ende sagen Ashley und ich beide, dass wir „ein bisschen enttäuscht“ sind. Ash hat Martin Gould einen harten Wettkampf geliefert und auch wenn der Routinier am Ende 5:3 gewonnen hat, hätte es ebenso gut anders herum sein können.

Carty kommt ein wenig langsamer ins Spiel als Gould, der die ersten beiden Frames mit Breaks von 79 und 52 gewinnt, gleicht aber vor der Pause noch zum 2:2 aus. Im 4. Frame zeigt er nicht nur einige grandiose Pots, sondern auch seine Fähigkeit, sich trotz mieser Stellungen von Ball zu Ball durchzubeißen.

Den 5. Frame hätte er Gould beinahe noch abgenommen, verfehlt aber beim Stand von 47:52 aus seiner Sicht die Grüne mit dem Hilfsqueue. Den zerhackten 6. Frame erkämpft er sich wieder, ist aber merklich unzufrieden mit seinen Safeties. Ich finde allerdings, dass dieser junge Kerl extrem knackige Snooker legt und Gould damit wiederholt zum Foul bringt. Der 7. Frame geht mit einem 79er Break an Gould. Am Anfang des 8. Frames verschießt Carty eine riskante Rote und Gould spiel ein 32er Break. Ich habe den Eindruck, das Carty nicht mehr damit gerechnet hat, noch einmal an den Tisch zu kommen, so langsam erhebt er sich von seinem Stuhl. Doch dann konzentriert er sich wieder und setzt Gould im folgenden Hin & Her gehörig unter Druck. Unglücklicherweise locht er im Spiel auf die Farben statt Braun die Pinke, die schon die ganze Zeit direkt vor der Tasche lag und Gould macht den Sack zum 5:3 zu.

Es war kein Klassenunterschied zu sehen und ich bin gespannt, was wir in Zukunft von Ashley Carty noch zu sehen bekommen.

Der Rest in Kurzfassung:

Entgegen aller Erwartungen sind Peter Ebdon und John Higgins als Erste am Nachmittag fertig. Ebdon spielt im 6. Frame das erste Century des Turniers und bisher mit 133 auch das höchste, dominiert das Spiel und gewinnt folgerichtig mit 5:2.

Mark Selby kraucht gegen einen gut spielenden Anthony McGill erst im Entscheidungsframe über die Ziellinie und gewinnt 5:4.

Mein „Match to watch“ des Abends ist eine sehr einseitige Geschichte: Judd Trump lässt Michael Holt kaum an den Tisch, macht zwei Centuries und gewinnt 5:0.

Neil Robertson gegen Fergal O’Brian ist eine ebenso klare Sache, sie dauert nur etwas länger. O’Brian kommt dabei nicht über ein Break von 24 hinaus. Allerdings ist auch Robertsons zweithöchstes Break nur eine 42.

Bei Stephen Maguire gegen David Gilbert sieht es zur Pause mit 4:0 ähnlich aus. Aber nach der Pause verschießt Maguire den Frame- und Matchball und Gilbert kann drei Frames in Folge gewinnen. Im 8. Frame muss er sich aber doch mit 3:5 geschlagen geben.

Ausgeglichener ist es bei den beiden letzen Partien: Sowohl bei Xiao Goudong gegen Liam Highfield wie auch bei Barry Hawkins gegen Mark King steht es zur Pause 2:2. Auch wenn Highfield während des gesamten Spiels der aktivere Spieler scheint, muss er sich im Entscheidungsframe geschlagen geben. In der anderen Partie wirkt Hawkins etwas von der Rolle und am Ende hat Mark King mit 5:3 die Nase vorn. Ich freue mich, dass sie uns den Decider ersparen, so kann ich noch vor Mitternacht den Weg nachhause antreten und diesen Artikel schreiben.

Matches to watch für den zweiten Tag: Donnerstag, 5. Februar

Hier findest du alle Partien im Überblick.

10 Uhr
Matthew Selt:
#42 der aktuellen Setzliste, seine bisher beste Platzierung. Hat einen wirklich guten Lauf in dieser Saison, kam bei den Lisbon Open bis ins Finale, wo er Stephen Maguire mit 2:4 unterlag. Ich weiß jedoch nicht, ob ich es ihm nachsehen kann, dass er Alan McManus aus dem Turnier gekegelt hat. Ist mit fast 30 vielleicht schon etwas zu alt für den Spitznamen „BallBoy“?!
Stuart Bingham: genannt “Ball-run”, manchmal fälschlicherweise als „Ballroom“ interpretiert, was zu seinen meist grauglitzernden Klamotten passen würde. #8 der aktuellen Setzliste, hat bisher sechs Ranglistenturniere gewonnen, in dieser Saison u.a. die Shanghai Masters.
Meine Erwartung: Frische Form gegen erfahrene Überraschung.

15 Uhr
Mark Allen: #6 der Setzliste*, ist in einer tollen Form, hat sich in England auf das Turnier vorbereitet. Geht der Head-to-Head-Statistik nach als Favorit in diese Partie. Kämpft manchmal vergeblich mit den Regeln des guten Benehmens und nennt sich daher selber einen der „Charaktere im Snooker“.
Mark Williams: #18 der Setzliste*, hat vorletzte Woche noch in Asien gespielt und sich anschließend beim Poolbillard rumgetrieben. Hat das tolle International-Championship-Halbfinale 2014 gegen Allen 8:9 verloren. Twittert viele Höflichkeiten und orthographische Blüten unter
Meine Erwartung: Harter Kampf mit viel Publikumskontakt und Gelächter.

Dark MavisDie andere interessante Partie des Nachmittags ist Mark Davis gegen Ronald O’Sullivan. Rein leistungsmäßig steht außer Frage, dass The Ronald die Partie gewinnen müsste. Bekanntlich kämpft der aber gegen viele Gespenster und eins davon heißt Lustlosigkeit und das andere vielleicht Medienrummel. Mark Davis hat sich mit zunehmendem Alter immer weiter in der Weltrangliste nach oben gerobbt und hat im letzten Jahr hier mit dem Erreichen des Viertelfinales eine gute Performance geboten. Und letzte Woche hat er O’Sullivan im Gruppenfinale 5 der Champions League geschlagen. Wir dürfen also gespannt sein. Ach ja, und wer mich in meinem Dark-Mavis-Shirt im Fernsehen sieht, darf mir gern ein Bildschirmfoto schicken.


*Die Setzliste wird nach jedem Ranking-Cut-Off neu berechnet und ist nicht identisch mit der Weltrangliste, die nach jedem Turnier neu gebildet wird.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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2 Gedanken zu „German Masters, 1. Tag: Trump und Robbo sicher, Selby knapp, Hawkins und Higgins raus

  1. Tapioka

    Hallo Frau Witzescher,

    ich habe tatsächlich kurz eine Einblendung eines Zuschauers mit einem Dark-Mavis-T-Shirt gesehen. Zu dem Zeitpunkt habe ich allerdings nur mit einem Auge hingeguckt, außerdem war die Kamera (glaube ich) auch nur auf das T-Shirt gerichtet. Wenn es aber sonst keine anderen Gäste mit Dark-Mavis-Aufdruck gab, müssten Sie das wohl gewesen sein ;). Zur Not kann man bei der Wiederholung (welche Eurosport doch bestimmt zeigt?) noch einmal genauer hinsehen oder YouTube nötigen…

  2. Lula Witzescher Artikelautor

    Herzlichen Dank, Tapioka, für den Hinweis. Ich habe es auch schon von anderer Seite gehört, dass zumindest meine bedruckte Brust im Bild zu sehen war. Das hat dem Mark Davis leider nichts genützt, aber toll war’s trotzdem!

    Viel Spaß weiterhin beim Gucken und Lesen,
    Lula

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