Lukas Kleckers – Der harte Kampf um den Tourplatz

Lukas Kleckers, Northern Ireland Open 2017
Lukas Kleckers © World Snooker/Tai Chengzhe

Lukas Kleckers hatte sich mit einem Sieg über Ryan Thomerson für das European Masters in Fürth qualifiziert. In der ersten Runde traf er – zum ersten Mal als Profi vor deutschem Publikum – auf Gary Wilson und verlor mit 2–5. In dieser Saison beginnt für Lukas zum dritten Mal der Kampf um den Verbleib auf der Tour. Wir haben im Vorfeld des Turniers mit ihm gesprochen.

Der 26-Jährige aus Essen wurde 2013 jüngster Deutscher Meister aller Zeiten. Sein höchstes Turnier-Break ist eine 137, gespielt bei den Northern Ireland Open 2017 im Match gegen Ronnie O’Sullivan.

Als Lukas Kleckers sich 2017 zum ersten Mal eine Zwei-Jahres-Karte für die Main-Tour holte, wussten wir, dass es für den jungen Profi nicht leicht werden würde. Denn nur ein Platz in den Top 64 sichert den Verbleib auf der Tour und nicht viele Profis schaffen dies in zwei Jahren.

Ein guter Auftakt für Lukas Kleckers

Bei seinem ersten Profiturnier, dem Riga Masters im Juni 2017, legte Lukas furios los und schlug in Runde eins den Titelverteidiger und Weltmeister von 2010 Neil Robertson. Doch dann wurde es sehr ruhig um ihn und es blieb sein einziger Sieg in dieser Saison. Auch wenn er 2018/2019 mehrere Siege – unter anderem gegen Thepchaiya Un-Nooh und Peter Ebdon –verbuchen konnte, fiel er am Ende der Saison von der Tour und spielte ein Jahr lang wieder als Amateur. Lukas nutzte das Jahr, um an den Events der Challenge Tour teilzunehmen und wurde darüber 2020 erneut Profi.

Der zweite Versuch

In den folgenden zwei Jahren erzielte er einige beeindruckende Resultate. So erreichte er bei den British Open 2021 die vierte Runde, unter anderem mit einem Sieg gegen Masters-Champion Yan Bingtao. Bei der WM-Qualifikation 2022 gewann er deutlich gegen Nigel Bond und kam bis in die dritte Runde. Doch sein Höhepunkt war ein anderer. „Meine beste Leistung bisher war das 4:0 gegen Mark Selby bei den Northern Ireland Open 2020. Nach einem umkämpften ersten Frame spielte ich die nächsten drei Frames quasi fehlerfrei. Besonders gegen einen Gegner wie ihn hat mich das sehr stolz gemacht.“

Auf der anderen Seite verlor er viele Erstrundenmatches. Wir fragten ihn, wie zufrieden er insgesamt mit seiner Leistung sei. „In der letzten Saison war besonders die erste Hälfte der Saison belastend. Ich kam zwar bei den British Open ins Achtelfinale, verlor danach allerdings alle anderen Matches in diesem Jahr. Das hat sehr viel Selbstvertrauen gekostet. Mit der Leistung in der zweiten Saisonhälfte war ich dann schon deutlich zufriedener, da ich mich für das Turkish Masters und die Welsh Open qualifizieren konnte und ich bei der WM auch eine solide Leistung zeigen konnte.“ Am Ende verfehlte er trotz deutlich besserer Leistung mit Platz 83 erneut eine Platzierung in den Top 64, welche ihm den Tourerhalt gesichert hätte.

… und wieder bei Null anfangen

Dieses Mal gelang ihm die sofortige Rückkehr über die Q-School. Nachdem er in Event 1 und 2 knapp gescheitert war, machte er im dritten Event mit seinem Sieg über Ex-Profi Ross Muir seine Tour-Karte perfekt. Nicht nur für seine Fans war das nervenaufreibend, auch Lukas selber gestand den gewaltigen Druck dieses Turniers ein. „Die Q-School ist unfassbar hart und als ich es im allerletzten Turnier nach 16 Tagen geschafft habe, war meine Erleichterung riesig.“

Auch wenn ihm durch die direkte Wiederqualifikation nicht erneut ein Jahr verloren geht, muss Lukas nun zum dritten Mal bei Null anfangen. Denn das Preisgeld aus der Vorsaison nehmen nur die Profis in den Top 64 mit. Deshalb ist es ungemein wichtig, dass er die ansteigende Tendenz seiner Leistung aufrecht erhält und sich weiter verbessert. Momentan arbeitet er daran, seine Ergebnisse besonders in langen Matches zu verbessern. „Ich versuche, konstanter zu werden und einen besseren Fokus zu haben. Besonders bei längeren Matches ist das nicht immer ganz einfach.“

Pendeln zwischen Ländern und Schulen

2014 machte Lukas sein Abitur und arbeitete seitdem mit voller Kraft an seinem Lebenstraum vom Snookerprofi. Doch weil es so schwer ist, im Profi-Snooker Fuß zu fassen und den Lebensunterhalt damit zu decken, verfolgt er noch andere berufliche Pläne. Doch liegen die vorerst auf Eis, weil er sich momentan auf Snooker konzentriert. „Der Turnierplan gibt es leider kaum her, mein Maschinenbau-Studium weiter zu verfolgen. Ich bin zwar eingeschrieben, aber mit der ganzen Vorbereitung und dem Reisen ist es ein Fulltimejob und da bleibt wenig Zeit für das Studium.“

Lukas wohnt, studiert und trainiert im Ruhrgebiet und pendelt zwischen Deutschland und England. „Durch die Pandemie war das besonders vorletzte Saison nicht immer ganz einfach, da war ich dann auch mal fast drei Monate am Stück in England. Ansonsten fliege ich regelmäßig hin und zurück, bleibe aber auch zur Vorbereitung regelmäßig länger dort und trainiere in der Victoria Snooker Akademy in Sheffield.“ Welche Unterstützung die Akademie in Sheffield besonders für Aktive aus anderen Ländern bietet, darüber berichten wir an anderer Stelle in diesem Heft.

Ein „teurer Job“

Die Qualifikationen und Turniere werden momentan fast ausschließlich im UK gespielt. Für Lukas, der nicht permanent auf der Insel lebt, ist das Profidasein deshalb eine teure Angelegenheit. Zum Glück hat er in der Zwischenzeit einige Sponsoren gefunden, die ihn unterstützen. „Seit vielen Jahren werde ich von Pocket-Sniper, einer Zielhilfe für Pool und Snooker, unterstützt. In dieser Saison ist zusätzlich die NordHyp Invest an Bord, die sich mit Themen wie Altersvorsorge und Gesundheitsversorgung beschäftigt. Als Trainingsstätte fördern mich mein Heimatverein, der SC Essen und die 15reds Snookerakademie in Oberhausen, in der ich bei Gelegenheit auch Training anbiete. Leider sind die Reise- und Übernachtungskosten in der letzten Zeit enorm gestiegen. Deshalb bin ich über jeden Sponsor, der mit mir eine optimale Basis für die Saison schaffen möchte, sehr dankbar.“ Für Sponsoring-Angebote und Anfragen jeglicher Art ist Lukas Kleckers über info(at)lukaskleckers(dot)com erreichbar.

Wir bedanken uns, dass Lukas sich wieder die Zeit genommen hat und wünschen ihm alles Gute und viel Erfolg!

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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