Maximaler Mark und bröckelnder brillanter Brecel

Mark Selby ballt nach seinem Maximum die Faust und feiert mit dem Publikum
Selby genießt den Applaus im Crucible nach seinem Maximum. © World Snooker/Tai Chengzhe

Als bräuchte diese WM im Finale nun unbedingt noch etwas Besonderes …Was könnte ich wohl machen, damit die Leute endlich aufhören zu sagen, ich sei langweilig? mag der Mark Selby sich gedacht haben. Und er musste vor dem Spiel ganz schön suchen, welche geschichtsträchtige Einzigartigkeit er dafür wohl auf die Beine stellen könnte. Und er hat sie gefunden.

Mark Selby mit dem ersten Maximum in einem WM-Finale

40 Jahre nach Cliff Thorburns erstem Crucible Maximum spielte Selby heute Abend eine 147. Es war sein 5., gleichzeitig das 14. Crucible Maximum, aber das erste, das jemals hier in einem Finale gespielt wurde. Anschließend gab es schöne und nicht zu lange Umarmungen mit Brecel und Schiedsrichter Brendan Moore. Der schiedst ja heute sein letztes Spiel und das ist natürlich für ihn ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk. Ihr könnt das komplette Break hier anschauen.

Selby umarmt nach Maximum den Schiedsrichter Brandon Moore

Selby selber hat erst bei 72 Punkten an ein Maximum gedacht. Er meinte, er hätte den Frame sicher machen wollen, um zurück ins Match zu kommen. Aber als er dann gut auf die nahe an der Bande liegende, letzte Rote gestellt hatte, hat er das Maximum ins Auge gefasst. Zum Glück war er immer noch so müde, dass das Adrenalin ihn nicht aus der Bahn geworfen hat.

Es gab übrigens noch keine Bilder vom weinenden Kyren Wilson, dessen Maximum-Preisgeld nun halbiert wird. Aber ein wohlmeinender Kollege sammelt schon. Selbys Maximum ist das 13. in dieser Saison. Das egalisiert den Rekord von 2016/2017. Und womöglich sind die drei 146er Breaks plus zwei 147er in einem Turnier auch noch Rekord.

Selby reduziert seinen Rückstand erheblich

Die Abendsession hatte ansonsten heute das Motto „Brecel verschießt die einfachen Bälle, Selby nur die kniffligen“. Eine schlechte Safety von Brecel im ersten Frame führte zu einer 134er Total Clearance von Selby. Der verschoss im nächsten Frame eine schwierige Rote und Brecel konterte mit einer 99. Seine durchschnittliche Stoßzeit bei diesem Break lag übrigens bei ganzen 13 Sekunden. Im nächsten Frame dann umgekehrt: Brecel verschießt Rot, Selby macht eine 96. Damit hatte Selby seinen Rückstand von 2–6 auf 4–7 verkürzt.

Brecel spielte auch nicht mehr so gut wie am Nachmittag und das ermöglichte Selby, weiter heranzukommen. In Frame 12 waren es die besseren Safeties, die ihm den Frame zum 5–7 brachten. Erst danach packte Luca Brecel wieder aus, was in ihm steckt. Er gewann den 13. und 14. Frame jeweils mit einem hervorragenden Break und stellte mit dem 9–5 wieder eine Führung von vier Frames her.

Ja, und wenn du in einem WM-Finale vier Frames hintenliegst, dann ist das natürlich die beste Gelegenheit, um zum Aufwärmen eine 61 und im nächsten Frame ein Maximum zu spielen. Siehe oben. Selby gewann dann auch noch den letzten Frame der Session, weil Brecel einen leichtsinnigen Fehler machte und konnte ganz beruhigt mit einem gefühlten Unentschieden von 8–9 schlafen gehen.

Morgen geht es um 14 Uhr weiter, die Abendsession beginnt um 20 Uhr.

Selby lässt sich feiern und das Publikum macht die Welle. So schön!

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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