Vorschau auf das Halbfinale der Northern Ireland Open 2022

Zhou Yuelong beim Stoß mit dem Hilfsqueue.
Zhou Yuelong erreicht nach Durststrecke das Halbfinale. © World Snooker/Tai Chengzhe

Im Halbfinale der Northern Ireland Open treffen heute Nachmittag Anthony McGill und Zhou Yuelong aufeinander. Am Abend bestreiten Titelverteidiger Mark Allen und Neil Robertson die zweite Halbfinal-Partie.

Frühes Aus für viele Topfavoriten

Einige der Topfavoriten schieden schon früh im Turnierverlauf aus. Über die letzten Jahre gab es eine Reihe an Finalbegegnungen zwischen Ronnie O’Sullivan und Judd Trump. O’Sullivan konnte sich zwar leider noch deutlich gegen Lukas Kleckers durchsetzen, wurde dann aber von einem stark aufspielenden David Grace gestoppt. Zur großen Freude dessen Fans. Judd Trump musste sich Aaron Hill geschlagen geben. Und als wäre das nicht genug, musste er Eurosport danach noch ein Verlierer-Interview geben. Darin gab er sich besonders muffelig, es gab für ihn also auch keine Extrapunkte für die B-Note.

Beiden, David Grace und Aaron Hill, sowie Higgins-Bezwinger Robert Milkins war gemein, dass sie in der Runde danach leider nicht ihre beste Performance zeigen konnten und somit direkt nach ihrer tollen Leistung aus dem Turnier ausschieden. Das Halbfinale bestreiten daher andere.

Die untere Hälfte: Anthony McGill gegen Zhou Yuelong

Die untere Hälfte des Draws war besonders vom Ausscheiden der Favoriten betroffen. Es ergab sich also eine gute Gelegenheit für die verbleibenden Spieler. Tom Ford und David Gilbert zeigten beide nach sehr schwachem Saisonstart erstmalig gute Leistungen und lieferten sich ein sehr spannendes und unterhaltsames Achtelfinale mit dem besseren Ende für Gilbert. Lyu Haotian hingegen war irgendwie bisher in allen Turnieren gut dabei und setzte seine Konstanz fort.

David Gilbert liefert sich dann ein spannendes Achtelfinale mit Zhou Yuelong auf hohem Niveau. Da wurden jede Menge Frames noch mit starken Clearances noch geklaut. Gilbert konnte sich nach der Pause absetzen aber Zhou Yuelong hatte am Ende die besseren Nerven. Die Total Clearance im Decider war besonders sehenswert, insbesondere der Einsteiger mit einer schwierigen Kombination:

Während Zhou Yuelong zwei gute Matches (gegen Milkins und Gilbert) auf dem TV-Tisch spielte, zog Anthony McGill ein bisschen unter dem Radar ins Halbfinale ein. Eine der drei Viertelfinalpartien muss immer etwas undankbar auf den Nebentisch abgeschoben werden. Der Schotte zeigte sich hier in der Woche aber mal auch außerhalb des Crucibles in guter Form und fuhr eine Reihe guter Siege ein, insbesondere gegen chinesische Spieler (gegen Yan, Tian und Lyu).

Ein nicht leicht vorherzusagendes Halbfinale, das bestimmt etwas hergibt für alle, die nicht immer die selben Spieler sehen wollen oder die zufällig eh Fan von einem der beiden sind. Da beides auf mich zutrifft, freue ich mich schon. Go, Yuelong!

Die obere Hälfte: Mark Allen gegen Neil Robertson

Vor ihrem Aufeinandertreffen im Viertelfinale hatte Neil Robertson 10 der 11 letzten Begegnungen mit Mark Selby gewonnen. Wer glaubte, dass dies ein Omen für das Match sein könnte, sollte komplett richtig liegen. Selby spielte zwar stärker als in manchen Matches zuvor im Turnier, doch er musste sich noch zu sehr auf sein taktisches Spiel verlassen. Das ist gegen Neil Robertson zum Scheitern verurteilt, der ja lange Bälle aus allen möglichen Positionen vom Tisch lochen kann. Bis zur Pause waren beide auf Augenhöhe, danach setzte sich Robertson ab. Vorentscheidend war vor allem das Ende des sechsten Frames, als Selbys hartes Spiel Robertson nochmal zum Schwitzen brachte und ihm sogar die nötigen Foulpunkte noch entlockte. Es hätte ein Wendepunkt werden können, aber Selby mangelte es ein bisschen an Mut und Sicherheit bei langen Bällen, sodass Robertson diesen und dann auch den nächsten Frame für sich entschied.

Für Robertson ist es das erste Ranglisten-Halbfinale der Saison. Denn es ist das ersten Ranglistenturnier, an dem er teilnimmt. Er knüpft also an seine dominante Form der Vorsaison direkt wieder an und gilt hier in Belfast sicherlich zurecht als Favorit auf den Titel.

Mark Allen ist Titelverteidiger und Favorit des Publikums in Belfast. Den Druck vor heimischem Publikum zu spielen, konnte er im letzten Jahr für sich nutzen bei seinem emotionalen Heimsieg. Seitdem läuft es beim ihm. Im Viertelfinale gegen Mark Williams geriet er erst in Rückstand, setzte sich dann jedoch ab. Am Ende versuchte Mark Williams noch ein Comeback gegen Mark Allen und gegen das Publikum. Das Publikum schrie dabei jeden Ball von Allen förmlich in die Tasche. Als der Decider schon fast gewonnen war, verschoss er dennoch. Williams konnte seine Chance dann aber nicht nutzen. Mark Allens guter Lauf vor heimischem Publikum setzt sich also fort. Das Match am Abend gegen Neil Robertson verspricht vieles.

AutorIn: Målin

Målin mag Zahlen und Tabellen. Wenn sie gerade kein Snooker guckt, wirft sie wahrscheinlich einen Blick auf die Provisional Rankings. Ist durch Langeweile zum Snooker gekommen und weil sie schon in jungem Alter einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer hatte. Neben Artikeln kümmert sich Målin bei SnookerPRO um die Spieler*innenprofile. Twitter: @esel_freund

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