Feuriger Maguire gewinnt Tour Championship 2020

Stephen Maguire hält den silbernen Pokal der Tour Championship in den Händen.
Nach sieben Jahren endlich wieder eine Trophäe für Maguire.

Eigentlich war er bei der Tour Championship 2020 gar nicht dabei. Jetzt hält Stephen Maguire den Pokal und drei Siegerschecks in den Händen: £150.000 Preisgeld + £100.000 Coral Cup Bonus + £10.000 für das höchste Break des Turniers.

Mit 10–6 gewann Maguire das Finale gegen Mark Allen, der seine überragende Form aus dem 9–2 Halbfinale gegen Mark Selby hier nicht an den Tisch bringen konnte. Maguire war erst durch Ding Junhuis Absage ins Feld gerutscht und lud damit nicht nur mich zum Vergleich mit dem 1992er EM-Sieg der dänischen Fußballer ein.

Ausgeglichener Final-Auftakt

Die erste Session teilten sie sich mit 4–4 gerecht untereinander auf. In der Abendsession konnte Maguire fünf der nächsten sechs Frames gewinnen und machte dabei das Turnier High Break von 139. Beim Stand von 9–5 zauberte Mark Allen ein schönes Century – sein zweites in diesem Spiel – und schöpfte kurz noch einmal Hoffnung auf ein Kommzurück. Doch in einem sehr langen und sehr safety-reichen letzten Frame hatte Maguire das bessere Ende für sich.

Mark Allen geht mit £60.000 nach Hause und dem Wissen, dass er sich hier nicht schlecht verkauft hat. „Ich bin enttäuscht über die Niederlage, aber wenn ich schon gegen jemanden verlieren muss, dann lieber gegen einer meiner besten Freunde auf der Tour. Ich freue mich für ihn.“

Ganz sicher hatte er im vorletzten Frame Spaß bei seinem Versuch, Maguire wenigstens den Preis für das höchste Turnierbreak abzuluchsen. Außerdem klettert er auf Platz 4 der Weltrangliste – seine bisher beste Platzierung.

Es ist krass, dieses Turnier mit den besten Spielern der Welt über ein längeres Format zu gewinnen“, sagte der 39-jährige Maguire anschließend. „Ich muss das erstmal sacken lassen. Es ist verdammt viel Geld für fünf Tage Arbeit, das hier ausgeschüttet wurde.

Tour Championship: Ein knackiges Format

Wer sich außer Allen und Maguire hier noch gut präsentiert hat? Ich muss feststellen, dass ja niemand richtig Gelegenheit dazu hatte, da es mit den Viertelfinalspiele losging. Hier verabschiedete sich John Higgins im zähen Ringen gegen Judd Trump und Neil Robertson im Century-Festival (siehe unten) gegen Maguire. Yan Bingtao verlor nach 4–4 mit 9–6 gegen Mark Selby.

Im Halbfinale unterlag Judd Trump dem späteren Turniersieger, während wie erwähnt Mark Selby gegen Mark Allen etwas überraschend hoch verlor.

Doch die Zwei-Session-Spiele trösteten über die wenigen Partien hinweg. Best-of-17 oder sogar Best-of-19 (Finale) luden dazu ein, sich mal wieder richtig in eine Partie zu vertiefen. Sozusagen als Übung für die WM Anfang August, wo die Qualifikation Mitte Juli beginnt.

Ein rekordverdächtig kurzer Rekord

Während der Tour Championship ohne Publikum war der Druck bei manchen Spielern offensichtlich weniger hoch als bei voller Hütte. Das zeigte sich an einem (oder zwei) Rekord(en). Sechs Centuries in einem Best-of-17-Match hatte in der Snookergeschichte noch niemand gespielt, bis zu Stephen Maguires Auftaktmatch gegen Neil Robertson. Mit dessen zwei und Maguires sechs Centuries brachen sie gleich auch noch den Rekord für die meisten 100+ in einem Bo17. Doch konnte sich Maguire nur drei Tage an seinem Rekord erfreuen, denn Shaun Murphy schaffte die gleiche Meisterleitung gegen Allen. Allerdings mit dem Unterschied, dass ihm zusätzlich das Kunststück gelang, das Spiel dennoch im Entscheidungsframe zu verlieren.

Alle Spiele und Ergebnisse hier in der Übersicht. Berichte der einzelnen Spieltage findet ihr auf Mein Sportpodcast.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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