WM 2021: Vierter Titel für Mark Selby

Mark Selby gewinnt die WM 2021 und holt sich damit seinen 4. WM-Titel. In einem kämpferischen Finale setzte er sich mit 18–15 gegen Shaun Murphy durch.

Der Siegerscheck beträgt £500.000; während es für Murphy noch £200,000 gibt. Mark Selby beendet die Saison damit auf Ranglistenplatz zwei, Shaun Murphy rückt von Platz sieben auf fünf vor.

Im Wechselschritt durch die Abendsession

Nachdem die erste Session von Murphy (5–3) und die zweite von Selby (7–2) geprägt war, kam es am Nachmittag zum ausgeglichenen Armdrücken (4–4). Mark Selby ging mit einer 14–11 in die Abendsession. Dabei hatte er den Titel schon in Sichtweite, während Murphy erst noch ein Kommzurück absolvieren musste.

Beide hatten offensichtlich nicht vor, hier ihrem Kontrahenten freiwillig Boden zu überlassen. In den ersten drei Frames war das Glück einigermaßen gleichmäßig verteilt, genauso wie die Dinge, die nicht gelangen. Selby war hier leicht im Vorteil und baute seinen Vorsprung auf 16–12 aus.

Murphy versuchte etwas mutiger zu spielen, doch richtig belohnt wurde er erst im vierten Frame, den er in zwei Anläufen gewann. Beim framegewinnenden Break zeigte er eine Menge Selbstvertrauen und es gelangen ihm besonders mit dem Hilfsqueue eindrucksvolle Bälle zum 13–16.

Mit drei Centuries abgerundet

Aus dem Safety-Duell nach der Pause ging Selby als Sieger hervor und zog mit einer 120 zum 17–13 davon. Nur noch ein Frame zum Sieg fehlte ihm, doch Murphy konnte mit einem Break von 100 den alten Abstand wieder herstellen. Und danach mit einer 103 sogar verkürzen. Selby spürte beim 17–15 den Atem eines Oberwasser gewinnenden Murphy im Nacken und die Anspannung wuchs. Eine mittelmäßige Safety von Selby öffnete Murphy die Tür zum erneuten Framegewinn. Die letzte Rote versuchte Murphy an der Bande entlang zu lochen, doch sie blieb vor dem Loch liegen. Trotz einiger kleinerer Stellungsschwierigkeiten räumte Selby zum Frame-, Match- und Titelgewinn ab.

Die Stimmen danach

Shaun Murphy sprach einen persönlichen Dank an alle aus, die sich für die WM 2021 ein Ticket gekauft haben. Trotz der Niederlage war er noch zu Späßen aufgelegt und sagte, dass Chris Henry ihm heute keine Hilfe war. „Mark ist einfach Granit. Ich kenne ihn, seit wir 9 Jahre alt sind und er war schon immer so. Ihm einen Drei-Frame-Vorsprung über Nacht zu geben, war viel und wahrscheinlich hat das den Unterschied gemacht.“

Mark Selby konnte es nicht fassen: „Es ist wirklich unglaublich. Jedes Mal, wenn du in einem WM-Finale stehst, versuchst du dein Bestes, denn du weißt nie, ob es dein letztes ist. Vier Titel zu holen, davon kannst du nur träumen. Es war hart die letzten Jahre, deshalb ist dieses Mal etwas ganz Besonderes für mich.“ Er ist stolz darauf, jetzt mit anderen Größen des Spiels in einem Atemzug genannt zu werden. Doch er ist auch der Meinung, dass da für ihn noch ein paar Titel zu holen sind, wenn er sich fit und gesund halten kann.

Sofia und Mark Selby, WM-Pokal

Rekorde und erste Male bei der WM 2021

In diesem Jahr wurden wieder Rekorde eingestellt und übertroffen. Mark Selby spielte im Halbfinale das 100. Century des Turniers und stellte damit den Rekord von 2019 ein. Die fünf Centuries im Finale setzten den neuen Rekord auf 108.

Zum ersten Mal in der Crucible-Geschichte hatte ein Halbfinale fünf Sessions. Weil sie nachmittags nicht fertig wurden, gab es am Abend eine Session, in der Selby gegen Bingham den Frame zum Matchgewinn holte.

Und zum ersten Mal hatte ein Snookercoach nicht nur einen Spieler im Finale, sondern gleich beide. Zu dieser ungewöhnlichen Situation erklärte Chris Henry aber auch gleich, dass er mit keinem der beiden über den anderen spricht. Sein Coaching zielt sowieso darauf, das Beste aus jedem Einzelnen herauszuholen, das Spiel jedes Einzelnen zu optimieren und die jeweiligen mentalen Fähigkeiten zu stärken.

WM 2021 mit vollem Haus – trotz Pandemie

Wer hätte das im August 2020 gedacht, dass die WM 2021 tatsächlich vor Publikum stattfindet? Als eine der Testveranstaltungen wurde die Menge an Publikum von Runde zu Runde erhöht und beim Finale hatten wir tatsächlich nahezu alle Plätze belegt. Ich muss zugeben, dass ich skeptisch bin und war, ob das Risiko nicht zu groß ist. Die Impf- und Inzidenzsituation in UK ist aber offensichtlich wesentlich besser als hierzulande. Und während die Spiele so fortschritten, fing ich an, mich daran zu gewöhnen.

Als Rob Walker dann das Finale einläutete und das Publikum dafür richtig anheizte, war der Effekt überwältigend. Wir haben gesehen, dass einige Spieler hier richtig aufblühten. Unter ihnen auch Finalist Murphy, der vom Publikum offensichtlich richtig angespornt wird. Auch mir lief eine ordentliche Gänsehaut den Rücken hinunter und ich muss gestehen, ich bin ein bisschen neidisch.

Einige Fans hatten in der Zwischenzeit leider vergessen, was angemessenes Benehmen bei einem Snookerspiel ist. Nach mehreren Buh-Rufen und Beschimpfungen aus dem Publikum musste Schiedsrichter Paul Collier tatsächlich ein Machtwort sprechen und die Leute zur Ruhe ermahnen.

Natürlich hoffe ich, dass dieses Experiment gut geht und alle Beteiligten gesund daraus hervorgehen. Das würde beweisen, dass gute Planung und Menschen mit Verantwortungsgefühl tatsächlich dafür sorgen können, dass Menschen trotz Pandemie Spaß haben. Enjoy the Crucible Roar!

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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