German Masters 2023 Tag 2: Großer Applaus für Jimmy White

Blick vom Oberrang auf die vier Tische beim German Masters 2023 im Tempodrom. Am Tisch in der Mitte steht gerade Jimmy White am Tisch.
Das Achtelfinale des German Masters 2023 im Tempodrom endlich auf vier Tischen. © Målin

Gestern Abend spielte Jimmy White am Haupttisch im Tempodrom gegen Jack Lisowski um den Einzug ins Viertelfinale. Die kräftige Unterstützung des Publikums hatte er auf seiner Seite, aber nach zweieinhalb Stunden war der Traum ausgeträumt. Lisowski siegte 5–2.

Aber der Reihe nach. Am Vormittag und Nachmittag liefen noch die letzten Spiele der ersten Runde. Deren Sieger treffen heute in der ersten Session ab 14 Uhr aufeinander. In der ersten Session setzten sich Luca Brecel, Louis Heathcote und Chris Wakelin durch, wie Lula gestern berichtete.

Robert Milkins mit seltener 146

Am Nachmittag trafen mal wieder die beiden Freunde Neil Robertson und Joe Perry aufeinander. Zum gefühlt zwölften Mal in dieser Saison. Joe Perry startete stark und Neil Robertson bekam in den ersten Frames gar kein Spiel zusammen. Perry lochte ausnahmslos alles – zu seinem Leidwesen auch wiederholt den Spielball. Aus so einer Chance heraus konnte Robertson zumindest einen Frame vor der Pause gewinnen und den Schaden begrenzen. Nach der Pause bekamen wir im Tempodrom dann wieder den richtigen Neil Robertson zu sehen. In Frame 7 war er auf Maximum-Kurs, scheiterte aber, in Frame 8 machte er das Match standesgemäß mit einem Century sicher.

Parallel spielten Robert Milkins und Daniel Wells. Das Match begann etwas zäh, wurde aber hintenraus etwas kurzweiliger. Dazu trug vor allem das Break bei, das Robert Milkins spielte, um den 5-3-Sieg perfekt zu machen. Zu allen Roten lochte Milkins Schwarz, nur einmal musste er auf Pink stellen. Am Ende komplettierte er das 146er Break. Deutlich prestigeärmer als die 147, aber auch umso seltener.

Die Begegnung zwischen Pang Junxu und Ross Muir war die erwartete Geduldsschlacht. Sie waren schon als letzter Tisch in die Pause gegangen und danach gönnten sie sich erstmal einen ca. 50-minütigen Frame, wobei sie gefühlt die Hälfte der Zeit nur Safeties auf die letzte Blaue spielten. Das Match unter dem Motto „Vorsicht wird belohnt werden!“ gewann am Ende Pang Junxu, der Vorsichtigere der beiden Vorsichtigen.

Lisowski im Viertelfinale, Jimmy White unter großem Applaus raus

In den letzten Jahren hatte Jimmy White mit seiner geschenkten Tourkarte oft unter ferner liefen mitgespielt – aber immerhin hatte er gespielt. Diese Saison zeigte er noch einmal, was in ihm steckt. Das Erreichen des Achtelfinals in Berlin ist ein riesiger Erfolg. Wenn er es schon so weit geschafft hat, wie weit kann die Reise noch gehen? Den Großteil des Publikums und dessen lautstarke Unterstützung hatte White gestern sicher.

Erst sah es so aus, als könnte das Märchen weitergehen. Mit ein paar stark gelochten Bällen und nützlichen Breaks gewann Jimmy White die ersten beiden Frames. In der Folge verpasste White dann aber ein paar seiner Chancen und Lisowski konnte zur Pause ausgleichen. Auch nach der Pause ging es so weiter, so setzte sich Jack Lisowski am Ende mit 5–2 durch. Der größte Applaus des Abends galt aber Jimmy White, als er beim Verlassen der Arena nochmal ins Publikum winkte. Völlig berechtigter Beifall, menschlich wie sportlich.

Mögliches Dark Horse: Xiao Guodong?

Wie so oft entschied ich mich dafür, ein Match zu gucken, das nicht von vielen die große Aufmerksamkeit bekam. Neben Joe Perry, der in der Reihe hinter mir saß, und einer Handvoll anderer beobachtete ich vor allem das Match zwischen Xiao Guodong und Elliot Slessor. Das war insgesamt wenig dramatisch, Guodong setzte sich sehr souverän mit 5–1 durch. Slessor gewann nur einen Frame und dort startete er einen durchaus aussichtsreichen Versuch auf ein Maximum-Break, allerdings erfolglos. Nach dem späten Zittersieg am Abend zuvor zeigte Xiao Guodong im Achtelfinae eine starke Leistung. Xiao könnte so ein bisschen derjenige sein, den niemand richtig auf dem Schirm hat, der diese Woche aber einen tollen Lauf hat. Oder er ist jetzt von mir verflucht und geht heute Abend gegen Jack Lisowski komplett unter.

Am Tisch nebenan waren Tom Ford und Tian Pengfei in einen meist kurzweiligen Schlagabtausch verwickelt, den Ford letztlich mit 5–3 für sich entschied. Fast zeitgleich siegte Kyren Wilson 5–2 gegen Jimmy Robertson. Von dem Match habe ich selbst nur das Ende gesehen, das war ein guter Schlagabtausch auf Augenhöhe. Kyren Wilson war stark gestartet, das Applaus-O-Meter im Tempodrom schlug aber am lautesten bei Jimmy Robertsons erstem Framegewinn aus. Vielleicht war der sehenswert? Dann habe ich es leider verpasst.

Achtelfinale am Nachmittag, Viertelfinale am Abend

Heute Nachmittag finden die verbleibenden vier Partien des Achtelfinals statt. Wir dürfen uns unter anderem auf Neil Robertson gegen Shoot Out Champion Chris Wakelin freuen. Außerdem werden Ricky Walden und Ali Carter ihr erstes Match in der Hauptrunde beim German Masters bestreiten.

Zwei Viertelfinalbegegnungen werden also noch ermittelt. Zwei stehen aber schon fest: Heute Abend spielen Jack Lisowski gegen Xiao Guodong und Kyren Wilson gegen Tom Ford.

Alle Partien, Zeiten und Ergebnisse findet ihr hier hier auf unserer Turnierseite.

AutorIn: Målin

Målin mag Zahlen und Tabellen. Wenn sie gerade kein Snooker guckt, wirft sie wahrscheinlich einen Blick auf die Provisional Rankings. Ist durch Langeweile zum Snooker gekommen und weil sie schon in jungem Alter einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer hatte. Neben Artikeln kümmert sich Målin bei SnookerPRO um die Spieler*innenprofile. Twitter: @esel_freund

SnookerPRO folgen