Wie Kollegin Målin gestern schon schrieb, gibt es schon wieder ein paar nicht so gute Neuigkeiten rund um unseren Lieblingssport. Und obwohl mit Shoot-Out und German Masters zwei Turniere anstehen, die ich sehr gerne mag, ist mir ein bisschen die Lust vergangen.
Denn bei all der berechtigten Kritik ist es immer mehr zu einem Seitensport geworden, sich lautstark zu beschweren. Neben dem einseitigen Sponsoring gehen die Beschwerden von der Auswahl der TV-Spiele und die Veränderung von Formaten über die Spielkleidung der Aktiven und die Teppiche am Spielort bis hin zu den Spielergebnissen an sich oder die Art und Weise, wie gespielt wird. Oft sind ganz persönliche Befindlichkeiten. Und dabei geht es nicht nur um genervte Menschen auf Social Media, sondern auch um die Experten in den Kommentar-Boxen und TV-Studios.
Der Klassiker des Gemeckers der letzten Jahre ist auf alle Fälle das Shoot-Out. Kollege Dave Hendon hat aktuell eine Lanze für das Turnier gebrochen und wir haben hier im Blog in den letzten Jahren immer wieder darüber geschrieben. Das möchte ich nicht alles wiederholen.
Es gibt immer etwas Gutes
Im Gegenteil: Ein anderer Kollege hat mich auf eine ganz andere Idee gebracht. Perspektivwechsel.
Bewundernswert, wie du da noch eine 'gute Sache' finden kannst. -lw https://t.co/QJZg3lErg5
— SnookerPRO (@snookerPRO1) January 18, 2023
Anstatt ständig über irgendetwas zu nörgeln, werde ich jetzt permanent das Gute sehen. Da ich erziehungsgeprägt eine Person bin, die eher das Haar sieht als die Suppe, ist das ein ganz neues Übungsfeld für mich. Nur beim letzten German Masters habe ich es schonmal versucht. Und mit Erfolg würde ich sagen.
Alleinstellungsmerkmal Shoot-Out
Heute beginnt mit dem Shoot-Out das Turnier, das die Snookergemeinde in mindestens zwei Lager spaltet. Auf der einen Seite die Purist*innen, die die lärmende Kulisse und die maximal zehnminütigen Spiele für eine Schande halten. Und natürlich den Ranking-Status des Turniers absolut unmöglich finden. Auf der anderen Seite diejenigen, die das Bier gekühlt, die Tröten ausgepackt und sich schon in Stimmung gegrölt haben.
Egal, zu welchem Lager du gehörst: Objektiv positiv gesehen hat das Shoot-Out viele Vorteile:
- Das Shoot-Out ist absolut einzigartig. Unverwechselbar. Wir erinnern uns an jeden einzelnen Sieger, besonders, seit es ein Ranglisten-Turnier ist.
- One-Table-Set-Up (keine Spiele gleichzeitig, volle Konzentration)
- wegen 1.: Wir werden ALLE Aktiven am TV-Tisch sehen, nicht wieder nur die immerselben Nasen. Wer erinnert sich nicht? Daniel Womersley hat im letzten Jahr das Viertelfinale erreicht!
- Wir brauchen nur einen Abend, um Achtel-, Viertel-, Halb- und Finale zu gucken.
- Es bleibt absolut keine Zeit für Enttäuschung, wenn dein’e Favorit*in rausfliegt.
- Keine „Gwaaahn Ronnie“-Rufe!
- Die Titelgewinne von Michael Holt, Robin Hull und Hossein Vafaei.
- Die Chance für schlechtplatzierte Spieler*innen, ordentlich Preisgeld zu verdienen.
- Die Partie Lukas Kleckers gegen Rod Lawler. Das Beste ist, dass sie nur zehn Minuten dauern wird.
- Und natürlich alles, was Målin im letzten Jahr schon gut fand.
Das Shoot-Out geht von Mittwoch bis Samstag. Jeweils um 14 Uhr geht’s los, die Spiele starten im Viertelstundentakt. Die zweite Session beginnt um 20 Uhr.
Das German Masters mit entspanntem Zeitplan
Am nächsten Mittwoch geht’s dann mit ‚unserem‘ Höhepunkt los: Das German Masters im Berliner Tempodrom ist seit 2014 ein Muss in meinem Kalender. Und dieses Jahr freue ich mich besonders, da auch Målin aus dem Team SnookerPRO nach Berlin reist. Wir werden sehr entspannt gucken, da sowohl Mark Davis wie auch Zhou Yuelong unsere Nerven nicht strapazieren können.
War ich im ersten Jahr mit sieben Tischen gleichzeitig doch etwas überfordert, reduzierten sich diese im Folgejahr zu Sessions mit drei/fünf und im letzten Jahr auf vier Tische pro Session. In diesem Jahr gibt es in Runde eins jeweils nur drei Tische. Tom Ford, Jimmy Robertson, Ali Carter und Ricky Walden dürfen in Ermangelung eines Gegenspielers direkt in die zweite Runde einziehen. Finde ich gut, den Carter nicht so oft sehen zu müssen.
Neben den bekannteren Namen Kyren Wilson, Jack Lisowski, Anthony McGill und Luca Brecel haben sich auch wieder einige Spieler aus dem Mittelfeld der Tabelle qualifiziert. Tom Ford, der immer für ein Maximum gut ist, Sam Craigie, der in letzter Zeit für einige Überraschungen sorgte, oder Matthew Stevens, der sich um seinen Tourplatz sorgen muss. Und mit Ross Muir und Daniel Wells sind sogar zwei Amateure am Start. Wer’s nostalgisch mag, guckt am Mittwochabend Jimmy White gegen Peng Yisong. Und endlich sehen wir mal wieder die Partie Neil Robertson gegen Joe Perry! Das hatten wir lange nicht, oder? Und ich kenne Leute, die sich freuen, dass Chris Wakelin dabei ist.
Alle Spielpaarungen und Zeiten findet ihr wie immer auf unserer Turnierseite.
Die beste Nachricht kam im Vorfeld vom dem Tempodrom gegenüberliegenden Café Maracay (Stresemannstraße 72). Sie werden sich in diesem Jahr auf den Ansturm vorbereiten und das Café bis 20 Uhr öffnen, damit wir die Zeit zwischen den Sessions dort verbringen können.
Und das Allerbeste zum Schluss
Es gibt demnächst ein neues Buch von Ronnie O’Sullivan. Lasst euch nicht verwirren, unter dem Titel ‚Unbreakable‘ hat schon Lindsay Hunter über ihr Leben mit dem verstorbenen Paul Hunter geschrieben. Unbestritten ist O’Sullivan immer noch der bekannteste Spieler und sein Leben hat eine Menge interessante Aspekte. Ihr werdet in dem Buch wohl nicht erfahren, wann er das nächste Mal spielt. Aber ihr werdet alles erfahren, was ihr besser nie wissen wolltet. Wer seine letzte ‚absolut ehrliche‘ Autobiografie verpasst hat, kann sich davon mit meiner ‚absolut ehrlichen‘ Rezension ein Bild machen.
Und ganz ganz zum Schluss möchte ich allen empfehlen, einfach mal die Finger von der Tastatur zu lassen und einfach nur Snooker zu gucken. Denn im Grunde ist es doch ein tolles Spiel.