Nach sechs äußerst unterhaltsamen Tagen bei der UK Championship steht heute das Viertelfinale an. Dort spielen Ronnie O’Sullivan, Zhou Yuelong, Zhang Anda, Hossein Vafaei, Judd Trump, Mark Selby, Mark Williams und Ding Junhui.
Die UK Championship ist das zweigrößte Ranglistenturnier der Saison. Die langen Distanzen sind lange passé, aber wenn die Spielenden im Barbican Centre in York an die grünen Tische treten, merkt man sofort, dass es dort um etwas geht. Bisher kamen wir beim Zuschauen jedenfalls voll auf unsere Kosten, das Niveau insgesamt war fantastisch und oben drauf gab es ein paar extraspannende enge Begegnungen. Wir werfen einen Blick auf die acht Viertelfinalisten und ihre bisherigen Leistungen.
Am Nachmittag um 14:00 Uhr (MEZ) spielen heute:
Ronnie O’Sullivan vs. Zhou Yuelong
30 Jahre nach seinem ersten Sieg, erreicht Ronnie O’Sullivan erneut das Viertelfinale der UK Championship. Im Achtelfinale setzte er sich dabei in einer knappen Partie gegen Robert Milkins durch. Im Decider hatten beide ein paar Chancen, aber Milkins konnte sie nicht nutzen und verpasste damit seinen ersten Sieg gegen O’Sullivan. In der ersten Runde war Milkins im Decider noch erfolgreich gewesen. Sein 6-5-Sieg im zügig kurzweiligen Schlagabtausch gegen Thepchaiya Un-Nooh war eins der besten Matches des Turniers bisher.
Zhou Yuelong qualifizierte sich für die Hauptrunde mit zwei starken Comebacks in den Qualifikationen. In der ersten Hauptrunde traf er dann auf seinen Angstgegner Neil Robertson, den er mit einer fantastischen Performance mit 97% Lochquote chancenlos zurück ließ. Vielleicht die stärkste Einzelleistung des Turniers bisher. Im Achtelfinale gegen John Higgins konnte er zwar an das Niveau nicht nochmal anknüpfen, er wurde aber auch nicht wirklich gefordert. Gegen O’Sullivan hat Zhou Yuelong zwar bisher eine ähnlich schlechte Quote wie gegen Robertson, aber er hat ja nun gezeigt, dass er da ein paar Dinge gerade rücken will. Und in den Bällen ist er diese Saison einer der gefährlichsten Spieler überhaupt.
Zhang Anda vs. Hossein Vafaei
Zhang Anda macht bisher sehr beeindruckend deutlich, dass es sich beim ihm um kein One-Hit-Wonder handelt. Nach zwei Finals in dieser Saison, inklusive ersten Titel, erreicht er auch bei der UK Championship das Viertelfinale. Dafür überstand er zunächst ein enges Match gegen Elliot Slessor und im Achtelfinale warf er Weltmeister Luca Brecel aus dem Turnier. Seine Stärke dabei: Seine Chancen dann konsequent nutzen, wenn seine Gegenüber sie ihm hinstellen.
Hossein Vafaei befindet sich in York auf einem ähnlichen Durchmarsch wie 2022 auf dem Weg zum Shoot Out Titel. Nach einem 6-0 über Martin O’Donnell und einem furchtlosen Comeback gegen Scott Donaldson in der Qualifikation, setzte er seinen Lauf in York mit einem 6-4-Sieg über Shaun Murphy fort. Tageszeituntypisch frühstückte er dann gestern Abend Matthew Selt eiskalt mit 6-1 ab. Es bleibt spannend zu sehen, wie lange er diesen Lauf fortsetzen kann. Bisher sieht es nicht so aus, als ließe ihn irgendetwas aus dem Tritt kommen.
Am Abend werden die verbleibenden zwei Matches im Viertelfinale der UK Championship gespielt, das sind:
Judd Trump vs. Mark Selby
Und damit kommt es wahrscheinlich zum seltensten Duell zweier Topsstars der letzten Jahre, denn wie durch ein Wunder umgehen die beiden sich ja irgendwie immer. Es könnte ein fantastischer Schlagabtausch werden, denn beide sind mit guten Leistungen ins Viertelfinale eingezogen.
Judd Trump blieb unbeirrt auf Erfolgskurs. Gegen Pang Junxu und Jamie Jones musste er bisher insgesamt nur einen Frame abgeben und wurde dabei kaum gefordert.
Ähnlich erging es Mark Selby in seinem Erstrundenmatch gegen Mark Joyce, den er mit Whitewash und nahezu perfektem Spiel besiegen konnte. Das Achtelfinale gegen Barry Hawkins war für mich ganz persönlich das Highlight der Turnierwoche bisher. Selby startete erneut stark und sah früh im Match wie der sichere Sieger aus, aber Hawkins konnte sein Niveau anpassen und zwang Selby in einen Decider. Bis dahin war Snooker auf höchsten Niveau geboten, mit hohen Breaks, aber auch unerbittlichen Safety-Duellen. Im Decider erarbeitete sich Selby einen Vorsprung von rund 40 Punkten, die er dann versuchte zu verteidigen. Hawkins kämpfte sich Schritt für Schritt zurück. Die Spannung stieg, bei beiden schlichen sich mehr und mehr Fehler ein. Ein perfekter Decider. Durch einen bitteren Stellungsfehler verpasste Hawkins die Chance zum Sieg, Selby lochte dann eine fantastische lange Blaue. Mehr als 50 Minuten Drama, wer das Ende verpasst hat, kann es nochmal nachholen:
Mark Williams vs. Ding Junhui
Bei fast jedem Turnier gibt es einen Spieler, der so ein bisschen unter dem Radar in die letzten Runden einzieht. Bei dieser UK Championship ist es Mark Williams. Trotz starker Saison wurde er bisher an den zweiten Tisch verbannt. Nachdem er sich in Runde 1 noch etwas glanzlos durchwuselte, zeigte er eine starke Leistung im unterhaltsamen walisischen Duell gegen Jamie Clarke und konnte am Ende auch noch ein Comeback vereiteln. Bei seinem 6-4-Sieg spielte er auch drei Centuries.
Ding Junhui gehört auch zur Riege der Qualifikanten in diesem Viertelfinale. Nachdem er in der ersten Hauptrunde schon Titelverteidiger Mark Allen eliminierte, kam es im Achtelfinale zum direkten Duell um die Masters-Qualifikation gegen Tom Ford. Der Sieger wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Masters dabei, der Verlierer würde aber garantiert das Nachsehen haben. Das Match startete auf fantastischem Niveau, Ding startete mit zwei Centuries, Ford legte seinerseits mit einem Century und einer 98 (wow, wie schwach!) nach. Nach der Pause wurden die hohen Breaks rarer und Ding konnte seine Erfahrung ausspielen. Für Tom Ford blieb es also erstmal ein kurzer Abstecher in die Top 16 der Welt, pünktlich zum Masters, fällt er wieder aus diesem Elitekreis heraus.
Ich vermag für keines der Viertelfinals eine Prognose zu machen, wünsche mir aber ein Maximum Break. Da Tom Ford schon ausgeschieden ist und Stuart Bingham gar die Qualifikation verpasst hat, tippe ich auf die Begegnung zwischen Zhang Anda und Hossein Vafaei für eine Viertelfinal-147.
hoffentlich schaut eurosport keiner mehr an..wieder kein snooker in e1. zum kotzen