Traum-Finale German Masters: Zhao Xintong vs Yan Bingtao

Mit ihren Siegen über Ricky Walden und Mark Allen erspielten sich Zhao Xintong und Yan Bingtao ihren Platz im Finale des German Masters 2022. Sie stehen zum ersten Mal hier im Finale, das heißt, die Obstschale bekommt einen neuen Namen eingraviert.

Ricky Walden mit der besseren ersten Hälfte …

Am Nachmittag sahen wir ein absolut zweigeteiltes Spiel. Ricky Walden kam gut aus den Startlöchern und ging mit Breaks von 74 und 66 mit 3–1 in Führung. Zhao Xintong machte in Frame zwei eine 78, dazu aber einige unnötige Fehler. Nach der Pause machte Zhao aus der ersten Chance wieder nur 38 Punkte und Walden stieg erneut auf’s Gaspedal. Er lag mit 60–38 Punkten auf Kurs Framegewinn, doch dann blieb unerwartet die letzte Grüne vor dem Loch liegen. Zhao ließ sich nicht zweimal bitten und statt einer Drei-Frame-Führung für Walden stand nun nur ein 3–2 auf dem (oh Wunder: elektronischen!) Zählbrett. Von dieser Szene schien sich der gute Ricky, der hier in Berlin bisher einen tollen Auftritt hatte, bis zum Ende des Spiels nicht zu erholen.

… Zhao Xintong mit dem besseren Ende

Nicht dass Zhao jetzt zum Überflieger wurde. Nein, Walden hatte auch in der zweiten Hälfte seine Chancen, doch er kam einfach nicht mehr ins Spiel, auch wenn Zhao im Gelegenheit bot. In diesen letzten vier Frames machte Walden lediglich 41 Punkte. Breaks von 65 und 72 und am Ende noch ein glattes Century ebneten Zhao Xintong den Weg ins Finale.

Zhao wünschte sich Yan Bingtao als Finalgegner. Außerdem erklärte er den Fans im Tempodrom seine Liebe, gestand aber auch, dass ihn deren Begeisterung ein bisschen unter Druck setzt.

Anschließend wurde von allen Seiten über die Qualität von Zhaos Spiel diskutiert. Meiner Meinung nach bringt Hector Nunns es gut auf den Punkt. „Ich denke nicht, dass Zhao Xintong heute so gut gespielt hat, sondern dass Ricky Walden ihn vom Haken gelassen hat. Der Spieler [Zhao] hat es hinterher selber zugegeben. Aber das ist das Ding mit dem Selbstbewusstsein, dass du deine Chancen ergreifst und nicht den Glauben verlierst.“

Auch Yan Bingtao im Finale des German Masters

Am Abend hatte Yan Bingtao gegen Mark Allen die erste Chance, verschoss aber kurz darauf eine Rote. Mark Allen machte anschließend ein framegewinnendes Break zum 1–0. Im zweiten Frame brachte ein Kick auf Pink Allen raus und Yan ins Spiel. Doch der verschoss die letzte Gelbe. Ein absolut unglaublich albernes Miss von Allen verhinderte, dass dieser punkten konnte und Yan räumte ab. Im dritten Frame hatte wieder Yan die erste Chance, doch Allen konnte den Frame stehlen und mit 2–1 in Führung gehen. Im letzten Frame vor der Pause spielte Yan ein schönes Century und so ging es ausgeglichen ins Midsession Interval.

Nach der Pause ging Yan das erste Mal in diesem Spiel in Führung und baute diese im nächsten Frame auf 4–2 aus. Doch bevor er weiter davonziehen konnte, packte Allen kurz eine 104 aus und verkürzte auf 4–3. Im achten Frame gab’s dann viel Hin und Her, ohne dass jemand Favorit auf den Framegewinn werden wollte. Beide verschossen, verstellten sich und nach eine halben Stunde hatte Yan den Frame auf Schwarz geholt: 5–3, nur noch einen Frame vom Einzug ins Finale entfernt.

Ein letzter, letzter Frame mit Pink-Ball-Game

Aber wir wissen ja, dass dieser eine Frame manchmal weiter entfernt ist, als die Menschen am Tisch sich wünschen würden. Und so verdödelte Yan es im nächsten Frame und Allen kam auf 5–4 heran. Im zehnten Frame wieder viel Klein-Klein. Dann plötzlich sagte Yan, er hätte eine Rote touchiert. Die Möglichkeit auf Frame- und Matchgewinn und die Teilnahme am Finale des German Masters freiwillig aus der Hand gegeben … dachten wir. Bis Mark Allen die Blaue mit der Oma nicht in die Tasche bekam. Es folgte ein dramatisches Spiel auf die restlichen drei Farben, in dessen Verlauf Yan von Allen verursachte Foulpunkte sammelte. Nur damit Yan den Vorsprung durch ein eigenes Verfehlen der Blauen wieder hergab. Allen hätte mit Pink und Schwarz eine Respotted Black erzwingen können. Doch er verschoss Pink, mehrmals. Und Yan auch. Irgendwann, viel später, erbarmte dieser sich, versenkte Pink und stand mit 6–4 endlich im Finale.

Das German Masters Finale morgen

Mit Yan Bingtao gegen Zhao Xintong haben wir das erste Finale mit ausschließlich chinesischer Beteiligung seit dem Shanhai Masters im Jahre 2013. Und die jüngsten Finalbeteiligten seit 2006.

Es wird über Best of 17 gespielt. Die erste Session startet um 14 Uhr, die Entscheidung fällt dann ab 20 Uhr. Den Überblick über alle bisherigen Spiele und Ergebnisse sowie alle unsere Artikel zum German Masters findet ihr auf unserer Turnierseite.

Kleine Bemerkung am Rande. Der Tisch im Tempodrom würde im TV so anders aussehen als beim Masters, stellte Nick Mecalfe auf Twitter fest. Um dann noch einen anderen Unterschied festzustellen … Obwohl ich nun mehrere Tage dort war, ist meine Corona-App immer noch grün und meine Tests weiterhin negativ. Dass Neil Robertson gestern positiv getestet wurde, könnte also durchaus daran liegen, dass in der Players Lounge fast niemand MNS getragen hat.

 

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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5 Gedanken zu „Traum-Finale German Masters: Zhao Xintong vs Yan Bingtao

  1. Falke

    Hatte eine Karte für´s Finale.Aber wer schaut sich zwei Chinesen an???Mir kommt das Turnier sehr komisch vor?Korrupt,vertrauenunwürdig.

  2. Lula Witzescher Artikelautor

    Oh, wow. Mal eben hier reingrätschen und so einen voll rassistischen Spruch abwerfen. Eigentlich sollte ich ihn gar nicht freigeben, aber irgendwie disqualifizierst du dich ja selber mit so einer Aussage.

  3. Mario

    Ich muss ja mal wirklich sagen, wie beschr… kann man sein, wenn man sich darüber aufregt, dass 2 Chinesen im Finale spielen, wenn man zu einer internationalen Sportveranstaltung geht in der Briten, Australier, Norweger, Schweizer, Deutsche und noch viele weitere Nationen spielen.
    Solch Leuten sollte man den Zugang zu internationalen Veranstaltungen generell verwehren.

  4. Lula Witzescher Artikelautor

    Na, die Person ist ja zum Glück nicht hingegegangen. Da musste dann niemand unter seinem Rassismus leiden, ist doch ok. Dass er das dann hier bei uns kundtun musste, war überflüssig und ich behalte mir auch vor, den Kommentar doch noch zu löschen. Aber schön zu sehen, dass es auch Menschen gibt, die zwei chinesische Spieler im Finale ganz normal finden. 😍

  5. Bernd

    Falke sollte sich mal mit Mathematik befassen. Statistisch gesehen ist es völlig normal dass im Snooker mehr Spieler aus China in die Weltspitze kommen. Von mir aus kann der Spieler auch aus Kötzschenbroda kommen, wenn er gut spielen kann

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