UK Championship 2015: Maguire und Hawkins glücklich weiter

Teilweise mit mehr Glück als Verstand: Stephen Maguire, Foto © Monique Limbos

Bei der UK Championship im englischen York entkamen Stephen Maguire und Barry Hawkins – teilweise mit einer ordentlichen Portion Glück – dem Aus in Runde eins. Maguire, der UK Champion von 2004, wurde bei seinem 6-5 gegen Publikumsliebling Jimmy White in wichtigen Momenten von Flukes bevorzugt. Andy Hicks, der Gegner von Hawkins, hatte hingegen reichlich Pech, als ihm im Decider das Fallen des Spielballes den Sieg kostete. Große Überraschungen gab es aber nach dem Ausscheiden von Ding Junhui und Michael White keine mehr.

Im Topspiel am Donnerstagabend erwischte White den besseren Start und ging mit Breaks von 77 und 104 Punkten mit 3-1 in Führung. Maguire gelang in dieser Phase nur eine 77 im zweiten Frame, fand aber besser ins Spiel, nachdem er am Anfang des fünften Durchgangs von einem Glückstreffer profitierte. Es folgten Serien von 64 und zweimal 97 Punkten und beim Stand von 5-3 sprach plötzlich alles für einen Sieg des Schotten, der bei diesem Turnier um den Verbleib in den Top 16 und damit um einen Startplatz beim Masters kämpfen muss. Doch der Legende White gelang noch einmal der Ausgleich zum 5-5. Im Entscheidungsframe hatte dieser auch die erste Chance, doch nach einigem Hin und Her versuchte Maguire eine riskante Rote, die zum Schicksalsball wurde. Der Lochversuch ging zwar klar daneben, doch während sich Maguire schon resignierend auf dem Weg zum Sessel machte, wurde eine Rote in Richtung Mitteltasche gedrückt und fiel. Aus der unverhofften Gelegenheit machte er dann das entscheidende 72er-Break. White, der in seiner Karriere schon viele bittere Niederlagen einstecken musste, war einmal mehr der tragische Held.

Einen ähnlichen Spielverlauf nahm zunächst auch die Partie von Barry Hawkins. Der Engländer dürfte nicht die besten Erinnerungen an das Barbican Center haben, schließlich er vor einen Jahr an gleicher Stelle gegen Nigel Bond mit 5-6, obwohl es schon 5-0 für ihn gestanden hatte. Sein Erstrundengegner Andy Hicks, ein erfahrener Spieler, der viele Jahre auf der Tour verbrachte und seit einiger Zeit den Amateurstatus hat, nutzte seine Chancen mit Breaks von 86, 55, 53 und 64 Punkten zu einer frühen 3-1-Führung. Hawkins drehte zwar das Spiel, doch mit einem Topbreak von 94 lag Hicks mit 5-4 erneut vorne. Die 80 von Hawkins im zehnten Frame machte den Decider klar, der an Spannung kaum zu überbieten war. Im Endspiel auf die Farben lochte Hicks Gelb als Matchball, doch der Spielball gönnte ihm den Erfolg offensichtlich nicht und fiel aus fast unmöglichem Winkel auf die Mitteltasche. Hawkins konnte sein Glück kaum fassen und versenkte später Pink und Schwarz zum 6-5.

Deutlich entspannter zog Mark Selby in die zweite Runde ein. Der Weltranglistenerste geriet gegen Amateur Joe O’Connor nie in Gefahr, spielte im ersten Frame ein Century Break von 113 Punkten und gewann klar mit 6-0. Auch Weltmeister Stuart Bingham, der mit dem bisherigen Saisonverlauf alles andere als zufrieden sein kann, zeigte sich mal wieder von seiner besten Seite und erzielte beim 6-1 über den Nordiren Jordan Brown Breaks von 126, 100 und 80 Zählern. Sichere 6-1-Erfolge gab es auch für Judd Trump (gegen Hammad Miah) und Shaun Murphy (gegen Ashley Hugill).

Ein wenig zittern musste Neil Robertson. Der Australier war seinem Kontrahenten Alex Taubman in der Anfangsphase klar überlegen und führte zur Pause mit 4-0. Seinen Breaks von 66, 70 und 86 Punkten ließ Robertson im sechsten Frame eine 75 folgen und war so beim 5-1 nur noch einen Frame vom Weiterkommen entfernt. Doch mit dem Rücken zur Wand zeigte Taubman, was in ihm steckte. Nach seiner 75 im siebten Frame spielte der Waliser eine 123 zum 3-5. Auch im neunten Durchgang sah es nach einem Framegewinn für Taubman aus, doch Robertson nutzte eine späte Chance zur Clearance und machte mit der 57 den Sack zu.

Für Jimmy White ist die Arbeit in York übrigens noch nicht beendet: „The Whirlwind“ fungiert ab Samstag bei British Eurosport als TV-Experte, zusammen mit seinem alten Kumpel Ronnie O’Sullivan. Dieser hatte auf eine Titelverteidigung verzichtet, gab aber in den letzten Tagen bekannt, dass er sowohl beim Masters starten wolle als auch sich in der Qualifikation zum German Masters versuchen werde.

Update (14:10 Uhr): Der letzte Satz ist mit Vorsicht zu genießen. O’Sullivan widerspricht sich soeben selbst. Es bleibt also spannend …

AutorIn: Michael

Interessiert sich für Sport abseits des Mainstreams (überwiegend Snooker und andere Billardvarianten sowie Darts), gelegentlich aber auch für Bekannteres (wie Fußball). Versucht sich manchmal selbst daran (mit mäßigem Erfolg). Bevorzugt daher stundenlange Live-Übertragungen und Durchstöbern von altem Videomaterial, Büchern und Magazinen.

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