Weltmeisterliches Halbfinale beim German Masters

Neil Robertson
Überragender Auftritt von Neil Robertson auf dem Weg ins Halbfinale. © Guido Hermann

Mal wieder haben wir hier beim German Masters mit Judd Trump, Neil Robertson, Shaun Murphy und Graeme Dott ein Halbfinale, das komplett aus Weltmeistern besteht.

Robertsons auf Durchflug

Durchmarsch können wir zu dem, was Neil Robertson gestern abgeliefert hat, nicht mehr sagen. Gegen Elliot Slessor wollte er offensichtlich ein Best-of-9 mal mit fünf Centuries gewinnen. Das ist ihm zwar nicht gelungen, aber Breaks von 133, 101, 94, 73 und 53 ließen nicht viel Luft für seinen Gegner, der hier zugegebenerweise nicht viele Möglichkeiten hatte, um gut oder schlecht zu spielen. Damit hat Robertson übrigens 29 seiner 30 letzten Frames gewonnen.

Century für Georgiou am TV-Tisch

Die Judd-Trump-Show wurde von Michael Georgiou im zweiten Frame mit einem schönen Century unterbrochen. Doch mehr Zählbares kam für ihn leider nicht zustande. Trump tritt hier extrem tiefenentspannt auf und ist im Presseraum sogar zu Scherzen aufgelegt. Naja, an seinen anvisierten 2000 Centuries hat er ja wieder erfolgreich gearbeitet.

Schiedsricherverwirrung an den Außentischen

Warum kommt zur Pause ein neuer Schiri? Stimmen die Punkte nun? Das waren zwei der zentralen Fragen am Tisch Dott-Selt und Murphy-Zhao. Doch leider haben wir darauf keine Antworten.

Bei Matthew Selt und Graeme Dott wurde jedenfalls fleißig mit dem Unparteiischen debattiert, doch genützt hat das dem Selt nichts. Graeme Dott machte, was er immer macht und biss sich durch die Partie. Nach Breaks von 68, 62, 76 und 121 war ein 5–2 sein verdienter Lohn.

Das Match von Shaun Murphy gegen Zhao Xintong bot Unterhaltung auf vielen Ebenen. Nicht nur, dass Zhao hier richtig gut mitspielte. Wenn er in den ersten Frames schon mal ein paar vernünftige Safeties gespielt hätte, wäre hier mehr für ihn drin gewesen. Den ersten Frame verlor er nach langem, zähen Ringen wegen einer schlechten Safety auf Schwarz. Zwei schöne Breaks von 80 und 71 brachten ihm zur Pause ein Unentschieden, doch danach zog Murphy zum 4–2 davon. Zhao holte noch einen Frame, aber am Ende hatte Murphy einfach mehr drauf. Mit einer 127 ging er über die Ziellinie – und ins Halbfinale.

Im vorletzten Frame zählte Schiri Nigel Leddie ein Foul für den falschen Spieler und kein Mensch am Tisch merkte es. Erst nach einer Info aus dem Presseraum wurde versucht, den Fehler zu korrigieren. Gut, das Murphy gerne mal diskutiert, so war er nicht nur spielerisch voll in seinem Element.

Zappelphilipp in erster Reihe

Auch wenn ich vom Publikum beim German Masters schon eine Menge gewohnt bin, aber ein Zuschauer hat mich gestern besonders verblüfft. Als Murphy sich zum Stoß beugte, bewegte er sich genau in Murphys Sichtlinie und wurde gebeten, ruhig zu sitzen. Kaum beugte sich Murphy, kratzte der Kerl sich am Kopf und wurde erneut vom Schiri angesprochen. Beim nächsten Versuch wühlte er in seiner Jacke und anschließend setzte noch einen drauf und fing nach einer erneuten Ermahnung an, mit der Frau auf dem Nebensitz zu sprechen. Manche Leute merken einfach gar nichts.

Über die anderen unangenehmen Leute, klingelnden Telefone und andere die meditative Ruhe störenden Dinge schreibe ich jetzt aber nicht. Ich halte es da lieber wie meine Kollegin Kathi aus der „Lochbar“: Great snooker and that is what matters!

Das erste Halbfinale Graeme Dott gegen Judd Trump beginnt um 14 Uhr, Neil Robertson gegen Shaun Murphy um 20 Uhr.

Natürlich gab es vor dem Viertelfinale noch den Rest der zweiten Runde. Aber nach dem aufregenden Viertelfinale kann ich mich daran kaum erinnern. Ihr findet aber alle Spielpaarungen und Ergebnisse hier auf einen Blick.

 

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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