Trump triumphiert bei erster Austragung der Wuhan Open

Judd Trump und Ali Carter posieren händeschüttelnd zu Beginn des Finals. Vor ihnen auf der Bande des Tisches steht die Trophäe der Wuhan Open: Ein verzierter dunkler Teller mit zwei großen Vögeln und einer roten Kugel in der Mitte.
Trump und Carter vor dem ersten Finale der Wuhan Open. © World Snooker/Tai Chengzhe

Im Finale der Wuhan Open setzte sich Judd Trump mit 10–7 gegen Ali Carter durch. Damit gewinnt er die erste Austragung des Turniers in Wuhan und den ersten Ranglistentitel nach der Rückkehr der World Snooker Tour nach China. Mit den 140.000 Pfund für den Titel setzt er sich an die Spitze der Saisonrangliste.

Der Weg ins Finale der Wuhan Open

Judd Trump zog mühelos in Finale ein. Sein erstes Match hätte er laut Spielplan schon wenige Stunden nach seinem Triumpf bei den English Open spielen müssen. Es wurde auf Mittwoch verschoben und er erreichte Wuhan rechtzeitig. Müdigkeit konnte man ihm bei ungefährdeten Siegen gegen Oli Lines, Matt Selt, Barry Hawkins, Tom Ford und Wu Yize nicht feststellen. Nur fünf Frames gab er insgesamt ab.

Auch Ali Carter setzte sich größtenteils souverän durch. Lediglich im zweiten Spiel gegen Stuart Bingham musste er sich, zwischenzeitig 1–4 zurückliegend, etwas durchkämpfen. Auf dem Weg ins Finale besiegte er nicht nur Jamie Clarke, Liam Highfield, Mark Allen und Lyu Haotian, sondern stellte auch das höchste Turnierbreak (145) ein, das Aaron Hill in der Qualifikation aufgestellt hatte.

Heiß aufgekocht und dann geliert

Die Ergebnisse der Runden zuvor ließen auf ein hochklassiges Finale hoffen und genau so ging es auch los: Trump holte sich den ersten Frame zügig mit zwei guten Breaks, darunter eine 72 und Carter legte prompt mit einem Century (103) nach. Im Frame danach, erarbeitete sich Carter erneut eine vielversprechende Chance, verschoss im Break bei 52 aber aus dem Nichts eine leichte Rote und ließ Trump die Chance den Frame zu stehlen. Judd Trump zeigte nicht ganz das Niveau der Spiele zuvor, konnte dank der Fehler seines Gegenspielers aber mit 3–1 Führung in die Pause gehen.

Nach der Pause wurde das Match etwas zäher. Carter vergab eine gute Chance, nachdem er selbst ein Foul anzeigte, Trump brauchte aber mehrere Gelegenheiten, um den Frame dann sicher zu machen. Im Frame danach gönnten die beiden sich einen Re-Rack und einige Minuten später, sah es schon wieder nach Re-Rack aus, der dann aber vermieden werden konnte. In dieser Phase des Matches zeigten beide ein gutes Safetyspiel, aber das Positionsspiel schien ein bisschen verhext. Es dauerte lange, bis mal jemand ins Break kam und dann wurden es meist auch nicht viele Punkte. Janet fand auf Twitter eine schöne Beschreibung:

Ja, das Match fühlte sich ein bisschen an, als würden die beiden durch Gelee schwimmen. Und in dieser Schwimm-Disziplin erwies sich Ali Carter als der erfahrenere. Mühsam wie ein Eichhörnchen erarbeitete er sich Frame für Frame. Nachdem es zwischendurch so aussah, als würde er 1–5 zurückfallen, könnte Carter seinen Rückstand erst eindämmen und dann sogar mit 5–4-Führung aus der Session gehen. Wer schnelle hohe Breaks liebt, wurde von dieser Session enttäuscht, aber sie war nett anzusehen für Fans von harten Schlagabtauschen und allerhand kuriosen Glücksstößen.

Blitzstart für Trump am Abend

Um 19:30 Ortszeit, bei uns in Mitteleuropa am frühen Sonntagnachmittag, wurde das Spiel wieder aufgenommen. Vom festgelierten Spielfluss der ersten Session war aber nichts übrig geblieben. Judd Trump hatte seine gute Form der letzten zwei Wochen wiedergefunden und gewann die Frames einfach zügig, bevor sie sich festfahren konnten. Dabei startete er mit seinem ersten Century des Finals, einer 116, und ließ Breaks von 56 und 71 folgen, um mit 7–5 wieder in Führung zu gehen.

Mitentscheidend war hierbei, dass Carter wie auch schon in der ersten Session Trump vom Break-off meistens eine Möglichkeit auf einen Einsteiger liegen ließ. Etwas, was man sich gegen Judd Trump in bester Form kaum erlauben kann. Im dritten Frame bekam Carter erstmals die Möglichkeit selbst ein paar Bälle zu lochen, allerdings brauchte er schon Snooker, immerhin konnte er den folgenden Frame mit einem guten Break für sich entscheiden und den Anschluss im Finale halten. Zur Pause stand es 7–6 für Trump.

Carter kämpft vergebens, Trump triumphiert

Nach der Pause war der Schwung aus dem Finale schon wieder raus und es standen erneut einige langwierige Kampf-Frames an. Diesmal jedoch war es Judd Trump, der sich geduldiger zeigte und die entscheidenden Safetyduelle gewann. Er konnte seine Führung auf 8–6 ausbauen. In dieser Phase war Carter immer mehr der Frust anzusehen. Frame 15 war erneut hart umkämpft, nach einem verschossenen Ball auf die Mitte haderte Carter mit dem Lauf der Bälle auf den Tuch, doch Trump bestrafte diesen Fehler nicht und Carter bekam doch nochmal eine Chance. Dabei spielte er einen fantastischen Ball, um die verbleibenden Roten zu entwickeln:

Die Chance zum Steal konnte er jedoch nicht nutzen. Im Endspiel auf die Farben stellte er sich Grün auf die Mitte und verschoss, Judd Trump räumte ab und ging 9–6 in Führung. Es war gewissermaßen die Vorentscheidung. Im nächsten Frame war Trump im Break auf dem Weg zum Titel, ein Fehler ließ Carter die Chance den Frame zu stehlen – dieses Mal erfolgreich, doch dann im nächsten Frame machte Trump standesgemäß den Triumph mit einem Century (105) zum 10–7-Endstand perfekt.

Im Interview nach dem Finale lobten und bedankten sich Judd Trump und Ali Carter beim chinesischen Publikum. Carter meinte, er habe nicht sein bestes Snooker spielen können, aber Trump räumte ein, dass Carter es ihm dennoch sehr schwer gemacht habe, das Finale zu gewinnen und dass er dank ein paar guten Splits und guten Breaks am Ende die Oberhand behalten konnte.

Von Wuhan zurück ins UK: über Sheffield nach Belfast

Nach den Wuhan Open finden ab kommendem Sonntag erstmal die Northern Ireland Open statt. Ab Dienstag startet die Qualifikation dafür mit Zwischenlandung in Sheffield. Gefühlt wurde schon während der Wuhan Open mehr über die Northern Ireland Open gesprochen als über das Turnier selbst. Einige Profis, darunter Luca Brecel, Mark Selby und John Higgins, entschieden sich dazu, zwischen den Wuhan Open und der International Championship in China zu bleiben, um sich die Reisestrapazen zu sparen. Stattdessen wollten sie dort eine Exhibition spielen. Die sehr schroffe Reaktion von Worldsnooker hatte dabei für viel hitzigen Diskussionsstoff gesorgt, wer es verpasst hat, kann dazu gerne nochmal Lulas und mein Streitgespräch von letzter Woche nachlesen.

Die Auflösung des Streits (vorerst): Nach zwei offiziellen Statements von WST gibt es von außen durchaus Zweifel an der Höflichkeit der Tonwahl. Die als „Macau-Five“ berüchtigten Spieler treten jetzt weder in Belfast noch in Macau an, die Exhibition wurde verschoben. Jegliche Andeutung, dass dies im Interesse der Fans sei, würde ich persönlich als klar gelogen zurückweisen.

Hoffen wir, dass die Northern Ireland Open sportlich über dieses Schmierentheater hinwegtrösten können! Die Ergebnisse der Qualifikation in Sheffield und der Hauptrunde in Belfast könnt ihr auf unseren Turnierseiten verfolgen.

AutorIn: Målin

Målin mag Zahlen und Tabellen. Wenn sie gerade kein Snooker guckt, wirft sie wahrscheinlich einen Blick auf die Provisional Rankings. Ist durch Langeweile zum Snooker gekommen und weil sie schon in jungem Alter einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer hatte. Neben Artikeln kümmert sich Målin bei SnookerPRO um die Spieler*innenprofile. Twitter: @esel_freund

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