Baipat Siripaporn ist neue Weltmeisterin

Weltmeisterin Baipat Siripaporn mit Thailand-Flagge und WM-Pokal am Snookertisch. Sie lacht über das ganze Gesicht.
Welch eine Freude bei der frischgebackenen Weltmeisterin. © WWS/Matt Huart

Siripaporn ‚Baipat‘ Nuanthakhamjan wird zum ersten Mal Snooker-Weltmeisterin. Im Finale der WWS-Weltmeisterschaft in ihrem Heimatland Thailand besiegt sie Bai Yulu mit 6–3. Damit erhält sie auch ein Ticket für die Main Tour ab der kommenden Saison.

Marathon-Finale

Das WM-Finale in Thailand begann schon 6 Uhr unserer Zeit. Dennoch musste kein*e Langschläfer*in sich darum sorgen, die Entscheidung im Finale zu verpassen. Am Ende dauerte es knapp 8,5 Stunden inkl. einer 30-minütigen Pause. Für beide Spielerinnen ging es ja hier nicht nur darum, zum ersten Mal Weltmeisterin zu werden, sondern auch noch um die Chance für zwei Jahre auf der Main Tour zu spielen. Könnte der doppelte Druck dazu führen, dass das Finale nicht die Qualität hat, die es haben könnte – fragte mancher sich.

Auf jeden Fall fehlte es dem Finale etwas an Leichtigkeit. Beide Spielerinnen, insbesondere Bai Yulu spielten etwas bedächtiger als in den Runden zuvor. Beide spielten sorgfältig und wollten bei jedem Ball 100% geben. Es war kein Finale der hohen Breaks. Aber auch keines mit einer Vielzahl an leichten Fehlern. Wir können froh sein, dass es überhaupt einen Stream gab. Aber ich habe mir zwischendurch manchmal zusätzliche Kameras gewünscht, die auch mal die Gesichtsausdrücke der Spielerinnen einfangen. So oft spielt sich das Drama beim Snooker ja gar nicht bei den Bällen auf dem Tisch ab, sondern bei den Emotionen der Spielenden.

Bai Yulu mit dem besseren Start

Zwar startete Baipat Siripaporn mit dem ersten guten Break, doch Bai Yulu drehte den ersten Frame und gewann dann auch den zweiten. Nach ihren starken Auftritten zuvor im Turnier, kamen mir schon erste Befürchtungen, dass das Finale einseitig werden könnte. Der dritte Frame war dann bis zum Schluss umkämpft und mit einem starken Longpot gewann Baipat ihren ersten Frame auf Schwarz. Dieser Frame wiederholte sich dann in ein paar Variationen noch einige Male bis zum Ende des Matches.

Viele Snooker, Baipat macht die Big-Points

Der unterhaltsamste Frame des Finals war der vierte. Dort spielte Baipat mit einer 59 das höchste Break des Finales. Doch Bai Yulu erzwang sich durch gutes Safety-Spiel immer wieder Chancen und arbeitete sich langsam heran. Am Ende verschoss sie Pink und Baipat konnte ausgleichen. Doch zur Pause nach fünf Frames ging Bai Yulu wieder in Führung.

Nach der Pause verpasste Bai Yulu immer wieder die wichtigen Punkte. Die Frames wurden immer taktischer, beide Spielerinnen zeigten, dass sie gut lochen können. In allen Frames kämpften sie um die letzten Bälle und ärgerten sich gegenseitig mit guten Snookern, aber auch guten Escapes. Am Ende unterlief dann immer Bai Yulu der entscheidende Safety-Fehler und Baipat Siripaporn konnte die entscheidenden Punkte abstauben. So ging sie mit 5–3 in Führung. Bai Yulus Selbstvertrauen schien zunehmend zu schwinden, Baipats hingegen nahm zu. Den letzten Frame gewann sie dann sehr souverän mit einigen guten kleineren Breaks. Herzlichen Glückwunsch an die neue Weltmeisterin Siripaporn Nuanthakhamjan!

Tourkarte für die Weltmeisterin

Weltmeisterin Baipat hält die Tourkarte hoch. Sie lacht. Neben ihr steht Jason Ferguson, vor ihr der WM-Pokal.

Fast wichtiger als der Titel: die WST-Karte. © WWS/Matt Huart

WPBSA-Chairman Jason Ferguson sagte bei der Trophy-Zeremonie: „Es geht hier wirklich darum, Chancen zu bieten. Und ich habe eine große Chance in meiner Tasche.“ Danach überreichte er Baipat ihre Zwei-Jahres-Tour-Karte.

Noch mehr Siegerinnen der WM

Neben dem Finale des Hauptturniers fanden heute auch die Finalspiele der Nebenturniere statt. Bei den Seniorinnen sicherte sich Mary Talbot-Deegan den Titel. Im Finale besiegte sie schließlich Vidya Pillai, die 2017 den WM-Titel nur knapp verpasste. Auf dem Weg ins Finale schaltete Pillai auch Dauersiegerin Tessa Davidson aus. Ein schöner Titel für Talbot-Deegan, die 2021 nach 19-jähriger Pause auf die Frauentour zurückkehrte.

Die World Cup Gewinnerin Anupama Ramachandran ist U21-Weltmeisterin. Auf dem Weg ins Finale gelang ihr bereits im Halbfinale ein Sieg gegen die spätere Finalistin des Hautwettbewerbs Bai Yulu. Im Finale traf Ramachandran auf die U-21 Nummer 1 Ploychampoo ‚Ploy‘ Laokiatphong. Sie konnte einen zwischenzeitigen 1–2-Rückstand drehen und setzte sich letztlich in einem umkämpften Decider durch. Der Endstand war 3–2.

Auch für ihre World Cup Partnerin Amee Kamani gab es ein versöhnliches Ende bei der WM. Trotz guter Leistungen hatte sie im Hauptwettbewerb den Einzug in die K.O.-Runde verpasst. Sie hatte nämlich ein schweres Los erwischt und musste in ihrer Gruppe Bai Yulu und Mink Nutcharut den Vortritt lassen. Im Challenge Cup, dem 2. Chance-Wettbewerb, marschierte sie dann souverän ohne Frameverlust zum Titel. Im Finale setzte sie sich gegen Waratthanun Sukritthanes durch.

Waratthanun Sukritthanes, Amee Kamani (rechts) © WWS/Matt Huart

Eine tolle WM – dank Livestreams und breiter Weltspitze

Trotz der für Deutschland ungünstigen Zeiten, habe ich die Weltmeisterschaft sehr genossen. Ich hatte mich sehr auf Bai Yulu gefreut. Dass sie ein großes Talent ist, hat sie mit ihrer Finalteilnahme und ihrem Rekord-Century eindrücklich bewiesen. Wir werden weiter ein Auge auf sie haben. Insgesamt war es schön zu sehen, dass neben den Etablierten auch viele mir noch unbekannte Spielerinnen aus Asien gute Erfolge erzielen konnten. Die Weltspitze scheint zusammenzurücken, das ist eine schöne Entwicklung.

Die willkommenste Überraschung bei dieser WM war jedoch, dass alle Runden mit zwei frei verfügbaren Streams gezeigt wurden. Gerne regelmäßig!

Bai Yulu erzielte das höchste Break des Turniers. © WWS/Matt Huart

AutorIn: Målin

Målin mag Zahlen und Tabellen. Wenn sie gerade kein Snooker guckt, wirft sie wahrscheinlich einen Blick auf die Provisional Rankings. Ist durch Langeweile zum Snooker gekommen und weil sie schon in jungem Alter einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer hatte. Neben Artikeln kümmert sich Målin bei SnookerPRO um die Spieler*innenprofile. Twitter: @esel_freund

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2 Gedanken zu „Baipat Siripaporn ist neue Weltmeisterin

  1. Mia

    Zitate von wws:
    World Championship: „significantly increased prize fund of over £26,000.“ (Wow! Dafür bindet sich O’Sullivan nicht mal die Fliege …)

    „The winner of the tournament will lift the Mandy Fisher Trophy and earn a guaranteed two-year World Snooker Tour card from the start of the 2023/24 season.“

    Bitte berichten Sie doch mal über die Preisgelder … so als Nachtrag zum Frauentag (Stichwort: gender pay gap). Ticket für die Main Tour ist ja gut und schön, aber unter den gegebenen Bedingungen fliegen die Frauen dort regelmäßig so früh aus dem Turnier, dass sie dort keine Chancen haben, Geld zu verdienen.

    Auch wenn Sie hier kleine „“Erfolge“ feiern… wo war denn die Übertragung auf Eurosport? Bei sämtlichen Frauenturnieren sehe ich hier nur eine Lücke bei den Übertragungen.

    Manchmal habe ich keine Lust mehr, mir die überbezahlten männlichen Profis anzusehen!

  2. Lula Witzescher

    Wir haben schon mehrfach über die Preisgelder berichtet. Zum Beispiel in diesem Artikel.

    Nun lässt sich aber die Frauentour als Amateurtour nicht gut mit der Profi-Tour vergleichen. Eher müssten wir die Q-Tour als Vergleich heranziehen und da ist der Unterschied dann tatsächlich gar nicht da.

    Ich persönlich kann es gut verstehen, dass Sie keine Lust mehr haben, den Männern zuzugucken. Dafür, dass immer behauptet wird, dass die Snooker-Tour keine Männer-Tour ist, gibt es natürlich viel zu wenig Frauen dort. Ich finde es aber zu kurz gegriffen, nur auf die Preisgelder zu schauen, wenn es um genderspezifische Diskriminierung im Snooker geht. Denn wenn es mehr Top-Frauen gäbe, würden die auf der Main-Tour ja tatsächlich exakt das Gleiche verdienen können wie alle anderen.

    Alle Artikel zum Thema Frauensnooker gibt’s hier.

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