Das wurde auch endlich Zeit. Nach diversen Portraits mit Spieler_innen kommt heute endlich die unangefochtene Nummer eins auf meiner Liste: Mark Davis.
Ein Fan des Tempodroms und des Shootout
Beim diesjährigen German Masters bekam ich ihn endlich zu fassen. In der ersten Runde hatte er 5–2 gegen Niu Zhuang gewonnen und war danach an Ryan Day im Entscheidungsframe gescheitert.
Lula: Wie ist es dir in diesem Jahr in Berlin ergangen?
Mark: „Ich bin sehr langsam ins Turnier gestartet, doch nach den ersten beiden Frames habe ich sehr viel besser gespielt. Ich war über meine Niederlage gegen Ryan enttäuscht, aber es war ein gutes Match. Wir haben beide ziemlich gut gespielt.“
Du hast im Tempodrom schon am TV-Tisch sowie an den Tischen zwei bis fünf gespielt. Was denkst du über das Set-Up des Turniers?
„Die Beleuchtung ist ein wenig problematisch, denn das Licht vom TV-Tisch strahlt auch auf die anderen Tische. Aber davon abgesehen finde ich das Set-Up großartig. Es ist einer meiner Lieblingsorte auf der Tour. Das Publikum ist immer toll und es macht mir Spaß, hier zu spielen.“
Was denkst du über das Shootout?
„Das Shootout unterscheidet sich völlig von den Turnieren, die wir normalerweise spielen. Aber die Spieler mögen es. Einmal im Jahr so ein Turnier zu haben, ist kein Problem. In diesem Jahr hatte ich einen guten Lauf bis ins Halbfinale und habe es genossen. Hoffentlich wird es zukünftig fortgesetzt.“
Mark Davis und seine späten Erfolge
Mark Davis wurde 1991 im Alter von 19 Jahren Profi. Er gewann das Malta Masters, die Benson & Hedges Championship und ist zweimaliger 6-Reds Weltmeister. 2016 gewann er die World Seniors Championship. Zwanzig Jahre lang bewegte er sich zwischen Platz 30 und 70 der Weltrangliste. Als er 2012, im 22. Jahr seiner Karriere, zum ersten Mal in die Top 16 vorstieß, war das einer der besten Momente in seiner Karriere. 2017 gab es den zweiten Höhepunkt: sein erstes offizielles Maximumbreak, über das ich hier geschrieben habe.
Was sind die Gründe für diese massiven Verbesserungen nach so langer Profizeit?
„Die Arbeit mit meinem Coach Terry Griffiths war sehr hilfreich. Ein Teil davon ist Coaching am Tisch, auch wenn ich an diesem Punkt meiner Karriere keine massiven Änderungen an meiner Technik mehr vornehmen wollte. Außerdem hilft mir die Arbeit mit ihm bei der mentalen Seite des Spiels. Terry gibt mir bestimmte Anweisungen, mit denen ich mich beschäftige, aber ich muss das wirklich regelmäßig machen, um Nutzen daraus zu ziehen. Das mentale Training ist ebenso wichtig wie das am Tisch, aber nicht viele Spieler machen das ausreichend – das gilt auch für mich.
Aber auch die steigende Anzahl der Turniere, die ich spielen kann, ist ein wichtiger Faktor. Es ist ziemlich schwierig, sich mit nur sechs oder sieben Events pro Jahr in der Rangliste aufwärts zu bewegen.“
Snooker verändert sich ständig, sei es technisch oder taktisch. Wie hast du dich über die Jahre an diese Veränderungen angepasst?
„Ich habe im Laufe meiner Karriere mein Spiel mehr oder weniger beibehalten. Allerdings habe ich über die Jahre versucht, sicherer in der Stoßauswahl zu werden, da das Spiel heutzutage so offensiv ist.“
Der Spieler Mark Davis
Was für ein Spieler bist du?
„Ich denke, ich bin ein ziemlich offensiver Spieler. Und wenn ich gut spiele, ist das genau die Art Spiel, die ich mag. Wenn ich nicht gut spiele, brauche ich manchmal zu lange für einen Stoß, was sich negativ auswirkt. Ich habe keine besonderen Stärken, aber ich bin in allen Bereichen des Spiels solide. Und ich versuche zu verbessern, was es zu verbessern gilt.“
Was ist für dich in einem Snookermatch wichtig?
„Gewinnen – das ist alles, was zählt. Es ist schön, gut zu spielen, aber das Match zu gewinnen, ist alles, was wirklich zählt.“
Was bedeutet es für dich, mit Mitte Vierzig Snookerprofi zu sein?
„Dies ist mein 27. Profijahr, das ist eine lange Zeit. Das Reisen und das ganze Drumherum, besonders mit all der Zeit, die ich nicht zu Hause bei meiner Familie sein kann, ist für mich ein bisschen schwieriger als für einige der jüngeren Spieler. Aber ich verdiene damit meinen Lebensunterhalt, also behandle ich es wie einen ganz normalen Job und tue mein Bestes. Außerdem trainiere ich immer noch gerne und genieße es, mit anderen im Wettbewerb zu stehen.“
Im Vergleich zu anderen Berufen, hat sich Snooker zu spielen für dich jemals ein bisschen sinnlos angefühlt?
„Sehr oft, besonders, wenn es gerade nicht gut läuft.“
Und die anderen …
Welcher Spieler hat dich in der letzten Zeit beeindruckt?
Von den neuen Spielern? Yan Bingtao. Für jemanden seines Alters ist sein Safety-Spiel und seine Taktik unglaublich. Er wird lange unter den Top-Spielern zu finden sein.
Welchem Spieler schaust du am liebsten zu?
Ronnie, weil er einfach der beste Spieler aller Zeiten ist und er in einer Art und Weise spielt, die großartig anzuschauen ist. Aber ich sehe auch gerne Mark Williams spielen. Er spielt zwar anders als Ronnie, ist aber auch spannend anzusehen.
Bist du der Meinung, Snookerprofis steht ein garantiertes Einkommen zu?
Ich bin nicht der Meinung, dass alle auf der Tour ein Einkommen verdienen, aber wenn du in den Top 64 oder Top 50 bist, sollte dir etwas Geld sicher sein. Es gibt nicht viele Sportarten, in denen du in den Top 50 keinen Penny sicher hast.
Ein unironischer Spitzname?!
Seine Kollegen nennen ihn „Smiler“. Angeblich, weil sie denken, er würde nie lächeln. Das mag am Snookertisch durchaus zutreffen. Wie er selber sagt, mag er dort manchmal sehr ernst wirken, doch das sei nur der Konzentration geschuldet. Wer auf Facebook mit ihm befreundet ist, bekommt einen völlig anderen Eindruck: Auf all den Fotos bekommt man einen lachenden Mark Davis oder ein lächelndes, wenn nicht sogar lachendes Ehepaar Davis zu sehen, wahlweise mit oder ohne Tochter und Sohn. Ehefrau Claire scheint nicht müde zu werden, in Selfies zu dokumentieren, was ihr Mann so ausdrückt: „Meine Familie ist für mich das Wichtigste. Snooker steht immer an zweiter Stelle hinter meiner Familie.“ Das untenstehende, ganz besondere Fundstück erlaubte mir Mark für dieses Portrait zu nutzen. Da kann ich den „Smiler“ nun wirklich nicht mehr als ironische Anspielung interpretieren.
Würdest du dich als glücklichen Menschen bezeichnen?
Ich denke schon, ja.
Was ist dein größter Wunsch für deine Snooker-Zukunft?
Weiterhin Spaß am Spiel zu haben. Und es wäre großartig, ein Ranking Event zu gewinnen, bevor ich mich zur Ruhe setze. Das wäre etwas, an das ich mich immer erinnern könnte.
Herzlichen Dank an Mark für die Geduld, meine Fragen zu beantworten. Ich wünsche für die Zukunft alles Gute und möge der Wunsch nach einem erinnerungswürdigen Moment bald in Erfüllung gehen.
Das Original-Interview mit Mark Davis (in Englisch) gibt es hier.
Ich sehe hier nur alten Kram stellen sie sich mal vor ich hätte dafür bezahlt Scheisse aber so Wechsel ich einfach diese Seite und lösche sie U.rhodus
Wieso sollte ich mir vorstellen, dass Sie dafür bezahlt hätten? Aber fühlt sich bestimmt gut an, mal wieder so richtig schön über ein kostenloses Angebot abgekotzt zu haben, weil es nicht den eigenen Vorstellungen entsprach, oder?