Mark Selby gewinnt die Scottish Open 2020 und verteidigt damit seinen Titel aus dem Vorjahr. Im Finale dominierte er alle Minisessions und setzte er sich mit 9–3 gegen Ronnie O’Sullivan durch.
Rivalitäten und Rekordjagd
Als Titelverteidiger und Weltmeister trafen mit Mark Selby und Ronnie O‘Sullivan die Nummer 1 und 2 der Setzliste dieses Turniers aufeinander. Durch viele enge Matches, insbesondere in Finals, und dem unterschiedlichen Spielstil beider Akteure ist dies wohl eine der größten Rivaltäten der jüngeren Snooker-Geschichte. Bei ihrem letzten Aufeinandertreffen im Halbfinale der Weltmeisterschaften gelang O‘Sullivan die späte Revanche für seine bisher einzige Niederlage in einem WM-Finale. Nach bisher stärkeren Leistungen im Turnierverlauf ging Mark Selby als leichter Favorit ins Finale.
Für Mark Selby ging es neben dem Gewinn der Stephen-Hendry-Trophäe noch um die Jagd eines Rekordes. Zwischen 1993 und 1997 gewann Stephen Hendry 11 Finals, ohne ein einziges dazwischen zu erreichen und zu verlieren. Ausgerechnet mit dem Gewinn der nach Hendry benannten Trophäe konnte Selby nun gleichziehen. Da er erst zum zweiten Mal bei den neuen Scottish Open antrat und seinen Titel verteidigen konnte, blieb er bei diesem Turnier ungeschlagen.
Selby erarbeitet sich eine solide Führung am Nachmittag
Der Start des Finals war durch zwei Dinge geprägt: Unfassbar starkes Longpotting von Mark Selby und Training von Ronnie O‘Sullivan. Selby spielte zwar nicht fehlerfrei und brauchte immer mehrere Chancen, um seine Frames zu gewinnen. Durch gute Safeties und starke lange Einsteiger erarbeitete er sich allerdings ausreichend davon. Zur Pause lag er 3–1 vorne. Im dritten Frame spielte er sogar ein Century (102 Punkte).
In Erinnerung blieben aber einmal mehr O‘Sullivans Traningssessions, die er im ersten und vierten Frame einlegte. Selby entschied die Frames, ließ aber noch Bälle auf dem Tisch zurück. Diese nutzte O’Sullivan für halbherzige Versuche Snooker zu legen. Unmittelbar vor der Pause wollte O‘Sullivan noch weiterspielen, als nur noch Schwarz auf dem Tisch lag und der Frame sogar rechnerisch entschieden war. Referee Leo Scullion unterband dies jedoch. Im Eurosport-Studio und auf Twitter mehrten sich die Kommentare, die Ronnie O‘Sullivans Ansatz eher kritisch sahen.
Selby lässt O’Sullivan Chancen für Steals
Direkt nach dem Midsession Interval erhöhte O‘Sullivan den Druck auf Selby. Aus einem schwierigem Bild mit den Roten an der Kopfbande spielte er eine starke Clearance. Damit stahl er Selby einen Frame, in dem dieser schon eine gute Führung und einen taktischen Vorteil hatte. Im folgenden Frame ergab sich eine ähnliche Spielsituation. Doch O‘Sullivan verpasste seine Chance und Selby brachte den Frame nach Hause. Den folgenden siebten Frame gewann Selby dann jedoch souverän aus zwei Chancen, inklusive einer 77er Clearance.
Im letzten Frame am Nachmittag legte Selby abermals vor, bevor er eine Rote mit dem Hilfsqueue verschoss. Chance zum Steal für O‘Sullivan. Ihm gelang der Split der verbleibenden Roten und auch die Rote an der Bande konnte er lochen. Doch völlig unerwartet verschoss er dann die letzte Rote aus guter Position. Selby räumte danach ab und sicherte sich eine nicht unverdiente 6–2 Führung.
Selby rettet seinen Vorsprung zum Gewinn der Scottish Open
Während die erste Session ihre Höhen und Tiefen hatte, dominierten in der zweiten Session die Tiefen. Im neunten Frame verschossen Selby und O‘Sullivan je einen Longpot, ehe Selby aus einem leichten Einsteiger ein frameentscheidendes Break spielte. Das sollte auch das einzige bleiben. Die folgenden Frames wurden vor allem durch Fehler entschieden. Ronnie gewann den zehnten Frame nach einem verpassten Steal von Selby. Im elften Frame legte O‘Sullivan wieder vor und Selby zog nach. Diesmal scheiterte er an Grün. Es folgte ein nervöser Safeaustausch. Selby verschoss und ließ O‘Sullivan Grün in der Tasche liegen. Doch dieser konnte so nicht gut auf Braun stellen, ging volles Risiko und ließ Selby so eine leichte Chance, den Frame zu sichern. Damit vergrößerte Selby seinen Vorsprung auf 8–3. Die Vorentscheidung war gefallen.
Achtmal Rot, achtmal Schwarz lochte O‘Sullivan im zwölften Frame, doch dann verschoss er die nächste Rote. Diesmal gelang aber Selby die Clearance. Ein Break von 76 Punkten reichten für das Verteidigen des Titels bei den Scottish Open.
Im Siegerinterview sagte Selby, dass das Gewinnen und insbesondere Verteidigen von Titeln dieser Tage so schwer sei, dass man sich über jeden sehr freuen könnte. Auch wenn er mit seiner Leistung im Finale nicht so glücklich war. Auf das Einstellen von Stephen Hendrys Rekord angesprochen, witzelte er, Hendry könne ihn bei seinem Comeback ja jetzt wieder überbieten.