Higgins macht die 1.000 Centuries voll

John Higgins mit einem breiten Lächeln auf seinem Platz
Higgins freut sich über das 1000. Karriere-Century. © Zheng Zhai

Im Achtelfinale der English Open 2024 schreibt John Higgins Geschichte: Als zweiter Spieler erzielt er 1.000 Centuries in seiner Karriere. Für den Sieg gegen Mark Allen hat es dennoch nicht gereicht. Wir fassen dieses Match sowie die restlichen, teils dramatischen Achtelfinal-Spiele zusammen.

Die Hälfte der Begegnungen im Achtelfinale gingen in den Entscheidungsframe. Zwei der Matches dauerten dabei sogar dreieinhalb Stunden. Das (knapp) längere der beiden war nicht nur äußerst unterhaltsam, sondern auch geschichtsträchtig:

John Higgins macht die 1.000 Centuries voll

Im Match am Abend gegen Mark Allen konnte John Higgins endlich die beiden Centuries erzielen, die ihm zu seinen 1.000 Karriere-Centuries fehlten. Damit ist er der zweite Spieler nach Ronnie O’Sullivan, der diesen besonderen Meilenstein erreicht. Eine beeindruckende Leistung. Bravo! John Higgins feierte dies, typisch für ihn, eher bescheiden mit einem kurzen Winken, während er zu seinem Stuhl zurück hastete, um sich auf den nächsten Frame einzustellen.

Hier gibt es das Stück Geschichte nochmal zum Nachschauen, für alle, die es leider verpasst haben:

Mit dem geschichtsträchtigen 1.000. Century war Higgins auf 2–3 herangekommen. Er konnte auch den nächsten Frame gewinnen und es kam zum Decider. Und der hatte es in sich. Rund eine halbe Stunde nahmen die beiden sich, um sich in eine lange Safetyschlacht zu verkeilen, ohne dabei einen einzigen Ball zu lochen. Das Bild auf dem Tisch wurde immer verrückter. Am Ende verpasste Higgins eine seiner berühmt-berüchtigten Clearances und Mark Allen nutzte seine Chance.

Hawkins ausgeschlafener als Wilson

Die Leidtragenden waren Kyren Wilson und Barry Hawkins, die nämlich nach Higgins und Allen noch am Haupttisch ranmussten. Ihr Spiel begann erst kurz vor Mitternacht deutscher Zeit. Beiden schien sehr daran gelegen, das Ganze schnell über die Bühne zu bringen. Rund 15 Minuten brauchten sie nur pro Frame. Während Barry Hawkins trotz hektischer Nachtschicht nahezu sein ganz normales solides Spiel auf den Tisch bringen konnte, unterliefen Wilson einige Fehler. Der Koffeinkick kam für den Weltmeister wohl zu spät. Dadurch bekam Hawkins einen guten Nachschub leichter Chancen und setzte sich am Ende mit 4–2 durch.

Selby und Si: Stilmix und Fehlerparade

Das erste TV-Match des Tages war zwischen Mark Selby und Si Jiahui. Mark Selby steht für knallhartes Matchplay und Safeties mit Daumenschrauben. Und Si Jiahui steht für – das genaue Gegenteil: unbekümmerten Leichtsinn mit präzisem Lochspiel aus den unmöglichsten Lagen. Es hätte ein interessantes Match zweier entgegengesetzter Spielstile werden können. Dieses Versprechen hielt das Match aber nur etwa einen Frame, in welchem Si Selby im Safetyspiel zumindest so lange Paroli bieten konnte, bis er sich durch einen starken Longpot daraus befreien konnte. Diese Chance nutzte Si zum Framegewinn.

Im zweiten, umkämpfteren Frame ließ Si dann ein paar gute Chancen liegen, sodass Selby den Frame am Ende auf Schwarz gewann. Die Fehler, die sich in beider Spiele eingeschlichen hatten, blieben jedoch. Auf gute Momente folgten immer wieder überraschende Stellungs- oder Lochfehler. Was dem Match zeitweise an Klasse mangelte, konnte es jedoch mit Nervenkitzel ausgleichen. Selby ging 3–1 in Führung, aber Si erreichte noch den Decider. Dort hatten beide Chancen, doch am Ende entschied Mark Selby das Mammut-Match für sich. Mit rund 3,5-Stunden war es nur vorübergehend das längste Match des Tages.

Kommzurücks mit unterschiedlichem Erfolg

Ein besonderes Highlight des Achtelfinal-Tages war das Aufeinandertreffen von He Guoqiang und Ishpreet Singh Chadha. Beide waren als Neulinge im letzten Jahr zur Tour dazugestoßen, nachdem sie sich über die Q School in Asien qualifiziert hatten. He war der beste „Rookie“ der Vorsaison, aber auch Chadha ließ aufhorchen, unter anderem beim German Masters in Berlin.

Während He noch versuchte sich einzuspielen, eilte Chadha voran und lag nach kurzer Zeit schon 3–0 in Führung. Mit einem Century (125) fand dann aber auch He ins Match. Die nächsten Frames gingen ebenso schnell und souverän auf sein Konto. Doch die Aufholjagd nütze nichts. Im Decider spielte er zwar einen schönen Split, vergaß dabei aber, die Blaue zu lochen. Chadha nutze das aus und bestreitet heute damit sein erstes Viertelfinale.

Am Abend gab es das gleiche Spiel dann noch ein zweites Mal. Diesmal zwischen Pang Junxu und Chris Wakelin. Hier stürmte Pang in Nullkommanichts in Führung, während Chris Wakelin genervt-gelangweilte Gesichtsausdrücke auf dem Stuhl übte. Aus 0–3 Rückstand, gelangen ihm aber drei schnelle Framegewinne mit soliden Breaks. Auch dieses Comeback drohte umsonst gewesen zu sein: Im Decider bekam Pang früh die Chance, verfehlte dann aber bei 51 eine leichte Pinke in die Mitte. Wakelin brauchte zwar mehrere Chancen, konnte seine Aufholjagd dann aber doch mit einem Sieg krönen.

Trump, Wu und Robertson komplettieren das Viertelfinale

Etwas weniger dramatisch ging es für Judd Trump, Wu Yize und Neil Robertson zu. Die drei konnten sich vergleichsweise souverän durchsetzen. Trump gewann mit 4–2 gegen Fan Zhengyi, der zuvor im Turnier sein erstes Maximum Break erzielte. Judd Trump steht ebenfalls kurz vor den 1.000 Karriere-Centuries. Es fehlen ihm nur noch zwei.

Wie Trump setzte sich auch sein heutiger Viertelfinal-Gegner Wu Yize mit 4–2 gegen Ben Woollaston durch. Die kürzliche bittere Niederlage gegen Trump, habe Wu Yize gut weggesteckt, sagt er im Interview. Wir dürfen uns also auf eine mögliche Revanche freuen. Robertson darf nach einem ungefährdeten 4–1 gegen Ross Muir weiter an seiner Rückkehr an die Weltspitze arbeiten.

Die Viertelfinalbegegnungen für heute lauten:

13:00 Uhr: Judd Trump – Wu Yize
im Anschluss: Mark Allen – Chris Wakelin
20:00 Uhr: Mark Selby – Ishpreet Chadha
parallel: Neil Robertson – Barry Hawkins

AutorIn: Målin

Målin mag Zahlen und Tabellen. Wenn sie gerade kein Snooker guckt, wirft sie wahrscheinlich einen Blick auf die Provisional Rankings. Ist durch Langeweile zum Snooker gekommen und weil sie schon in jungem Alter einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer hatte. Neben Artikeln kümmert sich Målin bei SnookerPRO um die Spieler*innenprofile. Twitter: @esel_freund

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