Schon zum dritten Mal in dieser Saison standen sich Judd Trump und Jack Lisowski im Finale eines Ranglistenturniers gegenüber. Auch bei den Gibraltar Open siegte abermals Judd Trump souverän mit 4–0.
Auch bei den Gibraltar Open erreichen Trump und Lisowski das Finale
Wie schon beim World Grand Prix im Dezember und dem German Masters im Januar trugen Judd Trump und Jack Lisowski das Finale der Gibraltar Open 2021 aus. Jack Lisowski versucht es immer wieder seinen ersten Titel zu gewinnen und jedes Mal in dieser Saison bekommt er es im Finale mit dem ultimativen Gegner zu tun. Seit seinem Weltmeistertitel 2019 dominiert Judd Trump die Tour und nur ein einziges Finale hat er seit dem verloren: Das Finale der Championship League 2020 im September. Auch das war ein Match über eine kurze Distanz. Vielleicht also doch eine gute Gelegenheit für Lisowski den ersehnten Titel zu holen.
Im ersten Frame des Finals gelang es Judd Trump noch nicht direkt, ein hohes Break zu erzielen, aber Jack Lisowski konnte das nicht für sich ausnutzen. Trump holte sich den ersten Frame. Den zweiten dominierte er dann wie so oft. Zu Beginn lochte er einen langen Einsteiger und daraus spielte er ein Century-Break. Lisowski hatte keine Chance und musste im Stuhl Geduld bewahren. Der Druck wuchs. Im dritten Frame bekam er dann endlich seine erste gute Chance, doch dann verschoss er eine leichte Pinke auf die Mitte. Trump bestrafte diesen Fehler und ging mit 3–0 in Führung. Im folgenden Frame blieb Lisowski abermals chancenlos. Zwar verpasste Trump knapp das Century, aber ein Break von 94 Punkten komplettierten seinen starken Auftritt bei den Gibraltar Open. Im gesamten Turnierverlauf gab er nur drei Frames ab.
Seriously complimentary stuff from @judd147t on @JackLisowski
‚He deserves to be in the top two or three in the world, he’s that good.
‚When he does get that win he’ll be unstoppable.‘
— Phil Haigh (@philhaigh_) March 7, 2021
Auch wenn manche immer wieder in Frage stellen, ob Jack Lisowski die nötigen Nerven für einen Finalsieg hat und der Druck mit jeder Finalteilnahme größer wird: Gegen die Nummer 1 der Welt in guter Form zu verlieren, ist keine Schande. Titel kann man nur gewinnen, wenn man das Finale erreicht. So regelmäßig wie Jack Lisowski zuletzt ins Finale eingezogen ist, sind wir optimistisch, dass er den ersten Titel bald gewinnt.
Die Gibraltar Open starteten mit einigen Überraschungen
Bevor es abermals zum Finale zwischen Judd Trump und Jack Lisowski kam, waren die Gibraltar Open ein Turnier voller Überraschungen. Schon in der ersten Session am Montag besiegte Jamie Clarke den Masters-Champion Yan Bingtao. Später am Nachmittag schied auch die chinesische Nummer 1 Ding Junhui gegen seinen jungen chinesischen Kontrahenten Si Jiahui aus.
Auch ein paar andere junge Talente konnten auf sich aufmerksam machen. Dylan Emery, der als Amateur schon beim Shoot Out und den Welsh Open angetreten war, sprang kurzfristig als Ersatz für Graeme Dott ein. Er gewann sein Erstrundenmatch gegen Ben Hancorn mit 4–0. Der 15-jährige Ukrainer Iulian Boiko konnte sein erstes Match auf der Main Tour gewinnen. Er setzte sich im Decider gegen Fergal O‘Brien durch. In der zweiten Runde gelang ihm beinahe eine riesige Überraschung. Gegen Mark Allen erreichte er abermals den Decider. Beim Versuch mit der Clearance die Respotted Black zu erzwingen, verschoss Boiko die letzte Schwarze. Mark Allen wollte eine Safety spielen, doch die Schwarze fiel als Glückstreffer. Bitter für Boiko, doch aus seinen beiden Matches wird er sicherlich viel Selbstvertrauen für die Zukunft mitnehmen.
Für die größte Überraschung der ersten Runde sorgte jedoch der 17-jährige Lei Peifan. 2019 hatte er sich erstmals für die Main Tour qualifiziert. Nach einer schwachen ersten Saison zeigt er in dieser Saison aber schon einige Verbesserungen. So auch bei seinem Match gegen Neil Robertson. Der Favorit strauchelte und fand nicht in sein Spiel. Lei Peifan ließ sich dadurch aber nicht nervös machen, nutzte seine Chancen und gewann am Ende recht souverän mit 4–2.
Ein buntes Viertelfinale
Obwohl die Gibraltar Open in dieser Saison nicht als Pro-Am-Turnier stattfanden, wurde die alte Struktur, in der Viertelfinale, Halbfinale und Finale am selben Tag gespielt werden, beibehalten. Neben den beiden Dauerfinalisten Trump und Lisowski gesellten sich Mark Allen, Matthew Selt, Chris Wakelin, Stuart Carrington, Xiao Guodong und Lu Ning nach vier überstandenen Runden ins Viertelfinale. Darunter ein paar Namen, die man nur selten in den späteren Runden von Turnieren liest. Leider konnten sie ihre zum Teil sehr starken Auftritte aus den ersten Runden nicht nochmal wiederholen. Vorerst gab es also keine weitere große Überraschung wie bei Jordan Browns Finalsieg in Wales.
Snooker ist, wenn am Anfang eines Turniers 128 antreten und im Finale Judd Trump auf Jack Lisowski trifft. #147sf
— frank spottog 🌞 (@FSpottog) March 7, 2021
Jack Lisowski musste sowohl im Viertelfinale als auch im Halbfinale zittern. Seine Gegner Lu Ning und Stuart Carrington machten in den entscheidenden Situationen dann aber zu viele leichte Fehler. Nicht unverdient, aber dennoch glücklich, sicherte sich Jack Lisowski so nach kurzer Zeit schon seine dritte Finalteilnahme. Judd Trump setzte sich erst souverän gegen Mark Allen durch. Im Halbfinale lag er gegen Matthew Selt schon zurück. Im zweiten Frame brauchte er schon Snooker, konnte diesen aber durch starkes taktisches Spiel noch drehen. Das war dann der Wendepunkt im Spiel. Trump spielte danach stark und bei Selt schlichen sich immer wieder Fehler ein. So lautete auch das Gibraltar Open Finale Trump gegen Lisowski.
Stephen Hendry gibt das lange verschobene Comeback
Im Vorfeld der Gibraltar Open hatten viele vor allem dem Comeback von „7 Times“ Stephen Hendry entgegen gefiebert. Als das Draw herauskam, war klar, dass sein Golf-Kumpel Matthew Selt sein Auftaktgegner sein würde. Dieser scherzte kurz vor dem Aufeinandertreffen, dass er dabei ja nur verlieren könne. Würde er gegen Stephen Hendry gewinnen, wäre er wohl so beliebt, wie derjenige, der Bambis Mutter erschossen hat.
Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, sich stark gegen Hendry zu präsentieren. Hendry spielte besser, als manche vorher angenommen hatten. Insbesondere sein Breakbuilding war gut. Gleich in seinem ersten gewonnenen Frame gelang es ihm ein Century zu spielen. Bei diesem ersten Frame sollte es dann aber auch blieben. Aus schwächeren Safeties von Hendry lochte Selt immer wieder lange Einsteiger und spielte frameentscheidende Breaks. So war es am Ende ein souveräner Sieg für Matt Selt. Bis er sich im Halbfinale Judd Trump geschlagen geben musste, „erschoss“ er aber noch die Mütter von ein paar anderen Rehkitzen. Unter anderem konnte er Siege gegen Barry Hawkins und Kyren Wilson einfahren.
Nach dem Match gab Stephen Hendry ein paar Einschätzungen über sein Spiel und seine Chancen sich für das Crucible zu qualifizieren. Nachzuhören sind Hendrys und Selts Post-Match-Interviews auf dem Youtube-Channel von Worldsnooker.
Auch Jimmy White ließ aufhorchen
Nicht nur Stephen Hendry gab ein Comeback, sondern auch sein Dauerrivale der 90iger Jahre Jimmy White. Der war zwar nie wirklich weg gewesen, erreichte hier bei den Gibraltar Open aber mal wieder die vierte Runde. Dabei spielte er einige gute Breaks und besiegte mit Stuart Bingham nicht nur einen Weltmeister der letzten Jahre, sondern setzte sich auch in zwei dramatischen Begegnungen gegen Joe O‘Connor und Chen Zifan durch. Joe O‘Connor hatte in der ersten Runde schon 3–0 geführt, ehe Jimmy White das Match drehte. Auch gegen Chen Zifan gewann er im Decider. Chen brauchte schon zwei Snooker, bekam die Foulpunkte, verstellte sich dann aber auf Blau. Am Ende setzte sich Jimmy White durch. Vielleicht können sich seine langjährigen Fans ja sogar Hoffnungen auf eine Rückkehr vom Jimmy White ins Crucible machen.
Ausblick
Die Gibraltar Open waren das letzte K.O.-Turnier mit 128er Feld vor den Weltmeisterschaften. Bis Anfang April die Qualifikation dazu startet, finden als Füllprogramm für diejenigen, die gar nicht ohne Livesnooker leben können, noch zwei Events mit Gruppenstruktur statt: Der Rest der WST Pro Series mit ‚best of 3‘-Matches und etwas eigenwilligem Zeitplan und der Rest der Championship League. Danach gibt es für Freunde der langen Distanzen noch die Tour Championship mit den besten acht Spielern der Saison. Mit Snooker auf Eurosport geht es allerdings erst zur Weltmeisterschafts-Qualifikation weiter.
Erwähnungswert wäre auch Aexander Ursenbacher gewesen der es auch in die vierte Runde schaffte und wie Jad Trump bis dahin nur 2 Frames abgegeben hat, ihm dann aber unterlag.
Bei einem Turnier mit 128 Spielern fällt leider schon mal jemand hinten über, wenn wir nur einen Artikel schaffen zu schreiben. Aber ein potentieller Turniersieg würde niemals unerwähnt bleiben!