Mark Selby schrieb gestern Abend Geschichte. Gut, wer jetzt an ein Maximum Break oder ähnliches gedacht hat, muss leider enttäuscht werden. Und der Engländer selbst hätte wohl auch lieber nur ein ganz normales Turnier gewonnen. Nach den Gdynia Open gehört die bei Fans äußerst beliebte European Tour nämlich der Vergangenheit an (und mit ihr die Asian Tour gleich mit). Die Serie, die im Juni 2010 in einer Sheffielder Trainingsstätte ihre Premiere feierte, etablierte sich schnell in der Snookerwelt. Doch noch schnelllebiger ist das Geschäft im Profisport. Was sich langfristig nicht rentiert, wird zum Problemfall für denjenigen, der den Spaß zu bezahlen hat. Und so fällte man bei World Snooker die Entscheidung, die Tour einzustellen.
Das Finale an der polnischen Ostseeküste bot den Zuschauern noch einmal einen würdigen Abschied. Selby musste zwar den Verlust des ersten Frames verkraften, war seinem Gegner Martin Gould aber in der Folgezeit deutlich überlegen. Längere Safetyphasen kreierten teils unspielbare Bilder, doch dies hielt den Weltranglistenersten nicht vom Lochen ab. Die 92 von Selby im zweiten Frame beeindruckte genauso wie das frameentscheidende 69er-Break im dritten Durchgang. Gould kam daraufhin noch zu Gelegenheiten, doch mit Serien von 51 und 62 Punkten dominierte Selby auch die Frames vier und fünf und setzte sich am Ende klar mit 4-1 durch. Für Selby, der ohnehin schon den Platz als Rekordsieger bei PTC-Events einnahm, kam somit noch ein siebter Titel dieses Formats hinzu. In einer nicht ideal verlaufenen Saison sollte ihm der Turniersieg rechtzeitig vor der Weltmeisterschaft wieder Aufwind geben.
Your 2016 Gdynia Open champion – Mark Selby! #snooker pic.twitter.com/9AszUbYL8a
— Live Snooker (@Livesnooker) February 28, 2016
Gould sichert sich Finalturnier-Teilnahme
Für Gould gab es trotzdem genug Grund zur Freude. Der 34-Jährige, der jetzt schon auf seine bisher beste Saison als Snookerprofi zurückblicken kann, stand in Gdynia mächtig unter Druck. Zwar haben den Engländer der Erfolg beim German Masters und das Finale bei den Australian Open zurück in die Top 16 der Weltrangliste gebracht, doch auf der European Tour lief es nicht rund. Nur der Einzug ins Finale konnte Gould noch eine Teilnahme bei der Players Championship in Manchester, dem Finalturnier von European und Asian Tour, bescheren. Mit Siegen gegen Liam Highfield, Ben Woollaston und Kyren Wilson am Sonntag erreichte „The Pinner Potter“ aber bravourös sein selbsterklärtes Ziel.
Maguire zittert sich zum World Grand Prix
Nicht nur in Hinblick auf die Players Championship waren die Gdynia Open die letzte Chance, noch ins Teilnehmerfeld bei einem wichtigen Ranglistenturnier zu rutschen. Auch die ausschlaggebende Rangliste für den World Grand Prix wurde an diesem Wochenende vervollständigt. Dabei musste Stephen Maguire nach seinem 0-4 in der dritten Runde gegen Tom Ford mächtig zittern. Lediglich als Nummer 32 der Saisonrangliste schaffte der Schotte so gerade den Cut. Mehrere Spieler hatten gute Chancen, Maguire noch aus diesen Top 32 zu verdrängen. Das frühe Aus von Mark Joyce (1-4 gegen Ryan Day in Runde eins) und das Ende eines starken Laufs von Andrew Higginson im Halbfinale gegen Selby ließen Maguire aufatmen.
Tourkarte für Miah, Kleckers geht leer aus
Auch neue Startplätze für die Main Tour wurden auf der European Tour vergeben. Die acht begehrten Tourkarten gingen aber überwiegend an aktuelle Profis, die nicht mehr zu den Top 64 der Welt gehören. Einzig der Engländer Hammad Miah erlangte mit seinem erfolgreichen Abschneiden auf den Turnieren als Amateur die Rückkehr auf die Profitour. Für den Deutschen Lukas Kleckers reichte es unterdessen ein weiteres Mal knapp nicht. Der Essener schied bereits in den Amateurrunden aus und verpasste den Sprung unter die besten 16 Amateure, die im weiteren Verlauf der Saison bei einem Play-off Event zwei Tourplätze ausspielen werden. Die 19-jährige Nachwuchshoffnung muss nun auf die Q School am Saisonende hoffen.