Selbstbewusster Sieg von Michael Holt gegen O’Sullivan

Holt, Michael Riga Open 2014
Michael Holt bei den Riga Open 2014 © Monique Limbos

Gestern Abend gewann ein ausgesprochen gelassen wirkender Michael Holt im Entscheidungsframe sein Erstrundenspiel beim World Grand Prix 2016 im walisischen Llandudno gegen den Mann, den er selber als den Besten bezeichnet. Neben Ronald O’Sullivan schieden auch Neil Robertson, Stephen Maguire und Barry Hawkins in der ersten Runde aus.

Michael Holt ging mit 3-0 in Führung und machte dabei framegewinnende 88er und 119er Breaks. Im zweiten Frame war O’Sullivan zwar am Tisch, verschoss aber nach 16 Punkten einen relativ einfachen Ball, sodass Holt auch diesen Frame holte. Doch O’Sullivan machte nicht den Eindruck, als wolle er sich kampflos geschlagen geben und holte sich die nächsten drei Frames zum 3-3. Dabei lochte er unter anderem in der ihm eigenen Art trotz einer relativ sicheren Safty eine schöne, lange Rote und machte ein 82er Break. Im fünften Frame hätte Holt das Spiel schon gewinnen können, als O’Sullivan ihn nach 48 Punkten mit einer verfehlten Roten wieder an den Tisch ließ. Doch machte Holt nur 8 Punkte. Das bot mir ein bisschen Anlass zur Sorge, er könne sich dieses Spiel wieder aus der Hand nehmen lassen. Er hadert sehr mit den fehlenden Titeln in seiner Karriere und setzte sich deswegen in der Vergangenheit häufig unter großen Druck. Doch dieses Mal blieb er ruhig, machte weiter sein Spiel und war im entscheidenden Frame einfach der bessere Spieler. Einer 76er Clearance brachte mir große Erleichterung und Holt hoffentlich große Freude und Stolz über seine Leistung.

Selbstsicherheit ist der Schlüssel

‘Hitman’ Holt spielte gestern Abend ein ungewohnt ruhiges Spiel mit einer großen Lochsicherheit. Michael kann mich ja an den Rand des Wahnsinns bringen, wenn er mehrere Male einen Stoß ansetzte, sich dann aber wieder aufrichtet, nur um seinen Queue zum gefühlt hundertsten Mal zu kreiden und denselben Stoß wieder anzusetzen. Diese Angewohnheit zeigt für mich meist eine gewisse Unsicherheit und es war auffällig, dass er dies im Spiel gegen den unbesiegbaren Ronald so gut wie nicht getan hat. Er hat sich auch durch die Aufholjagd nicht beeindrucken lassen, was ein gutes Zeichen für seine Selbstsicherheit war.

Holt fasst es folgendermaßen zusammen: „Fliegender Start, gut gespielt, nicht viel verfehlt. Ich habe solide gespielt und es hat Spaß gemacht. Das ist die Hauptsache. Ja, und ich habe ihn geschlagen. Nicht nur während des Deciders, sondern im ganzen Match habe ich Gelassenheit gespürt. Das hat mir geholfen. Wenn ich Chancen hatte, habe ich mich darauf konzentriert und am Ende war ich im Achtelfinale. Jetzt bereite ich mich auf Donnerstag vor und werde versuchen wieder zu gewinnen. Wenn ich so spiele wir heute, dann muss jemand schon gut spielen, um mich zu schlagen“ Mit dieser Haltung hat Michael Holt bestimmt noch viel Spaß und am Ende womöglich noch mehr Erfolg. Ich wünsche ihm jedenfalls beides. (Unten das komplette Originalinterview.) O’Sullivan räumte nach dem Spiel ein, dass Holt ein gutes Spiel gemacht und verdient gewonnen hätte.

Michael Holt, Neil Foulds und Jill Douglas lassen den Sieg im itv4-Studio Revue passieren:

Die bisherigen Ergebnisse im Überblick:

Neil Robertson 3-4 Peter Ebdon
Joe Perry 4-0 Barry Hawkins
Ben Woollaston 3-4 Ding Junhui
Martin Gould 4-0 Tian Pengfei
John Higgins 4-0 Stephen Maguire
Matthew Selt 1-4 Ryan Day
Mark Allen 4-2 David Grace
David Gilbert 1-4 Stuart Bingham
Liang Wenbo 4-1 Graeme Dott
Judd Trump 4-1 Mark Williams
Marco Fu 3-4 Thepchaiya Un-Nooh

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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