Neil Robertson ist English Open Champion 2021

English Open Champion 2021: Neil Robertson
Neil Robertson ist English Open Champion 2021 © World Snooker/Tai Chengzhe

In einem wendungsreichen Finale holte sich Neil Robertson gegen John Higgins mit 9–8 den Titel des English Open Champion 2021. Für ihn ist es der 21. Ranglistentitel. Neben dem Steve-Davis-Pokal nimmt Robertson £70.000 Preisgeld mit, für seinen Finalgegner Higgins sind es £30.000. Die £5.000 für das höchste Break des Turniers gehen an Barry Hawkins für die 146 aus seinem Erstrundenmatch. Dieser Bericht ist eine Koproduktion von Målin und Lula.

Vorteil Robertson am Nachmittag im English Open Finale

In der ersten Hälfte der Nachmittagssession legte Neil Robertson zwei Frames vor, bevor John Higgins ein bisschen besser ins Rollen kam und zum 2–2 ausglich. Nach der Pause ging Robertson rasch mit einer 140 in 3–2-Führung. Den sechsten und siebten von Safeties geprägten Frames teilten sich die beiden untereinander auf. Den achten Frame eröffnete Higgins mit einer Kracher-Roten, nur um dann Blau vom Punkt zu verschießen. Mit einer 123 holte Robertson den letzten Frame der Session zum 5–3. Das war sogar ein ziemlich gutes Break.

Higgins mit Blitzstart, Robertson findet noch rechtzeitig Selbstvertrauen

Zu Beginn der Abendsession konnte John Higgins die ersten beiden Frames gewinnen und zum 5–5 ausgleichen. Im nächsten Frame legte er dann direkt mit einem Break von 62 vor. Robertson brauchte bereits Snooker. Dann deutete sich ein möglicher Wendepunkt an. Nach einer schwachen Safety von Higgins, lochte Robertson Rot und Pink, um seinen Kontrahenten auf Gelb zu snookern. Tatsächlich verfehlte John Higgins Gelb prompt. Neil Robertson erarbeitete sich im anschließenden Safeduell die erste Chance. Er entschied sich dagegen Gelb zu lochen, sondern wollte lieber eine gute Safety spielen. Diese misslang ihm und Higgins holte sich dann Frame am Ende doch noch. Im zwölften Frame unterliefen dann beiden einige Fehler. Robertson wirkte etwas verunsichert. Folgerichtig holte sich abermals John Higgins am Ende den Frame und ging mit 7–5-Führung in die Pause.

Nach der Pause nutzte Neil Robertson eine gute Chance, um seinen ersten Frame des Abends zu gewinnen. Den nächsten Frame holte sich abermals Higgins zum 8–6. Wie schon beim Finale in Belfast trennte ihn nur ein Frame vom Titel. Doch dann fand Neil Robertson sein Selbstbewusstsein wieder. Zwei nervenstarke schwierige Bälle brachten ihn ins Break und letztendlich auch den Frame. Den nächsten Frame holte sich Neil Robertson dann nach einer guten Safety mit einem Century. Es sollte also erneut zu einem Decider kommen.

Nervenstarker Neil gewinnt den Decider

Zwei starke Rote waren nicht genug. Im Decider zeigte sich John Higgins erst nervenstark. Mit einem super Einsteiger kam er ins Break. Kurz darauf lochte er eine Rote aus steilem Winkel auf die Mitteltasche, nachdem er die Stellung verlor. Aber dann hatte John Higgins erneut keine optimale Position und verschoss die dritte schwierige Rote. Neil Robertson gelang der Einsteiger und er ließ John Higgins nicht mehr an den Tisch. Letztendlich sicherte ein Break von 65 Punkten ihm Frame, Match und Titel.

Enttäuschter Higgins, Robertsons fühlt mit

John Higgins zeigte sich verständlicherweise nach der erneuten knappen Finalniederlage sehr enttäuscht im Interview. „Die letzten beiden Finale haben gezeigt, dass ich es auf diesem Level nicht wirklich drauf habe. Neil ist ein unglaublicher Champion. Einer der besten.“

Neil Robertson zeigte sich glücklich, am Ende des Matches sein gutes Snooker wiedergefunden zu haben. Sein Sohn Alexander hatte sich optimistisch gezeigt, dass er das Zeug dazu habe, aber er habe erwidert, dass das gegen John Higgins gar nicht so einfach sei. „Ich habe John als Kid vergöttert. Ich habe davon geträumt, ihn zu treffen. Und jetzt mit ihm am Tisch zu stehen ist einfach unglaublich. Ich musste mich durchbeißen. John hat alles ausgepackt, was er draufhat. Aber irgendwo habe ich dann doch meine Mittel gefunden.“ Nach drei Home-Nations-Titeln peilt er jetzt das Set an und möchte im nächsten Jahr die Northern Ireland Open gewinnen. Neben seiner Freude über den Titel zeigte er auch Mitgefühl mit Higgins, der schon wieder ein Finale im Decider verlor. Hört selber rein:

Der Weg zum English Open Champion

Es gibt bestimmt einige Snooker-Fans die sich hier wieder einen tränenreichen Triumph von Mark King gewünscht hätten. Er war im Halbfinale gegen Neil Robertson, in dem bis dahin viel Rumpelsnooker gespielt wurde, mit den ihm eigenen Qualitäten 4–2 in Führung gegangen. Leider gelang es ihm nicht, sich den stärker werdenden Robertson vom Hals zu halten. Dieser gewann die nächsten vier Frames zum 6–4-Endstand.

John Higgins hatte sich in einem angespannten und spannenden Halbfinale nach 3–5-Rückstand erst im Decider gegen Ronnie O’Sullivan durchgesetzt. Trotz dreier Centuries und einer Reihe von 50+Breaks war es nicht nur High-Quality-Feuerwerk, sondern am Ende ein Arbeitssieg mit vielen Fehlern auf beiden Seiten. O’Sullivan hatte in Führung liegend Chancen, den Sieg perfekt zu machen, doch das Glück war in einigen Situationen einfach nicht auf seiner Seite. So konnte Higgins den Decider erzwingen, den er auf die Farben für sich entschied.

Alle Ergebnisse findet ihr auf unserer Turnierseite in der Übersicht.

Teilnehmer des Champion of Champions stehen fest

Titelverteidiger Mark Allen hat aus persönlichen Gründen seinen Start beim Champion of Champions zurückgezogen. Da sowohl Higgins wie auch Robertson schon für das Turnier qualifiziert waren, stand schon vor dem Finale Stuart Bingham als 16. Teilnehmer fest. Wegen der wenigen unterschiedlichen Turniersieger in den zurückliegenden zwölf Monaten ist Stuart Bingham der vierte Spieler, der über die Weltrangliste nachrückt. Die vollständige Liste der Spieler gibt es hier. Der Spielplan wird am morgigen Montag ausgelost.

Falls ihr schon immer mal wissen wolltet, was Neil Robertson in seinem Queue-Kasten hat, könnt ihr hier nachschauen.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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