Spannender Turnierauftakt in Coventry

Dark Mavis, R. O'Sullivan
Leider hat nur einer der beiden Herren sein Spiel gewonnen. © Monique Limbos

Drei meiner Lieblingsspieler am Start, mein Kommentatorenfavorit am Mikro und ich mit genug Zeit, um alles anzuschauen. Was soll da noch schiefgehen? Nicht viel. Nicht ganz überraschend treffen nach den Gruppenspielen Ronnie O’Sullivan und Martin Gould im abendlichen „Finale“ aufeinander. Doch eine ganz so klare Sache ist es am Nachmittag dann doch nicht gewesen.

Hitzige Rakete gegen finnische Ruhe

Mit Snacks und Getränken gut ausgerüstet, lehne ich mich am frühen Nachmittag zurück und genieße die Eleganz, mit der sich sowohl Ronnie O’Sullivan als auch Robin Hull am Tisch bewegen. Der Finne legt in den ersten beiden Frames jeweils ein 20+Break vor, um sie dann aus Nervosität doch dem Engländer zu überlassen, der sie sich mit Breaks von 88 und 101 holt. Aber Hull bleibt dran und zeigt immer wieder tolle lange Einsteiger. Mit der Seelenruhe, die ich so an ihm liebe, erarbeitet er sich den dritten (83 Punkte) und den vierten (99) Frame. Trotz nicht immer perfektem Stellungsspiels schafft er es immer wieder, das Break voranzubringen. Mit dem Ausgleich zum 2-2 beweist Hull, dass er hier kein Kanonenfutter ist, wie vielleicht manch eine*r vermutet hat.

Der fünfte Frame ist ein taktisches Gerangel mit fünf Roten an der Bande, beiderseitigen Fehlern und kleinen Breaks, bevor Hull eine der langen Roten verschießt und O’Sullivan abräumt. Auch im sechsten Frame hat eigentlich Hull die erste Chance, nachdem O’Sullivan einen Einsteiger verschießt. Doch schon nach 14 Punkten ist Sense und O’Sullivan erspielt sich einen Vorsprung von 59 Punkten bei noch 51 auf dem Tisch. Hull bekommt aber keinen Snooker zustande, um wirklich Druck aufzubauen und am Ende hat der Favorit die Nase vorn. Die von Brendan Moore geschiedsten Spiele werden also doch nicht alle mit einem Decider entschieden.

Die drei Ms am Tisch

Die Dark Mavis Lady freut sich natürlich genauso wie Dark Mavis, ihn hier am Tisch zu sehen. Sein Spiel gegen Martin Gould wird von Maike Kesseler geschiedst. Wir sind froh, dass Maike mit zähen Frames keine Probleme hat, denn was die beiden uns als ersten Frame servieren, „fühlt sich“ laut Pseudo-Rolf auf Twitter „an wie fünf.“ Nach zwanzig Minuten ist der Tisch total unaufgeräumt, keine Farbe liegt mehr auf ihrem Punkt und es steht 10-1 für Gould. Erst gefühlte Stunden später macht er das 1-0 sicher. Den zweiten Frame holt er sich mit einem Century von 103. Doch wie im ersten Spiel gibt es auch hier den Ausgleich: Dark Mavis holt sich mit schönen Breaks von 80 und 91 die nächsten beiden Frames. Nach erneuter Führung von Gould kann Davis auch zum 3-3 ausgleichen und es gibt den Entscheidungsframe, den ich schon im ersten Spiel sehen wollte.

Dieser Frame geht so oft hin und her, dass ich fast den Überblick verliere. Dark Mavis spielt einen tollen Split, nur um die darauffolgende Rote zu verschießen. Doch er kommt wieder an den Tisch: Beim Stand von 34-23 hat er beste Chancen auf den Frame- und Matchgewinn, doch ein fieser Kick lässt die Rote meilenweit neben das Loch laufen. Jetzt scheint alles für Gould zu sprechen. Er geht in mit der letzten Roten in Führung, braucht die Farben bis hoch zu Blau – und verschießt Gelb. Die Dark Mavis Lady schöpft wieder Hoffnung. Bis Dark Mavis den Spielball versenkt. Danach braucht Gould noch drei Anläufe, um den Sack zuzumachen.

Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich mir ein anderes Gruppenfinale gewünscht habe. Zwei meiner drei Lieblingsspieler sind ausgeschieden und zu allem Überfluss hat ITV4 Stephen Hendry angeheuert.

Aber Schluss mit dem Gememme, jetzt muss ich mal rüber an den Bildschirm, wo sich Gould jetzt mit The Rocket rumschlagen darf. Und ich muss mir die despektierlichen Kommentare dieses schottischen Snookerspielers im Ruhestand anhören. Ich hoffe ganz stark, dass Alan McManus heute Abend auch noch einmal in die Box darf. Erweist er seinen Spielerkollegen doch immer den nötigen Respekt.

Aktualisierung: O’Sullivan gewinnt relativ glanzlos gegen ebenso glanzlosen Gould mit 6-2. Anschließend sagt er, er hätte besser gespielt als in der bisherigen Saison, aber er müsste seine Form noch verbessern, um wieder Turniere zu gewinnen.

Jede*r möge sich seinen Teil denken.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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