Diese WM ist irgendwie seltsam. Das höre ich mich eigentlich jedes Jahr sagen. Woran mache ich es dieses Jahr fest? Am Ausscheiden von Neil Robertson, Mark Selby oder Barry Hawkins? Auch, ja. Aber vor allem, weil ein Rekord nach dem anderen purzelt, wie ich gerne meine überschüssigen Pfunde purzeln sähe.
Was bisher geschah
Über die zwei Maximumbreaks in einem Spiel von Jackson Page in der Qualifikation hatten wir schon berichtet. Und dann kam Zak Surety und feierte sein Crucible-Debüt mit historischen VIER Centuries. Ihm nutzte das am Ende freilich genauso wenig zum Matchgewinn wie Altmeister Mark Allen wenig später.
147er Rekord
Der Nordire lag mit 2–10 gegen Chris Wakelin hinten, als ihm das perfekte Break gelang. Damit sichert er sich einen zusätzlichen Geldbetrag über 40.000 Pfund für das Maximum. Weiteres Geld wäre je nach Turnierverlauf noch möglich.
Allen ist damit der erste Spieler, der in jedem Triple-Crown-Turnier ein Maximum geschafft hat: 2016 bei der UK Championship, 2024 beim Masters und jetzt bei der Weltmeisterschaft. Ein Alleinstellungsmerkmal, auf das er vermutlich gerne verzichtet hätte, wenn er dafür das Match gewonnen hätte.
Rekord-Serie von Brecel: 11 Gewinnframes in Folge
Als nächstes trug sich Luca Brecel (und unfreiwilliger Weise Ding Junhui) in die Geschichtsbücher ein. Nachdem der dienstälteste Chinese der Tour die Partie mit einer 141 eröffnet hatte, lief bei ihm kaum noch etwas. Sein belgischer Kontrahent ließ danach zwar durchaus noch Chancen für Ding zu, welche dieser aber faktisch nicht nutzen konnte. Elf Frames in Folge gewann der Weltmeister von 2023: Neuer Rekord (Ergänzung nach Exilberliners Kommentar: für ein Best-of-19-Match). In dieser Zeit gab es frameübergreifend gerade einmal 46 Punkte für den Chinesen.
Es gelang Brecel allerdings nicht, den Vorsprung innerhalb der zweiten Session über die Ziellinie zu bringen. Am Ende stand es 12-4. Für heute Abend ist Luca Brecel sicherlich gewarnt: Er selbst hatte einen klaren Rückstand schon einmal mit einem neuen Rekordwert aufgeholt: 2023 im Halbfinale gegen Si Jiahui (wir berichteten auch davon ).
Sein damaliger Gegner hat heute Nachmittag gegen Ben Woollaston in einem attraktiven Match 13-10 gewonnen und bekommt es vermutlich im Viertelfinale mit Ronnie O’Sullivan (12-4 gegen Pang Junxu nach der zweiten Session) zu tun. Die letzten Bälle im Match Si-Woollaston könnt ihr hier gucken.
Einhundert Centuries und Zweitausend Frames
Persönlicher Rekord für John Higgins: In seinem Match gegen Xiao Gudong (13-12) war der 21. Frame zugleich sein 2.000ster Frame im Crucible Theatre. (Dass er ihn mit einem Break von 84 gewann, sei der Chronistenpflicht wegen erwähnt).
Judd Trump schaffte „nebenbei“ im Match gegen Shaun Murphy (Endstand 13-10) sein 100. Century-Break der laufenden Saison. Damit ist er der erste Spieler, dem diese Leistung zweimal gelungen ist. Seine persönliche Bestmarke von 102 aus der Saison 2019/20 bzw. der bisherige Höchststand 103 von Neil Robertson 2012/14 könnten noch erreicht werden.
Ein weiterer Rekord wird dieses Jahr vermutlich auch noch fallen: Die Gesamtzahl der bei einer Weltmeisterschaft gespielten Century-Breaks. Schon jetzt ist laut WST der bisherige Rekordwert (225) vom vorvergangenen Jahr übertroffen, wenn wir die Qualifikationsspiele mit einrechnen.
Rekord-Nachtrag
Ich hatte den Text schon fertig, da fiel mir ein weiterer „Rekord“ ein, den ich in meinen Notizen zwar stehen hatte, ihn aber wieder vergaß: Zhao Xintong gilt als der erste Amateur, der es bis ins WM-Viertelfinale geschafft hat. Diese Aussage ist allerdings nur bedingt richtig. Der 28jährige Chinese war vor einer Sperre 2023 ein Top-8-Spieler und hat die Zeit seiner Sperre offensichtlich gut genutzt, sich in Form zu halten. Es ist deshalb keine „rekordverdächtige Leistung eines Amateurs“, die er hier zeigt, nachdem er sich über die Q-Tour seinen Profistatus für nächste Saison zurückgeholt hat.
Alle Matches, die gerade laufen oder noch bevorstehen, findet ihr auf unserer Turnierseite. Die Sendezeiten von Eurosport stehen hier. Der andere Tisch läuft auf Discovery+. Mehr Neuigkeiten von den Matches bei unseren Kolleginnen von Total Clearance.
ich kann mich ja täuschen aber die elf frames hintereinander sind vielleicht für Brecel ein Rekord, aber nicht für die WM, denn da hat ja Ronnie in 2008 im Halbfinale zwölf in Folge gegen Hendry gewonnen….
ich finde die diesjährige Weltmeisterschaft unwahrscheinlich spannend, einige Spieler haben über ihr normal Niveau gespielt, und ander haben ihre Favoriten Rolle demonstriert, ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht und verfolge die Matches bis zum Endspiel
Hallo, weiß Sascha nicht ob er, sie, es männlich, weiblich oder divers ist?
Allein die Bezeichnung, einer bekannten, Person mit Gendersternchen, hat mir die Lust auf einen bestimmt interessanten Artikel vermißt.
Vielleicht ist Sascha ja auch eine nicht-binäre Person, die sich selbst mit Gendersternchen schreibt? Oder fühlt sich bei der genderinklusiven Version „mitgemeint“? Oder vielleicht ist es der Technik geschuldet, die das Wort ‚Autor*in‘ automatisch hinschreibt?
Wie auch immer ist es natürlich schade, dass du deshalb den Artikel verpasst.
@Exilberliner: Wir haben beide Recht. In absoluten Zahlen ist Dein Einwand völlig korrekt. Meine Darstellung bezieht sich auf Bo19. Ich habe das im Text entsprechend ergänzt.
@Hallo
Wem das Geschlecht des Autors (bewusst nicht gegendert) wichtiger ist als der Text, den die Person verfasst hat, den möchte ich nicht als Leser meiner Texte haben. Aber wenns Dich glücklich macht: Ich bin ne kleine cis-hete Kategorie alter weißer Mann und ich werde alles in meiner Macht stehende tun, damit weiter anständig gegendert wird. Insofern ist das mit „Gastautor*in* völlig in Ordnung, weil es ist sowas von unwichtig, wenn man die Prioritäten richtig setzt.
Ich finde die diesjährige WM auch sehr spannend und teilweise überraschend. Dass alle Viertelfinalisten des letzten Jahres gleich am Anfang ausgeschieden sind zum Beispiel. Oder Ben Woollaston, den ich bisher eher als „spielt manchmal auch irgendwo in der Vorrunde mit“ wahrgenommen hatte und der mich sehr positiv überrascht hatte. Spannende Matches auf Augenhöhe bis zum Decider, ein Ronnie, der wieder voll da ist… was will man mehr? Bitte mehr von solchem Snooker!
P.S.: Wer wegen einem * in der Kopfzeile interessante Artikel nicht liest, macht sich vermutlich auch sonst gerne das Leben unnötig schwer… ;-)