Ronnie O’Sullivan die neue Nr. 1 der Welt

O'Sullivan Robertson Tour Championship 2019
Ronnie O'Sullivan und Neil Robertson vor dem Finale der Tour Championship. © World Snooker/Tai Chengzhe

Mit dem Tour-Championship-Titel, den er sich am Sonntag im Finale gegen Neil Robertson holte, setzte sich Ronnie O’Sullivan zum ersten Mal seit 2010 wieder an die Spitze der Weltrangliste.

Nachdem O’Sullivan in dieser Saison gefühlt kaum gespielt hat, mag das ein wenig überraschen. Doch seine Taktik von „Pick & Chose“, was die von ihm gespielten Turniere betrifft, ist einfach effizient. Die Tour Championship brachte ihm 150 000 £, sein Players Championship-Titel Anfang des Monats 125 000 £. Von 23 möglichen Turnieren hat O’Sullivan an zehn teilgenommen, davon hat er fünf gewonnen, war zweimal Runner-up und ist einmal erst im Halbfinale gescheitert (gegen Mark Davis, falls das jemand vergessen haben sollte). Warum sollte er sich da für potentielle 25 000 £ nach Gibraltar aufmachen oder für 32 000 £ beim Shootout rumhampeln?

1000 Centuries für O’Sullivan

Es war absehbar, dass der Rekord in dieser Saison fallen würde und O’Sullivan hatte im Vorfeld verkündet, er würde nach dem 999. alle Welt Ewigkeiten darauf warten lassen. Und er würde es definitiv bei einem Eurosport-Turnier spielen. Doch wann hat der Ronald schon mal seine Verkündungen in die Tat umgesetzt?

Denn allen anderslautenden Vorankündigungen zum Trotz machte er im Finale der Players Championship (das nicht von Eurosport UK übertragen wurde) Century Nr. 999 und komplettierte seine 1000 Century-Breaks dann im letzen Frame. Diesen Rekord wird so schnell wohl kein Spieler brechen, denn an zweiter Stelle steht mit Stephen Hendry immer noch ein Spieler im Ruhestand. An Ronnies Reaktion ist zu sehen, dass ihm dieser Meilenstein durchaus etwas bedeutet.

Kaum Rekorde übrig

Die meisten Maximumbreaks und Centuries, die meisten Weltranglistentitel (36, gleichauf mit Hendry), der älteste Spieler an Nr. 1 seit Ray Reardon, das meiste Preisgeld, das ein Spieler je verdient hat … was soll da noch kommen? O’Sullivan betont in Interviews häufig, dass ihm die Nummer eins der Weltrangliste nicht viel bedeutet. Deshalb können wir davon ausgehen, dass er Mark Selbys Rekord von 1.000.000 Tagen (ok, es waren nur 1506) an der Weltspitze nicht angreifen wird. Aber eine Sache ist da doch noch …

O’Sullivan WM-Favorit?

Genau. Die WM-Titel. Und zwar Stephen Hendrys sieben WM-Titel. Um diesen Rekord wenigstens einzustellen, muss O’Sullivan noch zweimal den größten Titel der Snookerwelt einfahren. 2013, als er nach einem quasi spielfreien Jahr seinen Titel verteidigte, schien es mehr als wahrscheinlich, dass er das schaffen wird. Doch seitdem er 2014 gegen Selby im Finale verlor – das erste WM-Finale überhaupt, dass er verlor – ist die Wahrscheinlichkeit von Jahr zu Jahr etwas gesunken. Viele behaupten ja unermüdlich nach jeder Niederlage, dass er einfach nicht wollte. Doch bei seinen WM-Auftritten können das nur Leute behaupten, die absolut keine Ahnung vom Snooker haben. Denn meistens ging er mit einer guten Form und Motivation ins Turnier, doch fehlte ihm einfach der lange Atem, der für den Gewinn eines WM-Titels nötig ist.

Wie in jedem Jahr spekulieren wir also wild, wie sich O’Sullivan dieses Mal bei der WM schlagen wird. Nach dem, was wir in den letzten Wochen von ihm gesehen haben, können wir davon ausgehen, dass er auch bei der WM mit vollem Einsatz antreten wird. Wenn er seine kämpferischen Qualitäten zum Beispiel aus dem Halbfinale der Tour Championship gegen Judd Trump in Sheffield an den Tag legen kann, das Ganze gepaart mit etwas Durchhaltevermögen, dann könnte es in diesem Jahr etwas werden mit dem 6. Titel. Oder auch nicht. Bei Ronnie wissen wir ja nie wirklich, woran wir sind.

Was ihm aber nicht mehr zu nehmen ist: Die einstimmige Wahl des Snookerblogkollegiums zum Player of the Month (März).

Was ohne O’Sullivan los war

Judd Trump gewann den World Grand Prix, Neil Robertson die Welsh Open und Thepchaiya Un-Nooh das Shootout. Bei den Indian Open holte sich Matt Selt seinen ersten Titel, Stuart Bingham gewann die Gibraltar Open und Martin Gould die Championship League.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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