O’Sullivan und Allen im Finale der UK Championship

O'Sullivan UK Championship 2018
So bergauf musste Ronald im Semifinale der UK Championship aber nicht spielen. © World Snooker/Tai Chengzhe

Mit ihren Siegen über Tom Ford und Stuart Bingham haben sich Ronnie O’Sullivan und Mark Allen ihren Platz im Finale der UK Championship 2018 gesichert. Sie treffen morgen um 14 Uhr aufeinander.

Wer war nochmal Tom Ford?

Der 6–1-Sieg des Titelverteidigers sieht nach einer ziemlichen Klatsche für seinen Kontrahenten aus. Dabei hat Tom Ford hier einige eindrucksvolle Bälle gespielt, besonders seine Longpots konnten sich sehen lassen – nicht umsonst zeigt seine Lochquote hier 100%. Um ehrlich zu sein hat er das Spiel mit vermeintlich leichten Bällen verloren. Mehrere Chancen hat er sich mit tollen Bällen erarbeitet, um sich dann mit einer Schwarzen vom Punkt oder einer völlig unnötig verfehlten Roten selbst ins Aus zu schießen.

Tom Ford, als Nr. 33 der Weltrangliste in dieses Turnier gestartet, fliegt manchmal so ein bisschen unter dem Radar. In seiner Karriere hat er bisher nur zwei PTCs gewonnen. Und dann haut er zwischendurch einen raus, wie zum Beispiel beim German Masters 2017. Bei den diesjährigen UK Championships kam er durch Siege über Robert Milkins, Alan McManus, Lu Ning und Joe Perry ins Halbfinale.

Ronnie O’Sullivan zum 4. Mal in Folge im Finale der UK Championship

O’Sullivan hatte mehr mit den Spielball als mit seinem Gegner zu kämpfen. Es sah nicht alles besonders flüssig aus, was er hier hinlegte. Doch er krumpelte sich trotz verlorener Stellung die Breaks zusammen und machte zudem ein schönes Century. Dies ist mal wieder eins der Turniere, wo an keinem Punkt ein Zweifel aufkam, dass O’Sullivan das Ding hier gewinnen möchte. Bei seinen Siegen gegen Luke Simmonds, Zhou Yuelong, Jack Lisowski, Martin O’Donnell und Tom Ford hat er insgesamt nur vier Frames abgegeben. Lediglich Ken Doherty in Runde zwei setzte ihm hier ernsthaft etwas entgegen. Der hatte im Vorfeld gesagt, dass er nicht vorhätte, sich vor O’Sullivan zu verkriechen und war prompt 4–1 in Führung gestürmt. Nach einem Ronnie-Comback von fünf Frames in Folge, erzwang Doherty sogar noch einen Entscheidungsframe. Es gibt bestimmt eine Menge Leute, die das Spiel genauso spannend fanden wie ich!

„Das Wichtigste ist Beständigkeit“, sagte O’Sullivan nach dem Spiel und daran mangelt es nun wirklich nicht. Die UK Championship sind erst sein fünftes Turnier in dieser Saison. Viermal davon erreichte er das Finale (nur, falls es jemand vergessen hat: Einmal scheiterte er im Halbfinale – an Mark Davis), zweimal war er am Ende der Sieger. O-Ton Ronnie: „So gewinne ich Selbstvertrauen.“ Das glauben wir gerne. Später sagte er noch: „Ich freue mich auf das Finale. Es nimmt mir ein bisschen den Druck, denn es wird ein 50/50-Match, egal, gegen wen von den beiden. Viele Leute denken ja, ich hätte eine leichte Auslosung gehabt. Ich hatte keine leichte Auslosung. Es waren harte Spiele. Manche hab ich vielleicht etwas leichter gemacht, weil ich gut gespielt habe.“

Mark Allen und Stuart Bingham: Zwei Männer in Form

Beide Halbfinalisten hatten sich bei diesen UK Championship bisher in bester Form präsentiert und so wurde allerseits ein knappes, spannendes Spiel (im Volksmund auch „Kracher“ genannt) erwartet. Doch leider konnte nur einer hier weiterkommen. Das bedauerte besonders Terry Griffiths, der beide Spieler coacht und es überhaupt nicht mag, wenn zwei seiner Spieler gegeneinander spielen müssen.

Mark Allen machte zum Auftakt eine 99, dann folgte ein zerhackter Frame mit Chancen für beide, ein Zwei-Besuche-am-Tisch-Gewinnframe und noch ein ziemliches Stückwerk – alle drei mit Bingham als Sieger, der mit einem 3–1 in die Pause ging. Bingham spielte einen anständigen Standard, Mark Allen zeigte Nerven, verfehlte und spielte schlechte Safeties.

Nach der Pause dann zuerst ein umgekehrtes Bild: Bingham verfehlte eine Rote, die vielleicht eine Kombination werden sollte – Allen machte eine 104, das erste Century des Spiels. Doch Bingham antwortete postwendend ebenfalls mit Century und stellte die Zwei-Frame-Führung wieder her. Den siebten Frame, ein Fehler-und-Miscue-Festival, konnte Allen holen, ebenso wie den achten und den neunten, jeweils mit zwei Breaks. Im zehnten Frame legte Bingham vor und Allen nutzte die Chance nicht, als er sie bekam. Und so bekam dieses Spiel seinen verdienten Entscheidungsframe. Hier versenkte Bingham zweimal den Spielball und Allen machte 40 Punkte, bevor er sicher aussteigen musste. Nach ein bisschen Hin und Her servierte Bingham Allen dann durch viel Pech die Chance zum frame- und matchgewinnenden Break.

Stuart Bingham hatte auf dem Weg hierher James Wattana, Kurt Maflin, David Gilbert, Akani Songsermsawad und Kyren Wilson nach Hause geschickt. Dabei hatte er einen Haufen hoher Breaks gespielt, unter anderem das bisherige höchste Turnierbreak von 145 und dazu noch ernsthafte Maximumversuche gemacht. Damit hat er maßgeblich zu den bisherigen 133 Centuries des Turniers beigetragen (zum Vergleich 2017/99, 2016/105, 2015/104, 2014/92).

Mark Allens Weg ins Halbfinale führte über Basem Eltahhan, Rory McLeod, Hossein Vafaei, Neil Robertson und Stephen Maguire. Er machte im Viertelfinale sein 400. Century und steuerte auch sonst noch einige Centuries zu den 133 bei.

Und so sah die Snookergemeinde das Spiel vor dem Spiel.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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