Ausgerechnet an seinem Geburtstag gewinnt Mark Williams seinen 23. Ranglistentitel bei der WST Pro Series. Nach sechs Siegen aus seinen ersten sechs Begegnungen in der Finalgruppe stand er bereits vorzeitig als Turniersieger fest.
Nach der Championship League (1) im Herbst war die WST Pro Series schon das zweite Ranglistenturnier in diesem Jahr mit einem Gruppenformat. Dort spielten Kyren Wilson und Judd Trump ein normales Finale aus. Der Titel bei der WST pro Series wurde jedoch an den Sieger der Finalgruppe vergeben: Mark Williams gewann sechs seiner sieben Head-to-Heads und damit mehr als alle anderen.
Ein Nachmittag der verpassten Chancen
Nach dem World Grand Prix, dem German Masters und den Gibraltar Open spielte Jack Lisowski bereits zum vierten Mal diese Saison im „Finale“ der WST Pro Series um den Titel mit. In einem Interview gegenüber Worldsnooker bekräftigte er seine Titelambitionen kürzlich: Er wolle in den nächsten Jahren Trumps Rivale werden. Doch heute blieb er abermals ohne Glück. Er konnte kein einziges seiner Head-to-Heads gewinnen und wurde am Ende nur Gruppenletzter. Im ersten Frame gegen Carter war er sogar zunächst auf Maximum-Kurs. Der Versuch endete nach 7 Roten und 7 Schwarzen, Carter stahl dann auch den Frame.
Auch ein anderer Spieler versuchte sich an einem Maximum-Break. Ebenfalls war der Gegner Ali Carter. Im ersten Frame der Begegnung lochte Xiao Guodong 13 Rote und 13 Schwarze. Die verbleibenden Bälle lagen günstig. Allerdings war es nicht leicht, von der nächsten Roten wieder Stellung auf Schwarz zu bekommen. Beim Versuch passierte ihm ein Misscue. Das Break endete leider als normales Century mit 104 Punkten.
Bingham muss den langen Weg zur Weltmeisterschaft
Besonders glücklich dürfte an diesem Wochenende Anthony McGill sein. Joe Perry, Zhou Yuelong und Stuart Bingham hatten alle noch die Möglichkeit, sich mit genug Preisgeld die Qualifikation für die Weltmeisterschaft zu ersparen. In der provisorischen Rangliste lag Anthony McGill auf dem letzten Platz innerhalb der gesetzten Top 16. Er selbst war im Januar bei der WST Pro Series nur Vorletzter seiner Gruppe geworden. Nun musste er hoffen, dass ihn niemand mehr einholen würde.
Für den ehemaligen Weltmeister Stuart Bingham wäre es mit einem Turniersieg heute noch möglich gewesen. Doch mit zwei Niederlagen startete er nicht gut in die Finalgruppe. In seiner vierten Begegnung unterlag er dann Sam Craigie und als Mark Williams anschließend seinen fünften Sieg einfuhr, waren auch alle theoretischen Möglichkeiten dahin. Nun wird Stuart Bingham zwei Siege in der Qualifikation brauchen, um auch in diesem Jahr im Crucible dabei zu sein.
Die Begegnung zwischen Williams und Carter stellte die Weichen
Als einzigem Spieler der Finalgruppe gelang es Mark Williams seine ersten drei Head-to-Heads zu gewinnen. Sein engster Verfolger in der Tabelle war zu diesem Zeitpunkt Ali Carter mit zwei Siegen. In der vierten „Session“ trafen sie aufeinander. Das war eine gute Gelegenheit für Williams, sich weiter abzusetzen und für Carter, sich auf Platz 1 der Tabelle zu schieben. Carter gewann den ersten Frame, doch Williams holte sich anschließend den zweiten.
Im dritten Frame sah es gut für Williams aus. Doch im Break nach 58 Punkten verschoss er unerwartet eine Rote. Carter bekam die Möglichkeit mit einer Clearance den Frame noch zu stehlen. Doch nach zweimal Rot und Schwarz snookerte er sich hinter Pink auf alle vier verbliebenen Roten. Er foulte und ließ dabei einen leichten Einsteiger für Williams liegen. Damit war die Begegnung entschieden und Williams dem Titel ein Stückchen näher.
Sam Craigie war der letzte Herausforderer
Mit Judd Trump, Kyren Wilson, Mark Williams und Jack Lisowski waren die Hälfte der Finalteilnehmer aktuelle Top-16- Spieler. Drei weitere Spieler aus den Top 32 ergänzten die Gruppe: Stuart Bingham, Ali Carter und Xiao Guodong. Der größte Außenseiter in der Gruppe war Sam Craigie.
Schon bei der Corona-Championship League im Juni 2020 hatte er gezeigt, dass ihm Gruppenformate liegen. Bei der WST Pro Series erreichte er nicht nur die Finalgruppe, sondern blieb auch der letzte Konkurrent von Mark Williams um den Titel. Er gewann vier seiner ersten fünf Begegnungen. Nur gegen Williams unterlag er. Da Williams parallel gegen Xiao Guodong gewann, brauchte Craigie im vorletzten Spiel einen Sieg gegen Carter. Im dritten Frame war er im Break. Nach dem Split blieb der Spielball in der Nähe der Ecktasche liegen, sodass die nächste Rote nicht leicht zu lochen war. Er verschoss und überließ Carter den offenen Tisch, der den Frame aus dieser Chance gewann.
Am Ende des Tages landete Craigie hinter Williams und Carter auf Platz 3 der Tabelle. Das Preisgeld, was er damit insgesamt bei der WST Pro Series erspielt hat, dürfte für ihn den Verbleib auf der Tour bedeuten. Glückwunsch zu dieser Leistung.
Also have to give a shout out to Sam Craigie for his efforts in this competition – third place in the final group and a huge step towards finishing the season inside of the top 64.
— Matt (@ProSnookerBlog) March 21, 2021
WST Pro Series Titel für immer noch gefährlichen Mark Williams
Damit stand Mark Williams bereits vor der letzten Begegnung als Turniersieger fest. Zwar unterlag er abschließend Stuart Bingham, doch nach dessen zwei Century Breaks war es Mark Williams, der als erster die Trophäe der WST Pro Series heben und diesen Titel seiner beachtlichen Sammlung hinzufügen durfte.
Auch sein Siegerinterview gab er schon vorab. Er sprach darüber, dass er seit seinem Weltmeistertitel niemandem mehr etwas beweisen müsse, nicht mehr so viel trainiere wie früher und Snooker einfach nur noch genieße. Aber er sei immer noch gefährlich, hört selbst rein: (Keine Sorge, er ist bekleidet.)
Auch Mark Williams ist von dem Format als Ranglistenturnier nicht begeistert. Er selbst sieht seinen Titel bei der WST Pro Series gar nicht als weiteren Ranglistentitel an. Falls ihr es verpasst habt, könnte ihr nochmal unsere Einschätzung über ein Gruppenformat mit Kurzdistanzen als Ranglistenturnier nachlesen.
Ansonsten geht es kommende Woche – allerdings ohne Mark Williams – mit den besten acht Spielern der Saison bei der Tour Championship weiter. Alle Matches werden dort über Best-of-19 gespielt.