„Warum gibt es keine Frauen im Snooker?“

Erfolgreiche Frauen im Snooker: Schwarz-weiß-Foto von einer jungen, weißen Frau und einem älteren Herren. Sie hält einen Glaspokal in der Hand.
Allison Fisher 1991 © World Women’s Snooker

In diesem Artikel geht es um Frauen im Snooker. Warum gibt es angeblich keine? Wir beantworten hier die meistgestellten Fragen, die uns immer wieder begegnen.

Wer sich ein bisschen auf Social Media herumtreibt, wird diese Fragen kennen. Sie werden dort regelmäßig gestellt. In Massen. Bei so vielen Fragen scheint der Bedarf an Antworten groß zu sein. Wir möchten deshalb dieses schwarze Loch der Ahnungslosigkeit mit Wissen füllen und die wichtigsten dieser Fragen hier beantworten. (aktualisiert am 10.09.2025)

„Warum gibt es keine Frauen beim Snooker?“

Diese Frage kommt relativ häufig vor. Wir fragen uns: Wieso nehmen eigentlich so viele Menschen an, dass es keine Frauen im Snooker gibt? Nach dem Motto: Was ich nicht sehe, ist nicht da. Und zugegeben sind sehr wenige Frauen im Snooker zu sehen. Aber trotzdem … Es gibt doch genug Internetz, um da mal mehr mit zu machen, als ahnungslose Fragen reinzuschreiben. Zum Beispiel „Frauen“ und „Snooker“ in eine Suchmaschine eingeben, auf SnookerPRO lesen oder Wikipedia zu Rate ziehen.

Meine Antwort: Natürlich gibt es Frauen beim Snooker. 1981 wurde World Women’s Snooker (damals noch World Ladies Billiards and Snooker Association) gegründet und es gibt eine World Women’s Tour. Die ersten Frauen auf der Main Tour von World Snooker Tour waren im Mai 1991 Allison Fisher, Ann-Marie Farren, Karen Corr, Stacey Hillyard and Georgina Aplin. Momentan spielen auf der Main Tour Reanne Evans, Mink Nutcharut, Ng On Yee und die amtierende Weltmeisterin Bai Yulu. Rebecca Kenna und Baipat Siripaporn waren zwei Jahre Profi, verloren aber ihre Tourkarten wieder. Außerdem gibt es unzählige Amateurinnen auf der ganzen Welt.

„Warum dürfen Frauen mitspielen, wenn sie nie ein Spiel gewinnen?“

Dies ist natürlich eine rhetorische Frage, die im Grunde gar keine Antwort erfordert. Das ist klassisches Trolling, um den Frauen das Recht abzusprechen, auf der Main Tour zu spielen. Das Argument lautet: Sie seien zu schlecht.

Meine Antwort: Alle, die sich auf irgendeinem Weg für die Tour qualifizieren, dürfen unabhängig von ihrem Geschlecht so gut oder schlecht spielen wie sie können oder wollen.

Außerdem haben schon viele Frauen Spiele auf der Main Tour gewonnen. Stacey Hillyard zum Beispiel hat in der Saison 1991/1992 acht Spiele gewonnen. Stephen Hendry hat in der zurückliegenden Saison noch nicht einmal acht Frames gewonnen, geschweige denn ein einziges Match.

Mit ihrem 5–4-Sieg gegen Sukhbir Grewal beim Dubai Duty Free Classic im Juli 1991 gewann Allison Fisher als erste Frau ein Profi-Match. Ihr folgte im gleichen Turnier Stacey Hillyard, die sich mit drei Siegen als erste Frau für die Endrunde eines Profi-Turniers qualifizierte. Erst in der zweiten Hauptrunde schied sie gegen Alex Higgins aus.

Evans mit drittem Frühling

Reanne Evans qualifizierte sich 2013 mit einem Sieg gegen Thepchaiya Un-Nooh als erste Frau für die Endrunde eines Ranglistenturniers, des Wuxi Classic. Zwischen 2017 und 2023 gewann sie weitere drei Spiele. Einen guten Lauf nach langer Durststrecke hatte sie mit Siegen in den Qualifikationen zum German Masters 2024, Welsh Open 2025, Wuhan Open und den British Open. Beim Saudi Arabia Masters 2025 gewann sie die ersten beiden Spiele.

Ng On Yee hatte schon 2022 drei Siege einfahren können, unter anderem gegen Wu Yize und Ken Doherty. 2025 gewann sie mit einem Sieg und zwei Unentschieden ihre Gruppe und erreichte die zweite Phase der Championship League. Dort gewann sie noch eine Partie. Bei den English Open konnte sie ihre Partie zwar nicht gewinnen, spielte aber mit einer 137 das höchste Break, das jemals einer Frau auf der Main Tour gelang.

Mink Nutcharut gewann bei den Northern Ireland Open 2022  mit 4–2 gegen Mitchell Mann und bei der UK Championship 2023 mit 6–3 gegen Adam Duffy. 2024 gelangen ihr in der Championship League zwei Unentschieden gegen Fan Zhengyi und Zhou Yuelong. Beim Saudi Arabia Masters gewann sie ihr Erstrundenmatch ebenso wie bei der Qualifikation zu den English Open. Auch bei der 2025er Ausgabe der English Open gewann sie (als Nr. 103 der Rangliste) ihr erstes Match (gegen Robbie McGuigan, Nr. 81).

Bai Yulu bringt ein neues Niveau auf die Tour

Bai Yulu gewann bei der Qualifikation zu den UK Championship 2024 jeweils 6–4 gegen Farakh Ajaib und Jamie Jones (57ster der Weltrangliste). Als erste Frau erzielte sie beim anschließenden Erfolg über Scott Donaldson drei aufeinanderfolgende Siege bei einem Ranglistenturnier. Kurz darauf gewann sie beim Shoot-Out ihr Erstrundenmatch gegen Jamie Clarke und eine Woche später in der Qualifikation zum German Masters 2025 gegen Liam Pullen.

In der Championship League 2025 spielte sie drei Unentschieden – unter anderem gegen Gary Wilson. Im Juni qualifizierte sie sich für die Endrunde der British Open und im September gewann sie ihr erstes Match bei den English Open. Im Oktober zog sie in der Quali zu den Scottish Open mit einem Whitewash gegen Kreishh Gurbaxani in Runde zwei ein.

Siege im Amateurbereich

Bai Yulu gewann 2023 den Russian International Cup gegen ausschließlich männliche Gegner (z.B. Ivan Kakovskij, Deng Haohui, Egor Plishkin) und machte dabei Breaks von 101, 74, 61, 57, 50. Auch in der Q-School 2023 konnte sie Siege z.B. gegen Joshua Thomond verbuchen. Als Ng On Yee von der Main Tour gefallen war, konnte sie in der Asian Q-School, der WSF-Championship und der Q-Tour mehrere Siege gegen Männer verbuchen.

Auch Jessica Woods hat schon diverse Matches auf der Q-Tour gewonnen und hat dort schon die Runde der letzten 16 erreicht. Ebenso kann Lilly Meldrum auf Siege auf der Q-Tour und bei der WSF-Championship zurückblicken.

Bayarsaikhan Narantuya erreichte bei der WSF-Championship 2024 die KO-Runde mit Siegen über Bulent Fazliu and Harry Flower .

„Warum bekommen Frauen eine Wildcard und müssen sich nicht richtig qualifizieren wie die Männer?“

Die Einzigen, die momentan auf der Main Tour mit Wildcard spielen, sind Marco Fu, Socken-Weltmeister Ken Doherty und Fast-Weltmeister Jimmy White. „Richtig“ qualifizieren können sich die Aktiven über verschiedene Wege wie über die verschiedenen Q-Schools, die Q-Tour, die CBSA China Tour, aber auch verschiedene Amateurmeisterschaften und die World Women’s Tour. Das hat einerseits den Sinn, durch die Präsenz von Akiven aus diesen Ländern oder Kontinenten die Entwicklung des Sports in bestimmten Regionen zu fördern. Und das Ziel im Falle der Frauen-Tour ist die Gleichstellung der Geschlechter im Sport.

Meine Antwort: Die Frauen haben keine Wildcards bekommen. Im März 2021 wurde die World Women’s Snooker Tour offizieller Qualifikationsweg für die professionelle World Snooker Tour.

„Warum wurden die Frauen zum Mixed Doubles eingeladen, wo sie doch viel schlechter sind als viele männliche Profis?“

Facebook-Kommentare mit den nebenstehenden Zitaten von Stevens und Kenna.

Zum Vergrößern bitte klicken.

Auch diese Frage zielt darauf, den Frauen das Recht abzusprechen, irgendwo mitzuspielen. Laut Matthew Stevens fühlten sich Spielerkollegen geschädigt, weil die Frauen £10.000 Antrittsgeld für ein Wochenende bekommen haben. Rebecca Kenna fragte zurück: „Und sie fühlen sich nicht geschädigt, wenn die vier besten männlichen Spieler zu einem Turnier eingeladen werden und das Geld bekommen?“

Meine Antwort: Das Prinzip des Mixed Doubles sind Teams bestehend aus je einem Mann und einer Frau. Da viele Leute gar nicht wissen, dass auch Frauen Snooker spielen (siehe oben), wurde dieses Turnier ausgetragen, um die Frauen im Fernsehen zu zeigen. Dadurch sollen Mädchen und Frauen ermutigt werden, Snooker zu spielen. Ohne die Frauen hätte gar kein Mixed Doubles stattgefunden.

„Warum bekommen Frauen im Snooker doppelt so viele Gelegenheiten zu spielen wie die Männer?“

Meine Antwort: Diese Frage bezieht sich darauf, dass die vier Frauen auf der Main Tour auch auf der World Women’s Tour spielen können. Die Frauentour ist eine sogenannte Development Tour, eine Entwicklungstour. Wie ich vor einigen Jahren schon berichtet habe, soll die Frauentour einen Rahmen bilden, in dem Frauen sich entwickeln, gegeneinander im Wettbewerb stehen und nun auch den Sprung ins Profi-Lager machen können. Da es immer noch sehr wenige aktive Frauen gibt, ist der Standard noch nicht hoch genug, um Spielerinnen hervorzubringen, die bei den Turnieren der Main Tour bis in spätere Runden vordringen können. Da sie deshalb relativ wenige Profi-Matches spielen, dient für sie die Frauentour als zusätzliche Gelegenheit, Matchpraxis zu bekommen.

Messen mit zweierlei Maß

Diese Turniere haben ein relativ geringes Preisgeld und sind deshalb nicht wirklich attraktiv. Den Frauen diese Möglichkeit nicht zu gönnen, sagt viel darüber aus, wie (un-)willkommen Frauen im Snooker noch sind. Und dies als Benachteiligung der Männer auszugeben, ignoriert völlig die Tatsache, dass Männer über Hundert Jahre Vorsprung haben. Frauen waren lange – und sind es noch heute – vom Snooker ausgeschlossen. Ihnen werden Steine in den Weg gelegt und sie müssen dauernd mit zusätzlichen Belastungen kämpfen. Es hat sich deshalb keine breite Masse und damit auch keine Spitze herausgebildet. Alle vermeintlichen Vorteile und zusätzlichen Möglichkeiten dienen dazu, diesen Rückstand auszugleichen. Und Frauen über die nächsten Jahre in die Weltspitze zu bringen.

Und ganz davon abgesehen gibt es auch für Männer doppelte Gelegenheiten. So spielen bei der World Seniors Snooker Championship mehrere Profis. Zum Beispiel Stuart Bingham, Mark Davis, Ken Doherty, Jimmy White und Stephen Hendry. Auch Spieler wie Alfie Burden und Peter Lines, die mangels Profi-Erfolg immer mal wieder Amateure sind, spielen dort mit. Und wieder andere hüpfen rüber zum Poolbillard und spielen dort Turniere mit.

„Was hat Erfolg damit zu tun, weiß, männlich und aus UK zu sein?“

Ja, ich gestehe es lieber gleich. Diese Frage hat meines Wissens noch nie jemand gestellt. Ich habe sie mir ausgedacht. Aber ich wünschte, dass diejenigen, die die bisherigen Fragen unter Posts von World Women’s Snooker oder Spielerinnen klatschen, die sich im Chat eines jeden Live-Streams darüber das Maul zerreißen, wie schlecht die Frauen doch spielen oder uns hier mit Kommentaren nerven, mal über meine ausgedachte Frage nachdenken. Ja, ich weiß auch, dass das nicht geschehen wird.

Wenn ein Shaun Murphy oder ein Ronnie O’Sullivan eine bessere Frauentour fordern, sollten sie stattdessen mal innehalten. Vielleicht wollen die Frauen gar keine bessere Frauentour mit niedrigen Preisgeldern und wenig öffentlicher Wahrnehmung. Vielleicht wollen sie einfach die gleichen Chancen auf der Profi-Tour wie die Männer. Und dazu würde gehören, dass ihre Anwesenheit auf der Tour nicht ständig infrage gestellt wird. Dazu würde auch gehören, dass sich die männlichen Kollegen, wenn schon nicht wohlwollend und ermutigend, dann aber wenigstens nicht abwertend über die Spielerinnen äußern. Und dass die World Snooker Tour niemals und von niemandem als „Männertour“ bezeichnet wird.

Und wer jetzt den Drang verspürt „Sprachpolizei!“ zu rufen, dem möchte ich versichern, dass ich niemandem verbiete, das zu sagen. Es ist trotzdem faktisch falsch. Ihr behauptet von euch, die Frauen wirklich unterstützen zu wollen? Dann benutzt bitte keine Begriffe, die der Sache schaden.

„Ist das nicht Sexismus gegen Männer?“

Also, diese Frage führt jetzt wirklich zu weit.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. https://bsky.app/profile/lulawitzescher.bsky.social

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5 Gedanken zu „„Warum gibt es keine Frauen im Snooker?“

  1. Peter Parker

    Ich denke das ist das Problem in unserer Zeit.
    Frauen wollen alle Männer Domänen erobern. Und die besseren Männer werden. Männer wollen gar keine starken Frauen sondern lieben weibliche Attribute. Die starke Powerfrau wirkt unweiblich, stellt eine Bedrohung dar weil sie die Männlichkeit in Frage stellt. Männer sind in der Existenzkrise weil sie nicht wissen wie man mit einem Heer von Mannsweibern umgeht  ein Teufelskreis. Zum sportlichen Aspekt. Ich kenne diese leidige Debatte auch vom Tennissport. Schaue trotzdem nur Männer Tennis weil Frauen Tennis einfach nur langweilig ist!

  2. Lula Witzescher Artikelautor

    Herzlichen Glückwunsch zum frauenfeindlichsten Kommentar seit langem! 🏆

    Aber es ist natürlich auch ein Unding, dass alle Menschen die gleichen Möglichkeiten haben möchten wie Männer.

  3. Rainer

    Ich habe einen neuen Begriff gelernt: „Männertour“. Ich hatte ihn bisher noch nie, nicht in Kommentaren, Gesprächen, Artikeln oder auf Twitter gehört oder gelesen.
    Aber davon abgesehen: Vermutlich können Männer sich leichter auf ein einziges Ziel fixieren, in einen „Tunnel“ geraten, sich festbeißen, während Frauen nicht davon ablassen können, viele Dinge gleichzeitig zu bedenken. Vielleicht (ich kann mich auch irren) liegt es daran: Männer mussten in Jahrtausenden der Menschheitsentwicklung nur an die Jagd denken (durften dabei aber keinen Fehler machen) und Frauen an „alles übrige“. Das macht Männer nun wirklich nicht zu den besseren Menschen, aber vielleicht zu den besseren Snooker-Spielern. So what.

  4. Lula Witzescher Artikelautor

    Der Begriff „Männertour“ wird von Menschen, die Snooker wirklich verfolgen, auch nicht häufig genutzt. Aber mir begegnet er in der Diskussion um Frauen im Snooker doch manchmal. Und nun hat gerade Ronnie O’Sullivan mit seiner großen Reichweite ihn benutzt, deshalb fand ich es wichtig, darauf einzugehen.

    Menschen haben unterschiedliche Fähigkeiten und die Bandbreite ist da sehr groß. Manche haben längere Arme, manche können besser gucken, manche sind mental stark und lassen sich von Misserfolgen nicht so beeinflussen. Wir sehen in vielen Bereichen Frauen, die in einen Tunnel geraten und sich festbeißen können. Da es nicht möglich ist, in dieser binär denkenden Gesellschaft wirklich geschlechtsneutral aufzuwachsen, können Faktoren wie Ermutigung, bestimmte Dinge zu lernen oder nicht zu lernen gar nicht herausgerechnet werden. Deshalb ist es schwer zu bestimmen, welche Fähigkeiten angeboren und welche erlernt worden sind.

    Führt das Prinzip vom Jagen & Sammeln tatsächlich (heute immer noch) zu unterschiedlichen Fähigkeiten? Oder ist das nicht ein gesellschaftliches Vorurteil, damit Frauen sich auch weiterhin um „alles übrige“ kümmern und Männern den Rücken freihalten, damit sie sich auf eine Sache konzentrieren und richtig gut darin werden können? Das werden wir wohl erst erfahren, wenn auch Frauen der Rücken freigehalten wird und sie sich auf Snooker konzentrieren können. Das bedeutet, dass sich jemand anders um „alles übrige“ kümmern müsste.

    Daran sehen wir, dass wir auch außerhalb des Sports eine gesellschaftliche Veränderung in Richtung Gleichstellung brauchen, damit Frauen im Snooker erfolgreich sein können. Den Leistungsunterschied lediglich mit mangelnden Fähigkeiten der Frauen zu erklären, lässt diese Dinge außer Acht.

  5. Publicviewer

    Ich denke beim Snooker, ganz anders als beim Tennis, Schwimmen oder der Leichtathletik, haben die Frauen körperlich ganz ähnliche Voraussetzungen.
    Das könnte Man(n)/Frau auch schön vergleichen.
    Genau so, wie ich mich immer gefragt habe, wieso Frauen im Straßenrennsport z.B. Motorräder nie einen Stich gemacht haben?
    Die wären i.d.R. sogar leichter als die Männer…. ;-)

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