In Runde zwei der WM-Qualifikation zeigte sich, um was es hier ging. Uns wurden enge, dramatische Matches, Aufholjagden und eine 16-Rote-Clearance geboten. Målin und Lula fassen zusammen.
Aaron Hill legte gegen Haris Tahir ein glattes 10–0 hin. Zum Glück war das der einzige Whitewash der zweiten Runde, auch wenn wir anderswo knapp davor waren. Jimmy White wurde von Ashley Carty, der selbst noch in die Top 64 kommen muss, bei seiner Mission Titel vorzeitig gestoppt. Im Alte-Herren-Segment kämpfte auch Joe Perry für ein letztes Mal im Crucible. Denn er hat nun ganz offiziell sein Karriereende verkündet. Im gleichen Segment wollte auch Ken Doherty gerne nochmal in die Endrunde kommen, aber sein Segmentkollege David Lilley wusste das mit einem 10–2 zu vereiteln.
Zhao Xintong tat sich nach seinen Überfliegerauftritten gegen Long Zehuang schwerer als erwartet. Long konnte immerhin ein 8–10 herausschlagen. Zwei Spieler, die uns schon viel Nerven gekostet haben, trennten sich 10–8. Michael Holt gewann in diesem Fall gegen Oliver Lines.
Zu Lulas persönlichen Freude (sorry, Robbie McGuigan) setzte sich Mark Davis in seinem ersten Spiel durch. Solide, nicht herausragend, aber ausreichend. McGuigan war in der ersten Hälfte sogar meist in Führung, aber vier Frames in Folge beim Stand von 5–5 für Davis legten den Grundstein zum 10–7 Sieg. Matthew Stevens gewinnt ebenfalls sein erstes Match und ist vielleicht auch ein Roll-Back-The-Years-Kandidat. Davon haben wir ja so wenige.
Marco Fu mit einer ganz besonderen Clearance
Marco Fu spielte gegen Ben Mertens eine ganz besondere 139. Es war erst die siebte 16-Red-Clearance im professionellen Snooker. Hier könnt ihr es auf YouTube angucken. Und das Spiel hat er auch gewonnen. Hoffen wir, dass er nicht im nächsten Match völlig abschmiert, wie er das sonst manchmal tut.
Die (Fast-)Decider um den Platz auf der Tour
Iulian Boiko 10–9 Louis Heathcote
Boiko und Heathcote schenkten sich von Beginn an nichts. Beide spielten äußerst bedacht. In fast jedem Frame bürsteten sie mit lauter Safeties alle Roten mal wenig einladend irgendwo in eine Ecke. Zu keinem Zeitpunkt entwickelte einer der beiden etwas Momentum: maximal zwei Frames in Folge gewinnen, dann ist erstmal wieder der andere dran. In einer hart umkämpften Endphase war es Iulian Boiko, der sich durchsetzte. Heathcote ist aber noch nicht sicher runter von der Tour, er steht im Moment auf dem zweiten von insgesamt vier Quali-Plätzen über die Einjahresrangliste.
Sandersen Lam 10–9 Liam Davies
Lange sah Davies hier wie der Sieger aus. Der Youngster in seinem ersten Tourjahr ging mit 7–4 in Führung, doch Lam kämpfte sich heran und glich aus. Danach ging es mit abwechselnden Framegewinnen bis zum 9–9. Der Decider war dann die Rettung für Lams Tourverbleib.
Sunny Akani 10–9 David Grace
David Grace legte nach seinem 0–5-Rückstand ein äußerst beherztes Kommzurück hin, von dem er selber sagt, das sei das beste Snooker gewesen, das er je gespielt hätte. Acht der nächsten neun Frames gewann er nach dem 1–6, doch Sunny Akani glich wieder aus und holte den letzten Frame auf Schwarz. David Grace freut sich auf das zusätzliche Turnier, dass er nun spielen darf. See you at Q-School!
Hammad Miah 10–9 Rory Thor
Hier waren beide potentielle Abstiegskandidaten und die Nummer 80 und 81 der Rangliste gestalteten die Sache dementsprechend – ausgeglichen krampfhaft. Immerhin spielten sie je ein Century, bevor Miah seinen Tourabstieg nochmal verschieben konnte. Doch beim zwischenzeitlichen 1–8 gegen Gary Wilson in Runde drei könnte seine Reise hier zu Ende sein. Und Rory Thor kann jetzt schon für die Q-School trainieren oder nächstes Jahr Q-Tour spielen.
Allan Taylor 10–8 Jamie Clarke
Während Allen Taylor für dieses Jahr sicher ist, ging es für Jamie Clarke um den Verbleib auf der Tour. Nach dieser Niederlage steht er auf dem undankbarsten 65. Platz.
Jiang Jun bleibt vorerst auf der Tour
Für mich (Målin) hätte es dieses Jahr eine ganz entspannte WM-Quali werden können. Niemand aus dem Kreise meiner Favs ist gefährdet, von der Tour zu fallen: Iulian Boiko hat sich gerade erst qualifiziert, Zhou Yuelong ist zum Glück noch nicht so weit in der Rangliste hinabgerutscht und Oli Lines ist gemäß des Turnus erst im nächsten Jahr wieder dran. Würde ich mit allen Spieler*innen mitfiebern, die ich mag und bei denen es um ein Tourticket geht, wäre ich schon vor der Hauptrunde im Crucible völlig fertig mit den Nerven.
Der Tour Survival ist jedes Jahr einer der faszinierendsten Subplots bei der Weltmeisterschaft, daher wäre es auch schade ihn ganz zu verpassen. Ich habe mir also von allen Profis einen ausgesucht, der keiner der ganz hoffnungslosen Fälle ist und über dessen Tourverbleib ich mich sehr freuen würde. In diesem Jahr sind meine Survival-Daumen ganz besonders für Jiang Jun gedrückt.
Als er vor zwei Jahren als 17-jähriger Rookie auf die Tour kam, erschien er mir noch nicht als das große Talent. Nach einem schwachen Einstieg auf die Tour gewann er allerdings letztes Jahr bei der WM drei Matches und scheiterte erst am Judgement Day. Sein Spiel und Nervenstärke haben mich da sehr beeindruckt. Seither habe ich ein Auge auf ihn. Seine zweite Saison lief deutlich besser. Daher ist er zwar weit von den Top 64 entfernt, aber er darf sich Hoffnung machen, sich über die Einjahresrangliste zu qualifizieren.
Jiang Juns erstes Match bei dieser WM konnte ich ganz entspannt verfolgen. Mit vielen guten Breaks und insgesamt solidem Spiel behielt er gegen Andrew Higginson jederzeit die Kontrolle. In der zweiten Hälfte der ersten Session erarbeitete er sich einen Vorsprung, den er letztlich ungefährdet über die Ziellinie bringen konnte. Mit dem 10–5 Sieg rückt er vorerst unter die vier Ränge für die Qualiplätze über die Einjahresrangliste. Ob das reicht? Ein weiterer Sieg wird nicht schaden, aber von Wu Yize rechne ich mit deutlich mehr Gegenwehr. Ich werde weiter mitzittern.
Die dritte Runde mit den letzten Neueinsteigern
Heute morgen stiegen die letzten Spieler in die Qualifikation ein. Hier popelte sich Zhou Yuelong gegen German-Masters-Fan-Liebling Ishpreet Singh Chadha einen ab. Letzterer steht auf Rang 63, hat seinen Platz also noch nicht sicher für die nächste Saison auf der Tour. Gary Wilson dominiert Hammad Miah mit 8–1, während Jack Lisowski mit einem knappen 6–3 sein Scheitern gegen Zak Surety vorbereitet. Dominic Dale und Daniel Wells gestalten das Duell der Sympathieträger ausgeglichen und Yuan Sijun versucht, Perry den Crucible-Traum zu versauen.
Alle einzelnen Partien mit Spielzeiten und (Zwischen-)Ergebnissen findet ihr wie immer auf unserer Turnierseite. Die dritte Runde wird bis einschließlich Montag gespielt. Die Judgment Days für den Einzug der letzten 16 in die Endrunde finden am Dienstag und Mittwoch statt.