Heute hat Mike Dunn in der ersten Runde der China Open Alan McManus nach 1-4-Rückstand mit 5-4 geschlagen und zeigt damit weiterhin gute Form. Schon in der letzten Woche sahen wir ihn mit guten Ergebnissen beim Players Championship Grand Final, als er mit Siegen über Rory McLeod und Ryan Day das Viertelfinale erreichte.
Mike Dunn, am 20.10.1971 in Middlesbrough geboren, kam 1991 auf die Main-Tour. Seit 15 Jahren ist er ständig in den Top 60, seine höchste Ranglistenposition war die 33. Dreimal erreichte er ein Halbfinale: 2002 bei den Benson & Hedges Championship, 2014 bei den China Open und 2015 bei den Ruhr Open. 2012 hatte er schon sein Karriereende in Erwägung gezogen. Er hatte große gesundheitliche Probleme und war wegen Nierensteinen und Rückenbeschwerden mehrmals ins Krankenhaus. Ihm drohte ein Absturz in der Weltrangliste und damit der Fall von der Main-Tour.
Umso erstaunlicher war es, dass er in der Saison 2013/2014 den Verbleib auf der Tour schaffte. Nach einer unglücklichen Niederlage gegen Ali Carter bei den Welsh Open waren die World Open und die China Open seine letzten Chancen. Er beschloss, zwischen den Turnieren in China zu bleiben. Damit wollte er den Jetlag in den Griff bekommen und sich voll und ganz auf Turniere und Training konzentrieren. Bei den World Open war mit Mark Allen aber in der Runde der letzten 64 schon Schluss. Dunn dachte während des Spiels an seinen Ranglistenplatz und setzte sich damit derart unter Druck, dass er nicht viel zusammenbrachte. Danach wollte er eigentlich nur noch nach Hause, denn seine Hoffnung wurde unter extrem negativen Gedanken buchstäblich begraben.
Doch er blieb in China. Er trainierte in der World Snooker Akademie China und bot sogar zwischendurch noch einen WPBSA-Coaching-Kurs für Leute an, die selber Coach werden wollten. Er erntete großes Lob für seine Arbeit und schöpfte daraus wieder Selbstvertrauen. Bei den China Open schlug er einen seiner besten Freunde Peter Lines in Runde eins, danach Tian Pengfei und Craig Steadman und im Viertelfinale Mark Selby. Damit war sein Tourplatz gesichert und das 0-6 gegen Ding Junhui im Halbfinale war keine große Enttäuschung. In den letzten zwei Jahren zeigte er solide Ergebnisse und ist durchaus in der Lage, ab und zu ins Rampenlicht zu rücken.
Seit es ihm gesundheitlich besser geht, kann er wieder viel mehr trainieren. Er wünscht sich, fit und gesund zu bleiben und sich weiterhin auf höchstem Niveau mit anderen messen zu können. Doch auch für das Ende seiner Snookerkarriere hat er vorgesorgt. Seit acht Jahren betreibt er World Snooker Coaching, das würde er auch weiterhin tun. In China wurden ihm gut dotierte Verträge angeboten und für ihn ist das eine ernsthafte Option.
LW: Wie (un)zufrieden bist du mit deiner bisherigen Karriere?
MD: Ich hatte die Möglichkeit durch Snooker ein großartiges Leben zu führen und ich bin sehr glücklich mit dem Verlauf meiner Karriere. Ich bin seit 25 Jahren Profi, das können nicht viele von sich sagen!
LW: Welche Leistung würdest du höher einschätzen: das Erreichen der Hauptrunde der WM 2002 oder das Halbfinale der China Open 2014, das deinen Verbleib auf der Tour gesichert hat?
MD: Ich hätte wohl immer gesagt: im Crucible zu spielen. Aber jetzt sage ich, letzteres schätze ich höher ein. Vor dem Turnier war ich einen Monat lang in China und habe trainiert. Die meisten Profis haben über mich gelacht und mich für verrückt erklärt.
LW: Wie würdest du dich als Spieler beschreiben (Stil, Stärken, Schwächen etc.)?
MD: zuverlässiger Erstrundengewinner, exzellentes Lochspiel mit guten Safeties. Ich kann gut punkten, wenn es darauf ankommt, aber Century-Breaks interessieren mich nicht besonders. Die Anzahl der Centruries meiner Karriere täuscht deshalb etwas, da ich abschalte, sobald ich den Frame gewonnen habe. [Anmerkung LW: Dunn hat bisher 50 Century-Breaks gemacht und spielte bei der Qualifikation zum German Masters 2012 gegen Kurt Maflin ein wenig beachtetes Maximum-Break.]
LW: Von wem bekommst du die größte Unterstützung?
MD: An erster Stelle meine Familie. Obwohl es auch schön ist, von engen Freunden und anderen Spielern Zuspruch zu bekommen.
LW: Wessen Fähigkeiten beeindrucken dich am meisten?
MD: Mark Selby für seine Entschlossenheit, Matches herumzudrehen und ganz klar „Ronnie in full flow“.
LW: Du hast es selber erlebt, wie Gefühle wie Angst, Freude oder Erleichterung dein Spiel beeinflusst haben. Hast du diesen Effekt schon mal absichtlich genutzt? (z.B. durch eine Technik wie den Ressourcenzustand?)
MD: Ich nutze ständig paradoxe Intervention. Manchmal rechnest du fest damit zu gewinnen, spielst gut und verlierst trotzdem. Ich rede mich dann selber schlecht, um den Druck zu verringern.
LW: Was denkst du über Frauen auf der Main Tour?
MD: Ich fände es toll, wenn mehr Frauen dabei wären.
LW: Macht es für dich einen Unterschied, ob du gegen eine Frau oder einen Mann verlierst?
MD: Für mich ist es egal, ob es Mann, Frau oder Kind ist. Wenn sie gut spielen und mich schlagen, ist es einfach eine Frage der Fähigkeiten.
LW: Weißt du, was deine Fans sich von dir wünschen?
MD: Nein, ich habe keine Ahnung.
LW: Wobei packt dich wirkliche Leidenschaft?
MD: Bei den Spielen des Middlesbrough FC. Und dabei, jungen Spielern bei der Entwicklung ihrer Snookerkarriere zu helfen.
LW: Würdest du dich als glückliche und fröhliche Person bezeichnen?
MD: Ja. Ich sorge immer für gute Laune und veräpple gerne die Leute.
Als Kollege David Grace seinen Junggesellenabschied feierte, sahen wir auf Mikes Fotos auf Twitter einige Spieler in lustigen Verkleidungen, unter anderem ihn selbst als Batman.
LW: Was haben Batman und du gemeinsam?
MD: Wir sind beide nachts im Kampf gegen das Verbrechen unterwegs, treiben mit niemandem Schabernack und haben beide einen Joker. Meiner ist Mark Williams!!!
LW: Wieso hast du alle deine Follower auf Twitter verloren?
MD: Weil Mark Williams mir erzählt hat, ich könne mein Konto deaktivieren und später wieder aktivieren. 8 000 Follower waren verschwunden, weil ich auf ihn gehört habe.
LW: Gibt es irgendeine Frage, die du schon immer mal beantworten wolltest, aber die dir noch nie gestellt wurde?
MD: Nein.
Herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast. Wir wünschen dir noch eine schöne und erfolgreiche Zeit und weiterhin so gute Freunde!
Das Originalinterview hier zum Herunterladen.
Love this guy! pic.twitter.com/SforS3MJqw
— David Grace (@daveg147) March 25, 2016