Nach 25 Jahren Profikarriere holt Mark King seinen ersten Titel: Im Entscheidungsframe besiegt er im Finale der Northern Ireland Open 2016 Barry Hawkins mit 9-8. £ 70 000 und ein Sprung auf Weltranglistenplatz 22 sind die nicht unwesentlichen Beigaben zu gläsernen Trophäe.
Am Nachmittag war kurzzeitig zu befürchten, dass das Finale eine einseitige Sache werden würde. 5-1 führte Barry Hawkins zwischenzeitlich, bevor Mark King zum 5-3 aufholte. Die Anbendsession startete er mit vier Framegewinnen zum 7-5, doch Hawkins fing sich wieder ein wenig und glich aus. Der 16. Frame bot beim Stand von 8-7 ellenlanges Drama mit langem Kampf um Foulpunkte für King, dem es tatsächlich gelang, eine respotted Black zu erringen. Doch Hawkins versenkte Schwarz zum 8-8. Im Decider ging es zwischen beiden Spielern hin und her, bevor King den Frame und das Match für sich entscheiden konnte.
Im Anschluss sahen wir einen Mark King, der den Tränen nicht nur nahe war… Viele hatten ihm sein Benehmens während des Viertelfinales vorgeworfen, doch am Ende gönnten ihm wohl doch alle diesen lange ersehnten Titel. Dass er in seiner Dankesrede relativ ausführlich über seine Wett- und Spielsucht sprach, gibt angesichts der im Snooker üblichen Sponsoren zu denken.
Ein weiteres Thema, das während des Turniers ins Blickfeld rückte, waren die finanziellen Schwierigkeiten, in denen einige der Spieler offensichtlich stecken. Nicht nur Mark King sagte, dass er vor dem Turnier quasi pleite war, sondern auch Anthony Hamilton, der relativ überraschend bis ins Halbfinale kam und da an Hawkins scheiterte. Dieser sagte im Interview, er hätte Schwierigkeiten gehabt, das Startgeld für das Turnier aufzutreiben.
Mein Kollege Michael, der auch für diesen Blog schon einige Artikel verfasst hat, widersprach in der letzten Sendung von MeinSportradio.de meiner Behauptung, dass nur die ersten 32 Spieler von den Preisgeldern leben könnten und schätzte seinerseits, dass ungefähr die Hälfte der Spieler damit ihr Auskommen bestreiten können. Ich habe mal ein wenig nachgerechnet:
Platz 33, zur Zeit £112 783 Einnahmen in zwei Jahren, macht £4 700 pro Monat. Die Steuer beträgt bei diesem Einkommen 50%*, macht also £2 350. Die Spieler sagen, sie geben pro Jahr ca. £20-25 000 für Reisen, Startgeld, Hotels und Clubgebühren aus, macht £1 666. Bleiben also £680 für Sozialversicherung, Miete und Lebensunterhalt. Ohne Sponsorengelder kann kein Mensch davon auch nur einigermaßen leben.
[Als Reaktion auf die Erbsenzähler-Kritik, die ich für meine Beispielrechnung geerntet habe, gibt es an dieser Stelle jetzt eine Richtigstellung:]
Nehmen wir Mike Dunn, Platz 41 der Weltrangliste. Einnahmen in zwei Jahren: 86 875, pro Jahr also 43 440 (aufgerundet!). Bleiben nach Abzug der Betriebsausgaben von 20 000 noch 23 440. Davon gehen jetzt Steuern in unbekannter Höhe ab, irgendwas zwischen 20 und 50%, Sozialversicherung, Miete, Lebensunterhalt und Rücklagen für preisgelfreie Zeiten. Möge sich jede*r selbst ausrechnen…
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*Dieser Wert ist je nach Ort, wo das Geld gewonnen wurde, unterschiedlich. In einigen Ländern können vor Abzug der Steuer die Ausgaben abgezogen werden. Es handelt sich hier nur um eine bildhafte Rchnung, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit und 100%ige Richtigkeit hat..
Ich frage mich auch oft, wie sich einige der Spieler das leisten können. Da sind ja welche dabei wie Lee Walker, Alter 40, das erste Mal gespielt 1997 und bislang 242.000 Pfund verdient. Gerechnet auf fast 20 Jahre ist das nicht viel… Von Gary Wilson weiß ich immerhin, dass er zwischendurch auch Taxifahrer war. Viele andere werden wohl auch Nebenjobs haben.
Ist sicher kein luxuriöser Lebensstil so ab Rang 40 ;).