John Higgins hat beim German Masters 2019 gegen Yuan Sijun im Entscheidungsframe verloren. Das war für viele ein Schock, aber es war das Wie, das im Anschluss noch lange diskutiert wurde.
Sie spielten ewig auf die Farben und beim Stand von 63-56 lochte Yuan Schwarz. Es gab die üblichen Handshakes und dann passierte das …
Alle fragten sich: War das Spiel schon zu Ende, als der Spielball das Hilfsqueue berührte? Wenn das Foul gezählt hätte, wäre Punktegleichstand gewesen und es hätte eine Respotted Black gegeben. Letztlich blieb es dabei, dass das Händeschütteln zwar zu früh kam, es an der Entscheidung aber nichts mehr ändert. Wer dafür geteert und gefedert werden sollte, war für die meisten klar: Es war ein klarer Schiedsrichterfehler. Erst wenn alle Bälle zum Stillstand gekommen sind, darf das Match beendet werden.
Aber was, wenn Higgins vor dem Foul eine Geste des Aufgebens gemacht und damit … ach, lassen wir das … Auf alle Fälle hat Yuan hier nach 1–3-Rückstand einen starken Auftritt hingelegt, auch wenn Higgins keine Spitzenleistung zeigte.
Die andere dicke Überraschung war sicherlich der Sieg von Duane Jones gegen Jack Lisowski, der mit 5–2 zudem noch recht deutlich war. Jones war mit Breaks von 2×62 und 129 mit 4–1 in Führung gegangen und auch eine 110 von Lisowski konnte ihn nicht mehr vor dem Erstrundenaus retten. Jones trifft morgen um 14 Uhr auf den Hilfqueue- und Cueballgatebeteiligten Yuan.
Enttäuschendes Erstrundenmatch auch für Robertson
Keine Angst: Neil Robertson hat sein Match gegen Kurt Maflin souverän gewonnen. Die Rede ist von Jimmy Robertson, der gegen Stuart Bingham mit 5–2 gefühlt viel zu hoch verlor.
Bingham knockt gleich zu Beginn eine schöne 130 ein.Der zweite Frame dann so: Bingham verfehlt auf die Mitteltasche, Robertson popelt in den Bällen herum, macht 30 Punkte, bevor er endgültig die Stellung verliert und einen Snooker hinter Braun spielt. Geht so hin und her, dann versenkt Bingham eine wundervolle lange Rote, macht 32 Punkte, bevor er verfehlt und Robertson eine Chance liegenlässt. Der macht ein zügiges Break, bevor er wieder die Stellung verliert. Sie spielen Safeties, dann versucht Robertson zu lochen, verfehlt und lässt eine Chance für Bingham liegen. Bingham verschießt Gelb, Robertson versenkt sie. Sie spielen Safeties auf Grün. Mittlerweile liegen Pink und Braun direkt vor einer Tasche, manchmal gesellt sich noch Grün dazu. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Pink zur Unzeit fällt und es ist Bingham, der dafür die Foulpunkte kassiert. Anschließend locht er Grün und räumt dann den Tisch zum Framegewinn ab.
Wie dieser Frame lief dann auch der Rest des Matches, mal mit dem einen, aber meist mit dem anderen Sieger. Dazu noch ein paar schillernde Flukes (mal unglücklich, mal glücklich), von Bingham gefühlt 40 auf die Mitte verschossene Bälle und von Robertson ebensoviel vermurkstes Stellungsspiel. Das Ende ist symptomatisch für Robertson: Vorne liegend versenkt er Gelb … und den Spielball. Bingham räumt zum Frame- und Matchgewinn ab. Am Ende hätte es knapper sein können und Bingham muss morgen gegen den anderen Robertson bestimmt ein bisschen mehr zeigen. Oder weniger (Fehler).
Kein Maximum am Fernsehtisch
Mark Selby erreichte gegen Ricky Walden locker die zweite Runde, vergeigte aber leider im fünften Frame ein Maximum auf Gelb. Wir wissen natürlich, dass auf dem TV-Tisch beim German Masters nie ein Maximum gespielt wird. Sondern immer nur auf den nicht-gestreamten Außentischen. Das machen die absichtlich so, damit alle schön zum Live-Gucken ins Tempodrom kommen.
Schöne Viertelfinal-Paarungen beim German Masters
Abends spielten sich Mark Williams (5–0 gegen Joe Perry), Judd Trump (5–1 gegen Yan Bingtao), Stephen Maguire (5–1 gegen Robert Milkins) und Kyren Wilson (5–2 gegen Peter Ebdon) ins Viertelfinale. Morgen um 20 Uhr stehen sich Williams und Wilson sowie Maguire und Trump gegenüber.
Sowohl Williams wie auch Trump haben sich gegenüber ihren Erstrundenspielen gesteigert. Maguire machte einen ähnlich starken Eindruck wie gegen Georgiou und Kyren Wilson sollte gegen Williams besser eine Schippe drauflegen.
Und mal wieder: Benimmregeln beim German Masters
Gestern beschwerte ich mich über das rücksichtslose Getrampel und das gedankenlose Reinplatzen in die Frames. Doch das wurde heute noch getoppt. Nicht nur stiefelte jemand mit Bier und Taccos mitten im Frame in den Unterrang, nein, er fing auch noch laut knuspernd an zu essen. Doch damit hat er noch nicht mal den Rüpel-Pokal gewonnen. Denn der ging an den Herrn, der beim Klettern über die Stuhlreihen kopfüber die Tribüne runterpurzelte und damit bestimmt nicht nur Ricky Walden furchtbar erschreckte. Als er wie ein Käfer auf dem Rücken lag, konnte er vielleicht einen Augenblick darüber nachsinnen, ob die Gänge im Tempodrom nicht doch einen vernünftigen Zweck erfüllen.
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