Eine Reise nach Berlin

German Masters 2020, fünf Tische unter der Zirkuskuppel
Das Fünf-Tisch-Setup der ersten drei Tage. © Monique Limbos

Heute begann in Barnsley die gefürchtete Flat-Draw-Qualifikation für das Berliner German Masters 2017. Zwei Spiele müssen die Spieler überstehen, um im nächsten Jahr Anfang Februar im Tempodrom dabeizusein. Da sind ja schon mal Top-Spieler frühzeitig auf der Stecke geblieben und stattdessen wurden uns unbekanntere Gesichter beschert – was nicht immer von Nachteil war.

Heute Nachmittag konnten sich schon Dark Mavis, David Gilbert, Ryan Day und Robert Milkins in ihrem ersten Spiel durchsetzen. Und mit Jimmy White konnte sich schon der erste niedriger platzierte Spieler durchsetzen: Er gewann gegen Zhou Yuelong mit 5-3. Doch das ist ja noch alles Makulatur, denn die zweite Runde liegt noch vor ihnen. Wer wann gegen wen spielt, erfahrt ihr wie immer auf der Turnierübersichtsseite.

Kleiner Leitfaden zum Kartenkauf

Während sich die Spieler noch fragen müssen, ob sie in Berlin dabei sein werden, können wir Zuschauenden schon unsere Entscheidung treffen. Tickets gibt es sowohl bei Snookerstars wie auch bei Eventim. Auf der Seite des Veranstalters Snookerstars gibt es noch bis Samstag die Zwei-Tages-Karte in guter Preiskategorie (Mittwoch & Donnerstag, insgesamt fünf Sessions) für sage und schreibe 39 €. Diese Angebot kann ich allen ans Herz legen, die hautnah dabei sein möchten. Fünf Tische mit jeweils drei bis fünf parallelen Spielen. Im Tempodrom ist es fast schon egal, was für Plätze man hat. In der Regel gibt es von allen aus eine gute Sicht. Im Unterrang ist man wirklich ganz nah an den Tischen, vom Oberrang hat man einen besseren Überblick. Ich sitze am liebsten in der letzten Reihe des Unterrangs.

Halbfinalblick

Mein Halbfinalblick 2015 aus der ersten Reihe des Oberranges.

Wer es zeitlich einrichten kann, sollte tatsächlich nicht erst zum Halbfinale oder Finale, also zum Ein-Tisch-Aufbau, anreisen. An den Wochentagen erwartet einen diese ganz spezielle Stimmung, die es am Wochenende nicht in dieser Art zu erleben gibt: Die Menschen versammeln sich bei ihren „Lieblingstischen“ und wandern nach Spielende weiter. Das geht natürlich nur, solange die Halle noch nicht bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Abends leert sich die Halle mit jedem beendeten Spiel ein wenig mehr und die ganz Standhaften, die auch nach Mitternacht noch das letzte zähe Duell verfolgen, kennen sich anschließend schon fast beim Namen und verabschieden sich von den Spielern quasi mit Handschlag. Diese intimen Momente sind es, die ich mir nicht entgehen lassen würde und die ich den auf ein Spiel konzentrierten Finals allemal vorziehe!

Und am Freitag gibt es mit den Viertelfinalspielen meist vier Highlights auf einmal, auch wenn ich nicht erwarten kann, dass sich das Spannungsfeuerwerk von 2015 in jedem Jahr wiederholt.

Was erwartet mich im Tempodrom?

Brecel

Luca Brecel hatte gut lachen.

Während das Paul Hunter Classic dafür bekannt ist, dass sich viele Spieler unter das Publikum mischen, ist es beim German Masters diesbezüglich etwas ruhiger geworden. Als noch 64 Spieler vor Ort waren, haben diese ihre Spielpause tatsächlich zu einem großen Teil auf der Tribüne verbracht. Doch jetzt reisen nur noch 32 Spieler an, von denen 16 den Ort relativ schnell wieder verlassen. (Außer Steven Hallworth, den ich in diesem Jahr auch Tage nach seiner Niederlage immer wiedertraf.) Doch gibt es trotzdem immer wieder die Gelegenheit, Spieler zu treffen und mit ihnen zu sprechen. Sie fanden es bisher allerdings in der Regel seltsam, wenn ich auf den Fotos, um die ich sie bat, selber nicht drauf sein wollte – wie zum Beispiel Alfie Burden beim letzten Mal.

Zum Umgang mit den Spielern können sich alle Interessierten vorher auch hier inspirieren lassen. So sie denn Englisch sprechen.

Nützliches und Wissenswertes

Nach wie vor ist die S-Bahn oder der Bus bis Anhalter Bahnhof das Verkehrsmittel der Wahl. Von dort sieht man bereits das Zeltdach der Arena. Am Einlass wird jede*r seiner mitgebrachten Getränkeflaschen beraubt, trotz anderslautender Aussagen werden sie auch nicht zur späteren Abholung aufbewahrt, sondern sofort in die Tonne geworfen. Die Getränkepreise sind erträglich, aber nicht gerade Schnäppchen. Im letzten Jahr habe ich im Foyer für eine 0,5-Liter Flasche Wasser 3,50 € bezahlt, wenn ich mich recht erinnere. Im angrenzenden Café gibt es Verpflegung zu einigermaßen zivilen Preisen, das Angebot ist eher rustikal.

Wem nicht schnell kalt wird, sollte die Garderobe nutzen, da es in der Halle ziemlich warm ist. Da sie sich im Gang zu den Umkleideräumen befindet, kann dort auch der ein oder andere Spieler rumlaufen.

Wie sich die Menschen in der Halle am besten verhalten sollten, damit die Veranstaltung für alle Beteiligten als gelungen angesehen werden kann, erläutert Rolf Kalb – Hallenmoderator und Fernsehkommentator in Personalunion – anschaulich zu Beginn der Spiele. Wer meint, sich daran nicht halten zu müssen, muss mit einer Ansage des Schiedspersonals rechnen. Auch ich soll schon mal wegen Herumfuchtelns mit einer Kamera von Marcel Eckardt ermahnt worden sein. Aber dafür gibt es keine Zeugen.

Vielleicht gibt es im nächsten Jahr wieder ein Treffen der Twitter-#147sf-Community. Wer Interesse daran hat, hinterlässt entweder hier einen Kommentar oder folgt dem Hashtag.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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2 Gedanken zu „Eine Reise nach Berlin

  1. DiTho147

    …und ich saß im Halbfinale GENAU gegenüber – Bildmitte! :D
    Ja, echt super Hinweise, ich kann alles nur 147% bestätigen – obwohl:
    Vorletzte Reihe Unterrang hat man an manchen Stellen mehr Beinfreiheit!!! :D

  2. Lula Witzescher Artikelautor

    Aber in der letzten Reihe störe ich weniger, wenn ich rausrenne, um den Spieler zum Interview zu erwischen!

Kommentare sind geschlossen.