Das zweite European Masters 2020: Selby holt den Titel

European Masters 2020: Zwischenstand zur ersten Pause 4-0 für Selby
So klar war die Sache dann doch nicht, wie es zur ersten Pause aussah. © World Snooker/Tai Chengzhe

In der zweiten Ausgabe des European Masters 2020 setzt sich im Finale Mark Selby mit 9–8 gegen Martin Gould durch. Er gewinnt damit seinen 18. Weltranglistentitel und ein Preisgeld von £80.000. Sein Finalgegner nimmt £35.000 mit nach Hause.

Mark Selby hatte am Nachmittag mit Breaks von 130, 96 und 59 4–0 vorgelegt und Gould dabei wenig Chancen gelassen. Nach der Pause stahl Gould den ersten Frame auf Schwarz und leitete damit eine Wende ein. Sin beherztes Kommzurück (mit Breaks von 70, 131 und 94) zum 4–4 versprach einen spannenden Abend.

Knappes Rennen am Abend

Den ersten Ball am Abend lochte dann auch Martin Gould, anschließend holte er mit einer 95 auch den Frame. Zum ersten Mal in dieser Partie führte Gould. Im nächsten Frame konnte Selby von einem Fluke nicht sofort profitieren, doch bekam er eine zweite Chance und glich seinerseits mit einer 56 zum 5–5 aus. Die Chance im elften Frame erarbeitete Gould sich durch ein schönes Double und holte sich mit einem Break von 65 erneut die Führung. Mark Selby konterte mit einer 113 und so ging es mit einem 6–6 ins Midsession Interval.

Nach der Pause machte Selby eine 49, bevor er Blau verschoss und Gould an den Tisch ließ. Der konnte kein frameentscheidendes Break spielen und Selby ging zum ersten Mal wieder in Führung. Auch das Safety-Duell zu Beginn des 14. Frames konnte Selby für sich entscheiden, konnte aber nur einen Punkt machen. Er ließ Rot auf die Mitte liegen, aber Gould verschoss, ebenso wie anschließend Selby. Am Ende war Gould im Break und glich mit einer schönen und totalen 107er Clearance aus.

Viel Klein-Klein im 15. Frame brachte Selby 42-7 in Führung, dann kam Gould an den Tisch und hätte den Frame holen können. Doch er verschoss Blau auf die Mitte und überließ anschließend mit einer schlechten Safety Selby den Framegewinn zum 8–7.

Nach einem gewagten Einsteiger auf die Mitte, machte Gould ein fixes, schmerzloses Break von 96 und bescherte uns damit den Entscheidungsframe. Hier hatte Gould zwar noch seine Chance, aber Selby zeigte mit einem kniffligen Break zum Abschluss, warum er und nicht Gould ein Snooker-Seriensieger ist.

Selby beim European Masters 2020 mit zwei Walk-Over, Allen mit Rekord

Für Selby waren zwei Partien ausgefallen, die gegen Michael White und Mark Davis (siehe nächster Absatz), sodass er nur vier Partien auf dem Weg ins Finale gespielt hatte. Mit Stuart Bingham, Ding Junhui und Shaun Murphy hatte er aber hochkarätige Gegner geschlagen.

Gould hatte in Runde eins schon John Higgins besiegt, im weiteren Verlauf setzte er sich gegen Jamie Clarke, Yan Bingtao und Judd Trump durch. Trump war bis dahin durchs Turnier geflogen und hatte nur vier Frames abgegeben.

Mark Allen machte in seinem Spiel gegen Ken Doherty vier Century-Breaks in Folge. Er ist damit der sechste Spieler, dem das gelang. Doherty machte im ganzen Spiel zwölf Punkte. Für eine kleine Überraschung sorgte der 18jährige Aaron Hill, der – an 108 gesetzt – in Runde zwei Ronnie O’Sullivan aus dem Turnier warf und mit einem Sieg über Matthew Stevens auch noch in Runde vier einzog, wo er sich Yan Bingtao geschlagen geben musste.

Alle Ergebnisse gibt es hier im Überblick.

Das neue ’normal‘ und ein gestohlenes Queue

Zum ersten Mal seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs konnten Spieler wegen Corona nicht antreten. Gary Wilson und Daniel Wells wurden positiv getestet und damit vom Turnier ausgeschlossen. Michael White, Elliot Slessor und David Lilley waren mit den beiden in Kontakt gekommen und durften ebenfalls nicht spielen. Ein Twitter-Dialog mit Slessor zeigte, dass das Wissen um COVID-19 immer noch nicht bei allen Spielern angekommen ist. Warum sie untereinander vor der Bekanntgabe der (negativen) Testresultate miteinander kuscheln oder sich in Gruppen bei Nando’s treffen, ist mir ein Rätsel. Wenn mir daran liegen würde, meinem Job nachgehen zu können, würde ich in Isolation bleiben, bis die Ergebnisse da sind.

Einen Spielausfall der ganz anderen Art produzierte Mark Davis. Er ließ sein Queue auf dem Hotelparkplatz kurz unbeaufsichtigt und anschließend war es weg. Es ist nicht ganz klar, ob es gestohlen wurde oder ob bei der Abfahrt einfach nicht eingeladen hatte. Eine anschließende Kampagne auf Twitter und Facebook führte dazu, dass Davis das Queue von dem Menschen, der es ‚an sich genommen hatte‘, zurückbekam. Das ist eine große Erleichterung für ihn, denn er er spielt seit 20 Jahren damit und wollte auf keinen Fall auf ein neues umsteigen. Das Turnier war natürlich trotzdem für ihn gelaufen.

Mark Williams beschwört zu Recht ‚The Power of Twitter‘, als Mark Davis Entwarnung gab und sich bei allen für die Hilfe bedankte. Auch Williams Aufruf am Tag zuvor hat bestimmt geholfen, die Nachricht an die richtigen Leute zu bringen.

 

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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