Wuhan Open mit neuem Titelträger

Xiao Guodong küsst die Trophäe der Wuhan Open.
Endlich hat das Warten ein Ende: Xiao Guodong darf seinen ersten Titel feiern. © World Snooker/Tai Chengzhe

Xiao Guodong holt bei den Wuhan Open nach 17 Profijahren seinen ersten Ranglisten-Titel. In einem abwechslungsreichen Finale gewinnt er 10–7 gegen Si Jiahui.

Bis zum Halbfinale hatten wir den Eindruck, dass Judd Trump der Einzige war, der in Wuhan angetreten war. Jede seiner Partien spielte er am TV-Tisch und auch die WST-Kanäle waren relativ monothematisch auf die neue Nummer eins der Weltrangliste und den Titelverteidiger der Wuhan Open konzentriert. Ich habe ehrlich gesagt nur den superoberdramatischspannenden Entscheidungsframe gegen Chris Wakelin im Viertelfinale in Erinnerung behalten. (Von der letzten Braunen träume ich immer noch …)

Und am Ende standen andere im Rampenlicht.

Halbfinale der Wuhan Open in höchster Qualität

Si Jiahui machte im Halbfinale der Trump-Show ein Ende – und zwar mit Stil. Er fegte Judd nicht nur mit 6–2 aus der Arena, nein, er spielte dabei zweimal ein persönliches High-Break. Einer 144 in Frame zwei ließ er im vierten Frame ein Maximum-Break folgen, das erste seiner Karriere. Alle waren zu Recht voll des Lobes. Das war wirklich eine beeindruckende Vorstellung.

Das andere Halbfinale

Im anderen Halbfinale ging es etwas knapper zu. Xiao Guodong setzte sich gegen seinen Landsmann Long Zehuang durch, der hier eine Hammerwoche abgeliefert hatte. Mit relativ ungefährdeten Siegen über Jack Lisowski, Ben Woollaston und Jackson Page hatte er überraschend das Halbfinale erreicht. Dort machte er in Frame vier mit einer 141 ein zwischenzeitliches Turnier-High-Break und ging 4–1 in Führung, doch Xiao Guodong legte ein 1A-Kommzurück hin und schnappte sich den Finalplatz.

Finale: Erst einseitig, dann spannend

Nach zwei qualitativ hochwertigen Halbfinalspielen folgt ja oft ein etwas lasches Finale. Und die Tatsache, dass beide hier um ihren ersten Weltranglistentitel spielten, ließ auch Nervosität erwarten. Anfangs sah es nach einer ziemlich einseitigen Kiste aus. Bei Si lief es gar nicht, er machte unnötige Fehler und verlor mehrere knappe Frames. Xiao führte zum Ende der ersten Session 6–3.

Am Abend stürmte er zum 9–4 davon und brauchte nur noch einen einzigen Frame zu seinem ersten Titelgewinn. Aber Si Jiahui holte Frame um Frame auf und setzte Xiao gehörig unter Druck. Am Ende war es ein absolut fieser Snooker, der die Partie entschied.

Am Sonntag geht es weiter mit den Northern Ireland Open. Dort gab es in der Qualifikation keine großen Überraschungen und wegen des gestaffelten Turnierplans sind alle Top-Leute in der Hauptrunde dabei. Außer wahrscheinlich Ronnie O’Sullivan.

Sperre von Stephen Lee lief am Samstag aus

Nach zwölf Jahren Sperre wegen Spielmanipulation könnte Stephen Lee theoretisch bei den Events zur Tourqualifikation mitspielen. Allerdings hat er noch einen Haufen Schulden beim Weltverband und solange er die nicht bezahlt hat, kann er auch nicht antreten. Nun hat er wohl selbst auch keine besonders großen Ambitionen, sodass mit einer Rückkehr nicht zu rechnen ist.

Bei dieser Gelegenheit kam natürlich wieder die Frage auf, ob er denn aus der Sicht der Fans überhaupt willkommen sei. Auf Twitter scheiden sich die Geister, aber eine Mehrheit hätte kein Problem damit, ihn wieder spielen zu sehen. Ich bin etwas hin- und hergerissen. Einerseits bin ich auch für Rehabilitation und zweite Chance.

Andererseits habe ich keine Lust, die Leute mit offenen Armen zu empfangen, als wäre nix gewesen und/oder alles wäre jetzt wieder gut. Zhao Xintong, der nach seiner 18-monatigen Sperre jetzt die Q-Tour spielt, wurde von einigen Leuten beim letzten Event für sein Maximumbreak und den Turniersieg gefeiert. Dazu bin ich nicht bereit. Ich war einfach zu enttäuscht von seinem Verhalten, als dass der bittere Nachgeschmack schon restlos weg wäre. Und außerdem ist mein Gefühl dazu von Fall zu Fall verschieden. Ob jemand wie Jamie Jones gesperrt wird, weil er Manipulationsversuche nicht gemeldet hat oder wie Lee selber Spiele manipuliert hat, macht für mich einen großen Unterschied.

Wie geht es euch damit? Schreibt uns in die Kommentare.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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