Anfang Juni findet die Snooker-EM im Team (alle) & Einzel (Damen, Senioren) in Litauen statt. Die DBU hat hierbei vier Startplätze für die Damen, schickt aber nur zwei Damen und lässt somit zwei Plätze verfallen. Eine frustrierte Stellungnahme von Diana Schuler
Nicht nachvollziehbare Nominierungskriterien bei der DBU – gar Diskriminierung gegenüber Frauen?
Ich hatte mich für einen der Plätze beworben (wollte alles selbst bezahlen) und bekam zur Antwort, dass man mich nicht melden könne, da ich nicht in einem Kader sei. Es wurde kürzlich einem Antrag stattgegeben, der sinngemäß besagt, dass freie Plätze auf internationalen Meisterschaften mit Kadersportlern zu besetzen seien. Nun kommt der Witz: ES GIBT KEINEN DAMENKADER Man sagt mir also, ich könne nicht gemeldet werden, WEIL ICH NICHT IN EINEM NICHT EXISTIERENDEN KADER BIN.
Ich bin sehr froh, dass wenigstens zwei Damen (Diana Stateczny und Jennifer Zehentner) gemeldet wurden, obwohl auch diese nicht in einem Kader sind, aber letztes Jahr im Finale der Team EM standen. Bei den Senioren gibt es auch keinen Kader, aber es wurden dennoch drei Spieler gemeldet. Wie das geht? Die Senioren gelten als Breitensport und deshalb dürfen „Selbstzahler“ fahren. Damen hingegen gelten als Leistungssport, also dürfen keine Selbstzahler nominiert werden. Das heißt also, weil Damen als Leistungssport gelten, lässt man zwei Startplätze verfallen, die Sportlerinnen wichtige Turniererfahrung gegeben hätten oder/und gute Platzierungen.
Es geht mir hier nicht nur um mich. Würde die DBU sagen, dass es 4 Spielerinnen gibt, die besser sind als ich und diese schickt – kein Problem. Aber zwei Startplätze unbesetzt lassen ist in meinen Augen ein NO GO bzgl. Sportförderung. Gerade wenn ambitionierte Spielerinnen wie ich schon in der Vergangenheit öfter bewiesen haben, dass sie keine „Opfer“ bei internationalen Veranstaltungen sind. Erst kürzlich wurde ich Neunte bei der WLBS WM und bei der EM habe ich bisher immer die Finalrunde erreicht. Des Weiteren opfere ich viel Zeit und Geld, um mich zu verbessern und auf internationaler Ebene spielen zu können. (Meine Highbreaks sind 59 und 54, womit ich im oberen Drittel der gemeldeten Spielerinnen der EM liegen würde: http://212.182.112.114/~ebsa/show_list_ladies.php
Die amtierende Deutsche Meisterin wurde übrigens auch nicht gefragt, ob sie starten möchte. Es sieht nun so aus, dass Nationen wie Weißrussland, Russland, Irland 5-6 Spielerinnen schicken, da z.B. Deutschland nicht alle seine Plätze in Anspruch genommen hat. Diese Nationen geben ihren ambitionierten Spielerinnen die Möglichkeit, sich international weiterzuentwickeln. Deutschland hindert seine Sportlerinnen daran.
1.1 der Satzung besagt „ Die (…) DBU ist die Vereinigung (…) mit dem Zweck der Förderung des Leistungs-,Wettkampf-, Breiten-, Freizeit-, Gesundheits- und Jugendsports im Billard“ Inwiefern ist diese Entscheidung fördernd für den Leistungs-, oder Breitensport? Schlusswort: Ich gehöre definitiv nicht zur Fraktion der DBU-Nörgler, die bei allem, was die DBU beschließt, etwas Böses vermutet. Nein, ich kann die Beweggründe oft nachvollziehen, da ich gerne nachfrage, wenn mir eine Entscheidung unverständlich ist. Diesmal allerdings komme ich mit der Unlogik („nicht in einem nicht existierenden Kader sein“) einfach nicht klar. Und auch, dass man bei den Herren alle Startplätze besetzt, bei den Senioren Selbstzahler zulässt, aber bei den Damen mit anderen Maßstäben misst, lässt mich unverständlich zurück und es fällt mir schwer, nicht an Diskriminierung gegenüber Frauen zu denken. Was für einen Nachteil hätte die DBU, mich (oder zwei andere weitere Damen) bei der EM starten zu lassen?
PS: Es gibt aktuell keinen Damenkader, da der Fokus momentan auf den World Games liegt, bei denen kein Snookerwettbewerb für Damen ausgetragen wird. Ich werde dennoch auf die EM fahren. Mit meinem Queue. Werde aber nicht spielen dürfen. Obwohl zwei Plätze frei sind.
English version———————————————————————————–
I am absolutely devasted as I am not allowed to take part in this year’s European Championship although there are still two free spots for Germany. Short Version:
The German federation refused to enter me because I am not in an ‚elite squad‘. (‚Elite squad‘ = a selected group of players that gets support from the federation in i.e. coaching, funding for tournaments etc) But it is impossible for me to be in it because THERE IS NO ELITE SQUAD FOR WOMEN currently. So they are actually telling me that I can’t play BECAUSE I AM NOT IN A NON EXISTING ELITE SQUAD Long Version:
Currently the EBSA offers 4 places for women to each national governing body for the European Championship. The DBU nominated Diana Stateczny and Jennifer Zehentner into the tournament and they pay for them, what is great and much appreciated. (I presume they have been chosen because of their results in 2015) I applied for one of the two remaining spots (and wanted to pay all costs by myself, like in the last three years) but the DBU refused my application for the following reason: There are new rules that state that they can only send non-nominated players to International Championships when they are part of an ‚elite squad‘. The catch: There is no ‚elite squad‘ for women.
So they are actually telling me that I can’t play because I am not in a non existing squad. They will send 3 masters although there is no squad. But only 2 women will be send although we have 4 free places. (Background why there is no ‚elite squad‘ for women and masters: The focus of the DBU is towards the World Games, therefore there are only squads for the disciplines that are held at the World Games (unfortunately not ladies snooker)) DBU’s constitution says that the federation has to foster and promote the competitve-, grass roots-, (….) sports of billard/snooker. I can’t see how it helps the game to not fill all the spots at European Championships although there are players that are good enough to reach the final rounds and are willing to pay for themselves. (And are paying a lot of money themselves for table time, coaching etc to become better players and to be chosen for such events.) Who will be done any harm to if the places are filled? I am not only concerned because of myself but of the ladies game in Germany as it opens doors to not send any female players in the future. If they would say they have 4 better players than me and send them – fine. Absolutely no issue with that. But they don’t.
And actually I am not a bye at the Europeans – so far I always reached the final stages. It is difficult not to think of „discrimination“ in this matter. I will be in Lithuania though. With my cue. But I won’t be allowed to play although there are two free spots.
Hi Diana,
sehr schade, dass hören zu müssen. Aber das ist mit der DBU, wie auch mit der Vorgänger-Organisation, als Pool- und Karambolage-Billard noch zwei eigenständige Verbände hatte, ist ein altes und trauriges Lied. Ich machte das selbst viele Jahre klaglos mit und genau aus diesem Grund nehme ich und zig andere Spieler seit vielen Jahren nicht mehr an den DBU-Veranstaltungen teil. Man braucht sich da nur die Ranglisten der letzten Jahre anzusehen. Etliche deutsche Top-Spieler sind hier seit Jahren nicht mehr zu finden. Aber damit möchte ich den „Noch“-Teilnehmern keinerlei Zweitklassigkeit zusprechen. Ganz im Gegenteil. Hier wächst gerade in den letzten Jahren ein grandioser Nachwuchs heran, welcher sicherlich ebenfalls, mangels Unterstützung der Verbände, viel Geld, Zeit und auch Herzblut in ihren Sport investiert. Sehr interessiert verfolge ich über Youtube das Geschehen in Deutschland! Aber zurück zur DBU: Ich war auch in meinem letzten Jahr bei den Senioren Zweiter im 8-Ball und Dritter im 9-Ball. Da warte ich bis heute auch nur auf einen Anruf mit der Anfrage, ob ich vielleicht interessiert wäre mit zur EM zu kommen! Die Herrschaften sind leider auch seit jeher erkenntnis-resistent und wundern sich im Gegenzug noch, warum in Nachbarländern wie den Niederlanden und Polen und natürlich auch den anderen EU-Ländern wie Italien, Spanien und England immer mehr Spieler in der Weltspitze auftauchen. Weil in diesen Ländern Leute in den Verbänden sitzen die Ahnung haben von Sportförderung, Marketing und vielem mehr! Die sogar für staatliche Unterstützung für ihre Spitzen-Sportler gesorgt haben. Das wäre bei der Anzahl der in Deutschland gemeldeten Spielern und Spielerinnen sicherlich auch möglich. In vielen anderen „Randsportarten“ mit weniger gemeldeten Verbands-Sportlern geht das auch. Wenn auch im reichen Deutschland „tatsächlich“ nicht so viel Geld für Sport und Kultur „übrig“ ist wie in den ärmeren und teilweise viel kleineren Nachbarländern lautet mein Fazit: Es wird mit der DBU ein ewiges Trauerspiel bleiben, leider!
Kopf hoch und viele liebe Grüße von Curacao nach England
Roman