Snooker WM 2014: Kicks, Shouts and Breaks im Halbfinale

Mark Selby, Ronnie O'Sullivan
Jung, frisch und schön: So könnte ein Finale zwischen Mark Selby und Ronnie O'Sullivan aussehen. Fotos © Monique Limbos

Störungen, die Erste: Die Bälle machten heute mal wieder, was sie wollten. Leider rollten sie weniger, sondern sie hüpften. In beiden Partien sahen wir genervte Spieler den Kopf schütteln, Frames wurden verloren und allerorts war Aufregung. Alle Experten diskutierten fleißig, Stephen Hendry sah die Ursache der Kicks auch in schlechtem Cueing, wofür er andernorts Kopfschütteln erntete und natürlich wurde wieder einmal Shaun Murphys Untersuchung der Ursache von Kicks zitiert.

„Macht die Tischheizung aus!“

Seiner Ansicht nach handelt es sich um eine chemische Reaktion zwischen dem Öl, mit dem der Filz behandelt wurde, und der Beschichtung der Bälle. Diese Reaktion wird durch Hitze verursacht oder beschleunigt. Leider ist der Text nicht mehr auf seiner Webseite.

John Parrott brachte auf den Punkt, was ich mich auch schon seit Tagen frage: „Wenn sie selber nicht wissen, warum es plötzlich so viele Kicks gibt, warum versuchen sie es nicht mit der von Murphy aufgezeigten Lösung und schalten die Tischheizungen aus?“ Es bleibt zu hoffen, dass die nächsten Sessions etwas weniger Glücksspielcharakter haben.

Störungen, die Zweite: Es begann schon am Nachmittag mit Lärm aus dem BBC-Studio, über den O’Sullivan sich mehrmals beschwerte. Aber auch das Kommentatorenteam schaffte es wieder, das Publikum in unpassenden Augenblicken zum Lachen zu bringen. Warum können sie nicht wenigstens die Klappe halten, wenn die Spieler sich gerade versuchen zu konzentrieren?

Störungen, die Dritte: Und auch heute wieder waren dieses lästigen Rufer im Publikum, die es offensichtlich nicht darauf abgesehen haben, „ihren“ Spieler zu unterstützen, sondern den Gegner rauszubringen. Meiner Meinung nach hätte man da schon etwas früher eingreifen dürfen.

Die Zwischenergebnisse

Davon aber mal abgesehen – alle Spieler spielten ja unter den gleichen schlechten Bedingungen – gab es natürlich auch Ergebnisse:

Die Neuauflage des Finales von 2013 war bisher nicht überraschend: Ronnie O’Sullivan führt nach der ersten Session relativ deutlich gegen Barry Hawkins mit 6:2. Die Hälfte vor der Pause war relativ ausgeglichen, beide hatten Chancen, beide machten Fehler, Hawkins hatte die solideren Breaks (96, 76), wurde aber im 4. Frame von einen der oben erwähnten Kicks aus dem Break geworfen. O’Sullivan nutzte die Chance und lochte alles von der letzten Roten bis Pink zum 2:2. Nach der Pause setzte bei Hawkins dann doch die „Angst vor dem Übermächtigen“ ein, die wir in der letzten Runde ja schon genügend bei Shaun Murphy sehen konnten, und er nutzte seine Chancen nicht mehr. O’Sullivan gewann alle vier Frames in Folge, den 7. mit seinem 138. Crucible Century. Die beiden spielen am Freitag früh um 11 Uhr und abends um 20 Uhr ihre zweite und dritte Session.

Am Abend sah es bei Mark Selby gegen Neil Robertson ähnlich aus: eine ausgeglichene erste Hälfte, bestimmt von taktischem Spiel, unterbrochen von Kicks und einem 133er Century von Selby zum 2:2. Nach der Pause munteres Hin und Her, drei Frames für Selby, der letzte ging mit seinem 101. Century der Saison an Robertson. Er machte den Eindruck, als könne er jetzt wieder etwas befreiter spielen und guckte nicht mehr ganz so penibel jede Stellung hundertfach an. Doch wollte er sich heute gerne den Spitznamen „Korinthenkacker“ abholen und so zweifelte er im 4. Frame die Schiedsrichterentscheidung auf Free Ball so lange an, bis Olivier Marteel die Entscheidung zurücknahm. Selby nahm die Sache wie gewohnt mit Humor. Die beiden spielen am Freitag um 15:30 Uhr ihre zweite Session.

AutorIn: Lula Witzescher

Lula Witzescher (genderqueer), im Netz auch bekannt als Dark Mavis *Lady*. Sucht für den Roman „Belinda to break“ einen Verlag. Streitet im Netz für alle Formen von equality. Hält die Butthole Surfers für die beste Band der Welt. www.twitter.com/lulawitzescher

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5 Gedanken zu „Snooker WM 2014: Kicks, Shouts and Breaks im Halbfinale

  1. Michael

    Neil Robertson in diesem Artikel ails Korinthenkacker zu titulieren zeigt ja wohl die Inkompetenz des/der Scheibers/in. Robertson hat hier ja nicht so lange moniert, bis die Entscheidung zurück genommen wurde. Im Gegenteil hat der Schiedsrichter den Spieler in die Entscheidung mit einbezogen, da Herr Marteel sich nicht sicher war, ob ein Freeball zu geben war oder nicht. Da es hier ja durchaus um eine spielentscheidende Situation ging, ist ja wohl nur rechtens, die Entscheidung genauestens zu prüfen.

  2. Lula Witzescher Artikelautor

    Michael, du hast natürlich vollkommen Recht! Objektiv gesehen wurde Robertson in die Entscheidung einbezogen und hat davon Gebrauch gemacht.

    Ich muss leider zugeben: Ich bin nicht objektiv und ich neige zu Übertreibungen und Polemik – das kannst du natürlich auch als Inkompetenz bezeichnen. Ich bin da völlig offen.

  3. Stephan von Amstel

    Hallo Allerseits!

    Also ich persönlich finde diese „unobjektive Polemik“ in Lula’s Wortspenden durchaus amüsant! ;-)

    Obwohl sie- nachdem ich jetzt etliche ihrer Tweeds durchgelesen habe- scheinbar nicht unbedingt als großer Ronnie O’Sullivan Fan um die Ecke kommt! Ich persönlich würde mich nämlich schon als solchen bezeichnen…und so nebenbei: jetzt gerade geht der Ronnie RICHTIG ab Richtung Finale!! :-)

    Schönen Abend!
    Stephan

  4. Lula Witzescher Artikelautor

    Vielen Dank, Stephan, für die Rückendeckung. Bin gerne zu Diensten, dein Amusement zu vermehren.

    Dass ich kein großer O’Sullivan Fan bin…mhmhmmm, nein, das kann ich so nicht behaupten. Mein ehrliches Herz ist auf eine besondere Weise mit diesem Herren verbunden und am 12. Dezember 2013 hat er es dermaßen verletzt, darüber komme ich schwer hinweg. Ich bin halt eine Frau. Als Fan wirst du schon wissen, was ich meine.

  5. Stephan van Amstel

    Ja, weiß Bescheid! Die maximal inferiore Leistung gegen den jungen Un-Nooh in der GM-Quali…

    Da könnten wir natürlich stundenlang drüber diskutieren…das war auf alle Fälle nicht in Ordnung und hat nicht nur Dein zartes Frauenherzlein verletzt- auch wir Snooker- Männer haben uns richtig geärgert!
    Ich denke aber, daß er den dadurch geernteten Shitstorm durchaus registriert hat und hopefully seine Lehren daraus zieht… Ich glaube ja IMMER an das Gute! ;-)

    Aber eines ist eben auch in Stein gemeißelt:
    wenn der Mensch mal inspiriert ist und richtig ins Laufen kommt, wird’s für JEDEN Snookerpro dieser Welt einfach verdammt schwer…für Barry heute ZU schwer…und wahrscheinlich auch für Mark bzw. Robert im Finale…ich orakele jetzt mal eher für Mark..!

    Mein Wunsch ans Crusible Christkind:
    Wünsch mir einen Finalgegner, der den Ronnie in einem beiderseits maximal inspirierten Spiel bis an die GRENZEN fordert- das wär’s für uns Fans!! :-))

    Schönen Abend noch…

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