Schon im Alter von elf Jahren fühlt sich Gastautorin Ariane zur Snookerberichterstattung hingezogen. Sie nutzte einen Schulaufsatz, um ihr unbestrittenes Talent zu zeigen. Wir wissen nicht, was für eine Note sie bekommen hat. Wir wissen aber: Mit so viel Herz und Spannung wollen wir zukünftig auch öfter berichten.
Für alle, die es in Sachen Snookerwissen mit einer Elfjährigen aufnehmen wollen, hat sie ein paar ‚Unstimmigkeiten‘ eingebaut. Wer sie als Erstes findet und unter dem Artikel kommentiert, bekommt einen Extra-Applaus im Kommentar. Kleiner Tipp: Dass Kinder Snookerbälle stehlen, gehört nicht zu den zu findenden Fehlern.
Die Weltmeisterschaft
An einem Sonntagabend in den Pfingstferien hatte ich den Fernseher für mich alleine, weil meine ganze Familie noch unseren Nachbarn geholfen hat. Dies war ein glücklicher Umstand, denn mein Lieblings-Snookerspieler Mark Selby hatte heute ein Spiel gegen seinen Erzrivalen Ronnie O’Sullivan, welches ich mir nun in Ruhe anschauen konnte.
Mark Selby spielte den Anfangsball des ersten Frames. Währenddessen gab es plötzlich einen Stromausfall. Es war nur noch ein Ballgeklapper zu hören und dem Kommentator Rolf Kalb verschlug es die Sprache, er brach mitten im Satz ab. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter, während ich stocksteif auf dem Sofa saß. Auf einmal ging das Licht wieder an, es flackerte jedoch noch etwas. Inzwischen hatte Rolf seine Stimme wiedergefunden und erklärte, dass es wohl einen Stromausfall gegeben haben muss und dass der Frame wiederholt werden müsse.
Wo sind die Bälle?
Ich sah zu, wie der Schiedsrichter die Bälle wieder aus den Tischlöchern holte und anfing, sie auf ihre Ausgangspositionen zu legen, als er sich plötzlich abwandte und den Spielern etwas mitteilte, was ich aber nicht verstehen konnte. Sie sprachen schließlich Englisch. Rolf Kalb übersetzte zum Glück mit etwas Verzug: „Es scheinen während des Stromausfalls Bälle gestohlen worden zu sein! So etwas gab es noch nie! Es müssen jetzt die Zuschauer durchsucht werden, bevor es mit dem Match weitergehen kann.“ Voll Anspannung beobachtete ich, wie zwei Jungs länger befragt wurden und wie die Sicherheitsmänner immer auf ihre ausgebeulten Hosentaschen zeigten.
Polizei hilft suchen
Auch Rolf Kalb meldete sich abermals zu Wort und meinte, man hätte die Bälle bei zwei Kindern wiedergefunden und dass das Spiel nun endlich fortgesetzt werden könne. Ich sah noch, wie die Polizei den Zuschauerraum betrat, bevor eine Werbepause von Eurosport1 eingeschoben wurde.
Ich atmete nach diesem spannenden Zwischenfall das erste Mal wieder bewusst ein. Jetzt war ich noch mehr aufgeregt und wartete voller Ungeduld darauf, dass die Werbung vorbeiging. Endlich war es soweit. Rolf Kalb erklärte nochmal für alle, die später zugeschaltet hatten, weshalb das Spiel jetzt erst mit Verzug beginnen konnte. Mark Selby spielte, trotz der ungewöhnlichen Startsituation, hervorragend und konnte an diesem Tag sogar super gut die langen Bälle spielen, was auch Rolf Kalb immer wieder lobend betonte. Wer zuerst 16 Frames machte, würde heute das Match und damit auch das ganze Turnier gewinnen. Ronnie O’Sullivan hatte zum Glück Schwierigkeiten in sein Match zu finden und verschoss immer wieder einfache Bälle vom Spot. Darüber freute ich mich sehr, denn Mark Selby führte somit nach einer Weile.
Nach der Pause holt Ronnie auf
Nach der Pause, dem Mid-Session-Intervall, holte Ronnie jedoch auf und bald stand es zehn zu zehn. Ich fieberte mit und hoffte nur, dass Selby gewinnt. Als es dann elf zu zehn für Ronnie stand, war ich so aufgeregt, dass ich nicht mehr still auf dem Sofa sitzen konnte und mit gedrückten Daumen vor dem Fernseher hin und her lief. Ich hoffte so sehr, dass Mark Selby aufholen würde. Bald stand es 13 zu 13. Es war so spannend und aufregend zugleich, dass ich gar nicht mehr mitbekam, was Rolf Kalb kommentierte. Fünfzehn zu fünfzehn. Immer noch Gleichstand! Jetzt der entscheidende Frame. Voll Panik sah ich auf den eingeblendeten Punktestand. Es sah nicht gut für Selby aus. Zum Glück hatte ich mich geirrt! Dank einer exzellent ausgeführten Safety von Selby fehlten ihm jetzt nur noch zehn Punkte bis zum Sieg. Es wurde nochmal richtig spannend. Selby durfte sich jetzt keinen Fehler erlauben. Nur noch ein Ball. Ich riss die Augen weit auf, als der letzte Ball noch im Loch hin und her klapperte, bevor er endlich hineinfiel und schrie dann zeitgleich mit Rolf Kalb: „Sechzehn zu fünfzehn! Mark Selby hat gewonnen!“
Happy End
Meine Eltern und Geschwister kamen wieder nachhause, als ich gerade den Fernseher ausgeschaltet hatte. Ich erzählte ihnen voller Aufregung alles. Mark Selby steht jetzt auf der Weltrangliste am zweiten Platz und mit diesem Wissen konnte ich nun überglücklich ins Bett gehen.
Ein paar Fehler hab ich gefunden…☝️😁
1. Ein Finale der WM wird nie an Pfingsten ausgetragen (liegt viel zu spät im Kalender, bzw. für die WM 2020 zu spät).
2. Es gäbe keine Frame-Wiederholung nach Stromausfall, weil im Dunkeln nicht weiter gespielt würde.
3. Wenn tatsächlich Bälle gestohlen würden, würde ein neuer Satz Bälle genommen, nicht mit den wiedergefundenen weiter gespielt.
4. Der Ref. holt die Bälle nicht aus den Löchern, sondern aus den Schienen darunter.
5. Im WM Finale muss der Sieger 18 Frames gewinnen, nicht 16.
6. Selbst bei 16 Frames ginge das Finale über 2 Tage…wann hat das Mädchen geschlafen?
7. Wer lässt ein 11jähriges Mädchen bis tief in die Nacht zu Hause alleine???😉
Btw… Toller Aufsatz! Ich hoffe, die Note war entsprechend gut.💪
Hier kommt der versprochene Extra-Applaus. 🎈👏👏👏👏
Aber ich finde, du hättest für die anderen Ratefüchse gerne noch etwas übrig lassen können. 😁